Die Botschaft zu Weihnachten: Schrott für die Welt!

For native English speakers: English Summary below!! Es weihnachtet. Seinen LeserInnen wünscht nachhaltige-it deshalb ein frohes Fest, nicht ohne noch ein paar vergnügliche Zeilen zum Jahresende anzufügen und sich dann bis in den Januar zu verabschieden, denn auch Redakteurinnen brauchen mal Ruhe vor der Tastatur.
Zurück zur Weihnachtszeit. Wie immer stürmen die Menschen die Läden, um dort noch schnell etwas einzukaufen für die lieben Kinder, GattInnen oder auch Schwiegereltern. Mit besonderer Begeisterung werden die zu bedenkenden Menschen heute mit zukünftigem Elektroschrott beglückt. Media-Markt, Saturn und wie sie alle heißen, profitieren vom Weihnachtsgeschäft gewaltig, aber auch im Spielwarenhandel breitet sich Elektroschrott aus wie eine Seuche – handele es sich nun um die nächste Generation der Spielekonsole, die nach zwei Jahren Gebrauch durch die hoffnungsvollen Sprösslinge natürlich vollkommen obsolet ist und dringend durch ein neues Modell ersetzt werden muss oder um die Puppe mit eingebauter Sprachverarbeitung via Mikrocontroller. Und auch die Drohne, in Zukunft wohl das unverzichtbare Haustier jedes nur halbwegs mittelständischen Haushalts – die Süddeutsche widmete dem Spezies eine halbe Seite seiner kostbaren Wochenendausgabe – wird in Zukunft wohl den Schrottberg gewaltig erhöhen. Immerhin kann man sie von oben direkt auf diesen abstürzen lassen, das ist doch schon mal was.
Es gibt ein paar besonders perverse Beispiele für sinnloses Zeug mit Mikrochips. Solche Dinge wird ja von Schenkern häufig dann gewählt, wenn sie den zu Beschenkenden so wenig kennen, dass sie sich schlicht nicht vorstellen können, was dem gefallen könnte. Zum Beispiel Pistolenwecker. Ja, geht’s noch???
Da sollten einem doch die aktuellen Studien – der Spiegel und andere berichteten bereits ausführlich darüber – zu denken geben. Die Studie wurde durchgeführt von der bisher anscheinend wenig erfolgreichen UN-Initiative Stop the E-Waste-Problem. Denn die Elektroschrottmassen – in ihnen wertvolle Rohstoffe, die, wenn nicht rezykliert, unwiederbringlich verlorengehen, sollen weiter pro Jahr um ein Drittel anschwellen und 2017 65,4 Millionen Tonnen erreichen – das ist so viel, wie rund 200 Empire State Buildings oder elf Pyramiden von Gizeh wiegen.
Gleichzeitig gibt es auch eine Parallelstudie, die den durch TVs, Monitore, Computer und Handies/Smartphones in den USAS entstehenden Elektroschrott evaluierte. In den USA entstanden rund 1,6 Millionen Tonnen Elektroschrott, von denen 0,9 Millionen rezykliert wurden. Unter den Schrottbergen sind allein 120 Millionen Handies/Smartphones, die damit zahlenmäßig den größten Berg bilden. Beim Gewicht führen die Fernseher. Nicht mit erfasst wurden unzählige Geräteklassen wie Drucker, Scanner, Netzwerkrouter, Spielekonsolen, Speicher etc.pp, die Werte bilden also den unteren Rand der möglichen realen Zahlen.
Wenn schon nicht viel Wirkungsvolles geschieht, um die Müll-Lawine einzudämmen, dann kann man auf der von StEP produzierten Karte doch immerhin sehen, wo wie viel E-Müll entsteht. 7 kg Elektroschrott entstanden im vergangenen Jahr pro Kopf jedes der sieben Milliarden Bewohner des Planeten – 30 pro Kopf jedes Amerikaners und etwas über fünf für jeden Chinesen. Wir hier liegen dazwischen.

Was tun? Hier die wie immer nicht mit dem Wachstumsparadigma verträglichen Ratschläge von nachhaltige-it:

1. Schenken Sie etwas, das sich nicht kurze zeit später in Müll verwandelt, weil es weder Kreativität noch Herz hat. Am besten schenken Sie Zeit oder Erlebnisse. Die vergisst der/die Beschenkte nicht und kann sie lebenslang ganz ohne Müll in seinem Hirn rezyklieren, so lange er/sie noch nicht dement ist.

2. Schenken Sie sich und Ihren Lieben KEIN neues Smartphone zu Weihnachten! Und auch KEINEN gigantischen Bildschirm! Brauchen Sie wirklich die aktuellen (Abhör)Features??? Müssen Sie wirklich unbedingt in der U-Bahn Online-Spiele spielen? Und muss wirklich jedem Ihrer Sitznachbarin Ihr jeweiliges Musikprogramm in die Ohren plärren? Wenn nicht, brauchen Sie und Ihre Lieben vielleicht ein neues Handy erst in zwei, drei oder vier Jahren und nicht sofort! Und den neuen Gigantenbildschirm ersetzen Sie am liebsten durch ein genau so großes und auch teures richtiges Bild vom Künstler oder der Künstlerin Ihrer Wahl. Dann haben Sie ein gutes Werk für den meist materiell nicht so gut dastehenden Artisten getan, haben dauerhaft etwas programmunabhängig Schönes zum Anschauen und es besteht die vage Chance, dass der Einkauf langfristig im Wert steigt, statt sich zwei, drei Jahre später wieder in ein Teil des gigantischen Schrottbergs zu verwandeln, den Elektrogeräte nun mal hinterlassen.

3. Schenken Sie Ihren Kindern Spielzeug ohne elektronische Anteile. Puppen müssen weder sprechen noch Pipi machen, Spiele kommen auch ohne nerviges Gepiepe und Geblinke aus, und Kleinkinderhirne brauchen andere Anregungen als die, die sich auf Flachbildschirmen darstellen lassen.

4. Meiden Sie in der Vorweihnachtszeit Elektromärkte, die Sie doch nur dazu verleiten, Chip-bewehrte Gimmicks zu kaufen, die gleich darauf in den Müll verwandeln, weil ja im Grunde keiner was damit anfangen kann. Noch nicht einmal die Kinder oder das Haustier.

5. Schalten Sie die Lichtorgel auf Ihrem Balkon/Dach/Gartenzaun aus! Wenn die Straßen taghell sind, weil die Menschen meinen, sie müssten um die Wette leuchten, kann der Nachbar nicht schlafen und man sieht die Sterne nicht mehr. Das ist schade. Neulich brachte N24 einen Bericht über einen Menschen, der sein Heim in ein stets vor sich hinblinkendes Monstrum mit zigtausend LEDs verwandelt hat, alles computergesteuert, natürlich. Seine Stromrechnung liegt im Dezember bei 500 Euro, na, das ist doch mal ein Beispiel, dem alle sofort nacheifern sollten. Natürlich darf man dann auch nicht vergessen, gleichzeitig auf die hohen Strompreise zu schimpfen und darüber, wenn in der Weihnachtszeit der Strom ausfällt. Denn zu dem bisschen Weihnachtsbeleuchtung besteht da bestimmt gar kein Zusammenhang.

Na, dann prost! Genießen Sie Ihren Sekt ruhig, denn wenn Sie all das berücksichtigt haben, haben Sie schon viel dafür getan, den Elektroschrottberg zukünftig zu verringern. Und im Neuen Jahr sprechen wir uns wieder!

Summary:In spite of some efforts to limit the problem, e-waste is growing rapidly. UN-funded initiative Stop the E-Waste-Problem predicts in its latest study published in December that in 2017, the total annual volume will be 33 per cent higher at 65.4 million tons, the weight equivalent of almost 200 Empire State Buildings or 11 Great Pyramids of Giza. A parallel study tried to find more detailled data especially for TV, Monitors, Computers and mobile phones in the US. Result: 1,6 Million tons of E-waste, of which 0,9 Mio tons were collected. The majority of single products were mobiles/smartphones with 120 Million pieces, TV sets are leading the weight list. Do not forget when evaluating the data that a myriad of other electronic products are not included. Just to name a few: Storage, Modems/router, game consoles, printer etc. A map produced by StEP shows in Detail where the E-waste has ist origins. US citizens are producing 30 kg/year, chinese People about 5 kg/year.

If You really want to do something against e-waste, here are some hints especially for pre-christmas:
1. Give time or Events instead of electronic devices to Your loved ones. They can be recycled mentally by those you gave them too during their whole life and do not produce waste!

2. Do not give gigantic Screens and the latest smartphones to Your loved ones (or Yourself)! Do You really Need the latest espionage Technologies for the NSA in Your hand? If not, You may as well use Your old one some years longer. Instead of the gigantic screen, buy a real artwork of Your favorite artist same size and also price – this helps the Aatist, gives You something nice to see independent of the production of media industries and the Chance that the value of the artwork may rise by time – whilst the Screen will become a part of teh E-waste-mountain within a few years.

3. Buy toys without electronic components! Games Need not blink and shout, puppets Need not talk and pee, toddlers need different sorts of Entertainment from that a flatscreen has to offer!

4. Avoid Electronic Shops especially before Christmas! They are stuffed with electronic Gadgets that turn into e-waste as soon as the parcel is unpacked, as noone knows what to do with them, not even Your kids or Your pet.

5. Turn off the pre-Christmas-light machine on Your rooftop, balcony or garden fence! If everything is lighted, Your neigbours cannot sleep and You do not see the stars any more. This is a pity! If You insist on making Your home a blinking advertisement for using as much electricity as possible, do not complain about high energy bills and blackouts around Christmas. Of course, in this case You will insist on Your optinion, that the tiny bit of Christmas illumination has nothing to do with neither of both. We leave this consideration to You!

Anyways: Cheers, happy Christmas and a happy new Year. If You follow the hints above You have done a lot to make the e-waste-mountain of the future less high and steep! Congratulations – enjoy Your champagne.

Important call for action: Bürgerliche Rechte in der digitalen Welt – Civil rights for the Digital Age

Der Kampf um die Bürgerrechte im digitalen Zeitalter hat endgültig begonnen. Heute erscheint in 20 deutschen und vielen anderen Zeitungen weltweit ein Aufruf von 560 Schriftstelloern, darunter fünf Nobelpreisträgern. Er befasst sich mit dem Missbrauch digitaler Daten durch Regierungen und Unternehmen und fordert im Grunde eine weltweit gültige digitale Menschenrechtscharta. Link zum Original, hier aus der FAZ. Der Aufruf steht bei Change-Org (mit Adressatin Viviane Reading, EU) zur allgemeinen Unterzeichnung bereit.

Übrigens: Auch Hersteller von Big-Data-Sysatemen sollten sich ihrer Verantwortung für ihre Big-Data-Produkte endlich bewusst werden. Dabei geht es nicht nur darum, dass die Daten der Big-Data-Kunden sicher vor unbefugten Zugriffen sind, sondern auch um die Daten, die diese Kunden auswerten: Wer als IT-Anbieter seinen Kunden eine Big-Data-Lösung verkauft und mit ihnen geeignete Analytics-, Auswerte- und Darstellungstools konzipiert, die auf moralisch oder rechtlich fragwürdige Erkenntnisse zielen, wer nicht davon abrät, Daten so zusammenzufassen, dass indirekt eine Individualisierung von Nutzern wieder möglich ist, wer Anwendungen vorschlägt, mit entwirft oder nicht von ihnen abrät, die eine lückenlose Kontrolle der gesamten Bevölkerung oder unbescholtener Bevölkerungskreise ermöglichen etc. ist für die Ergebnisse seines Handelns und damit für die dadurch möglichen Handlungsweisen seiner Kunden mitverantwortlich. Denn wer Big-Data-Lösungen verkauft, verkauft nicht einfach schwarze Kisten, sondern muss sich, um geeignete Lösungen zu finden, in die Anliegen seiner Kunden hineindenken und mit ihnen identifizieren! Deshalb gehört zu jedem Big-Data-Projekt eigentlich auch eine Art Ethik-Beratung des betreffenden Kunden.

Summary: Today, more than 500 writers worldwide, among them 5 nobel prize laureates, published a text in almost every important newspaper on the planet that calls for a new kind of digital human rights charter that ends misuse of data by governments and comüpanies and gives people their data autonomy back. The text is online at change.org for signing by the general public. Sign!