nachhaltige it kriegt neue Heimat

Blog.de hat im Herbst allen bisherigen Bloggern gekündigt, da man das Geschäftsmodell geändert hat. Deshalb kriegt nachhaltige it im neuen Jahr eine andere Heimat. Bis dort alles läuft, kann es aber etwas dauern. Dh., bis zum Erscheinen neuer Beiträge gibt es womöglich erst einmal ein zeitliches Loch. Der neue Standort wird über meinen Twitter-Account (@aruediger) bekanntgegeben. Ich würde mich freuen, wenn Sie auch dort wieder dabei wären!

Die Sendung mit der Fairen Maus – Neues von Nager IT

Da diese Seite immer mehr mit nicht erwünschter Werbung zugepflastert wird (es ist ja bald vorbei, im nächsten Jahr wird umgezogen!), nun auch mal etwas von mir erwünschte Information über ein Produkt: nager-it bringt eine neue Edition seiner fairen Maus. Das Tierchen kann jetzt sogar selbst auf einem 3D-Printer hergestellt werden, die Pläne stehen nun im Internet. Wer das tierische Zeigegerät vom Hersteller kauft, kann sich auf fair gehandeltes Zinn freuen, das seit Neuestem darin steckt (es kommt von der Firma Stannol). Das Rad ist aus Holz, das Plastik kompostierbar (man braucht wahrscheinlich einen speziellen Langzeit-Komposthaufen, mit einem Jahr wird es kaum getan sein), als neue Vertriebsschiene wurden die Weltläden aufgetan, und Großabnehmer des Nagetiers kriegen Rabatte. Kurzum: Besser als diese Maus wäre nur gar keine, aber die Gestensteuerung ist noch nicht so weit gediehen, dass dies überall eine Option darstellte. Fehlen noch Angaben zur Lebensdauer/Garantie, denn ein Öko-Produkt sollte selbstverständlich länger halten als die üblichen Produkte.

Auf dem Weg zu einer Philosohie der Infosphäre

Hier und da leuchtet einmal ein neues Weltverständnis auf, das die Infosphäre in den philosophisch-politischen Diskurs einbettet, das ist allerdings noch sehr selten der Fall. Zwei Schritte in diese Richtung sollen hier vorgestellt werden.
Einen hat Luciano Floridi unternommen. Floridi lehrt in Oxford Philosophie und Ethik der Information und ist Forschungsdirektor des Oxford Internet Institute, gehört also zu den Menschen, die tatsächlich Philosophie und Informationstechnik oder Internet in ihrem Wissen und Denken profund verbinden. Floridi begreift die allgegenwärtige Digitalisierung als echte Kulturrevolution, in dem Sinn, dass sie Denkstrukturen, Vorstellungsvermögen und Handeln der gesamten Menschheit tiefgreifend verändert. Floridi sieht dies als Chance, benennt aber auch Risiken, beispielsweise durch den hohen Energie- und Materialverbrauch informationstechnischer Systeme, deren neuartige Fähigkeit er darin sieht, dass sie Informationen nicht nur aufzeichnen oder darstellen, sondern auf neuartige Weise vernetzen und verarbeiten können. In zehn Kapiteln beschäftigt sich Floridi mit zehn Dimensionen und der Auswirkung der Infosphäre auf sie: Zeit, Raum, Identität, Selbstverständnis, Privatsphäre, Intelligenz, Handeln, Politik, Umwelt und Ethik. Wer eine anspruchsvolle Anregung dafür sucht, den Platz in der Infosphäre in der Welt zu verstehen, ist bei Floridi richtig. Ganz am Ende plädiert der Wissenschaftler dafür, die Infosphäre als einen „gemeinsamen geteilten Raum“, sprich: als Commons, zu betrachten, „die zum Nutzen aller erhalten werden muss“.
Ein zweiter Versuch, in Richtung einer soziologisch-politisch-philosophischen Durchdringung der Informationssphäre voranzuschreiten, ist eine neue internationale wissenschaftliche Zeitschrift, Digital Culture and Society, deren erste Ausgabe jetzt erscheint. Herausgeber der ersten Nummer sind Ramón Reichert und Annika Richterich, beides Wissenschaftler, die sich im universitären Umfeld mit dem Thema Digitalisierung und Gesellschaft befassen. In der ersten Ausgabe geht es um die Beeinflussung der materiellen Welt durch die digitale und umgekehrt sowie darum, welche Materialität die digitale Welt selbst besitzt. Darin finden sich Aufsätze zu einer neuen Techno-Ökologie, Analysen der Vorformatierung der Wahrnehmung digitaler Inhalte durch den verbreiteten ASCII-Code und den Touchscreen, eine Theorie vernetzter Städte, Reflektionen zu Software und Sprachwissenschaft, intelligenten Sensoren, die Beeinflussung menschlicher Handlungsmöglichkeiten durch digitale Technologie etc. Zwei ausführliche Interviews runden den Band ab. Allgemeinverständliches darf man nicht erwarten, Leser sollten wenigstens ab und zu soziologische oder philosophische Texte konsumieren, sonst dürften sie sich von der Komplexität der sprachlichen Darstellung, die die Kenntnis des Begriffsapparats der Disziplinen mehr oder weniger voraussetzt, überfordert fühlen. Jedem Text ist eine etwa halbseitige Zusammenfassung vorangestellt, wie in wissenschafltichen Publikationen üblich, folgt am Ende der Texte ein ausführliches Literaturverzeichnis. Die Zeitschrift erscheint in Englisch zweimal im Jahr, es gibt eine digitale und eine Print-Ausgabe.
Bibliographie: Luciano Floridi: Die 4. Revolution. Wie die Infosphäre unser Leben verändert. Gebunden, 318 Seiten, Suhrkamp-Verlag Frankfurt 2015. ISBN 978-3-518-58679-2, 29,95 Euro.
Ram´n Reichert, Annika Richterich (Hrsg.) Digital Meterial/ism. Volume 1, 2015, issue 1 der Zeitschrift Digital Culture Society, broschiert, 237 Seiten, Transcript-Verlag, Bielefeld, 2015. Print: ISBN 978-3-8376-3153-1/PDF-ISBN 978-3-8394-3153-5, 55 Euro/Jahr (2 Ausgaben) Bundle (Print und PDF: 60 Euro/Jahr.

Internetwirtschaft in Deutschland: Green IT kein Thema mehr? Internet Economy in Germany: green IT no longer of interest?

In einer groß angelegten Studie liefert Arthur D. Little zusammen mit dem eco-Verband zahlreiche Prognosen für die deutsche Internet-Wirtschaft für die Jahre 2015 bis 2019. Download hier. Fazit: Alles wächst prächtig – wahrscheinlich auch Stromverbrauch und Kohlendioxid-Ausstoß. Nur leider erfahren wir über dieses Thema in der gesamten Studie kein Wort. Die Suche nach den Begriffen Stromverbrauch, PUE, Kohlendioxid erbrachte jeweils das Resultat Null. Im Vorfeld des Klimagipfels reicht es anscheinend, das unangenehme Thema an die Politclowns in Paris zu delegieren und sich ansonsten in derzeit durch nichts belegten angeblichen Energieeinsparungen durch IT-Einsatz zu sonnen, statt schleunigst weitere gravierende Einsparmaßnahmen durchzuführen, z.B. langlebigere Endgeräte durchzusetzen. Spätere Generationen werden sich bedanken, wenn ihnen die Klimaflüchtlinge über den Kopf wachsen!

Summary: People interested in the development of German Internet Economy may read the recent study of Arthur D. Little and eco-Internetverband (downloadable here). Main result: Everything grows finely – probabely also energy use and carbon dioxide Output. But you will find not a single chapter about that in the study. It seems enough to leave the critical Topic to the polit cloowns of Paris instead of dealing with it in own responsibility.

Neue TCO-Zertifizierungsrichtlinien

Das IT-Zertifizierungsinstitut TCO Development hat seine Regeln verschärft. Das Wichtigste in Kürze: Auch die Ersatzstoffe der früher verwendeten halogenierten Stoffe (als Flammhemmer verwendet) sollen jetzt einer Umweltprüfung unterzogen werden. Verwendet soll dafür die GreenScreen-Methode werden, die TCO hier näher beschreibt. Es gibt neue Restriktionen für Weichmacher für Plastik (Phtalate), da diese als krebserregend gelten und wahrscheinlich EU-weit verboten werden. Auf den Geräten muss in Zukunft angegeben sein, wie viele rezyklierte Materialien im Produkt stecken, wie viel es wiegt und wie viel Energie es braucht. Die Kontrolle der Hersteller auf sozial verantwortliche Fertigungspraktiken entlang der Wertschöpfungskette wird verstärkt, damit diese sich besser an die vorhandenen Verhaltensregeln halten. Neu etabliert werden Programme zum Bezug von materialien aus konfliktfreien Regionen für Tantal, Zinn, Tungsten (Wolfram) und Gold. Um die begehrte TCO-Zertifizierung zu bekommen, müssen Hersteller ab sofort die neuen Regeln erfüllen.

In eigener Sache: Werbung auf nachhaltige it

Ich habe es schon mal geschrieben und schreibe es nochmal: Die Verhunzung der Seite durch Werbung ist weder meine Idee noch durch mich veranlasst. Auch verdiene ich daran keinen müden Euro. Der Eigentümer der Site hat allen Bloggern zum 31.12. gekündigt, nachhaltige it zieht also irgendwann um. Übrigens zeigt sich die geänderte Situation auch darin, dass die Twitter-Weiterverlinkung bereits nicht mehr funktioniert, sondern händisch erledigt werden muss…

Cyberjunkies leben gefährlich

Die einen hassen ihn, die anderen sind froh, dass endlich mal jemand ein paar schwarze Pünktchen auf das leuchtend rosarot-geblümte Image von Smartphones, Internet und sozialen Medien träufelt. Wer ist gemeint? Manfred Spitzer hat wieder ein neues Buch veröffentlicht. In Cyberkrank rückt er in gewohnter Klarheit und Deutlichkeit allerlei Krankem – vom Zipperlein bis zur massiven Erkrankung – auf den Leib, kurz, allem. was Intensivnutzern der oben genannten Medien droht. Digitales ist die Quelle einer neuen Welle von Zivilisationskrankheiten. Im ersten Kapitel erklärt Spitzer diesen Begriff und macht klar, dass die Menschheit für die grundlegende Veränderung ihrer Lebensweise immer büßen musste – im Neolithikum durch Unterernährung und Zahnkaries, heute, im digitalen Zeitalter, durch Depressionen, Vereinsamung und Konzentrationsmängel. In den weiteren Kapiteln dröstelt Spitzer bestens belegt auf, welche gesundheitlichen Folgen fortgesetzter Digitalgebrauch haben kann. Vom suchthaften Nutzungsverhalten mit Entzugserscheinungen über Stress, Angstzustände bis hin zur Hypochondrie, Entwicklungsmängel bei Kindern, die zu früh an den digitalen Bildschirm gesetzt werden, statt im Grase zu krabbeln, Schlafstörungen bei e-Book-Lesern vor dem Einschlafen, gestörtem Sexualverhalten und überhaupt einem gesteigerten Risiko von Depression und Vereinsamung bei all denen, die digitale Medien mehr als fünf Stunden täglich nutzen (Wie lang ist Ihr Bürotag??). Die Therapie, die Spitzer vorschlägt, ist so einfach wie einleuchtend, nur wird die Industrie sie nicht gerne hören: Weniger, seltener und in Kindheit und Schule am besten gar nicht. Denn IT-Einsatz in der Schule bildet die Kinder ganz und gar nicht, eher im Gegenteil. Dies fand übrigens eine von Spitzer zitierte Studie des Landes Baden-Württemberg heraus. Als Folge der Untersuchung wird nicht etwa aufgehört, Schüler mit Smartphones und Tablets auszustatten, sondern einfach nur eine Studie mit noch mehr Schülern (schon die erste Studie arbeitete mit einer vierstelligen Schülerzahl!) durchgeführt. Die meisten der Studien, die Spitzer zitiert, hat übrigens die IT-Industrie garantiert weder direkt noch indirekt bezahlt wie die gern angeführten Elaborate von Marktforschungsunternehmen, Industrieverbänden oder Beratungshäusern. Wer meint, es sei sinnvoll, das eigene Nutzerverhalten im Licht medizinischer und neurowissenschaftlicher Erkenntnis zu reflektieren, ist mit diesem Buch wegen der Vielfalt der angesprochenen Themen und Gesichtspunkte bestens bedient.

Bibliographie: Manfred Spitzer: Cyberkrank! Wie das digitalisierte Leben unsere Gesundheit ruiniert. Droemer-Verlag München 2015. Gebunden, 432 Seiten, zahlreiche s/w-Grafiken, ausführliches Anmerkungs- und Quellenverzeichnis. €, ISBN 978-3-426-27608-2

was wird aus Smart Cities im Cyberwar?

Alle reden vom Smart Cities. Wenige reden von der Angreifbarkeit, die es bedeutet, städtische Infrastrukturen total zu vernetzen. Florian Rötzer tut es in seinem Buch „Smart Cities im Cyberwar“. Rötzer war viele Jahre lang Chefredakteur der Online-Zeitschrift Telepolis und ist somit der Technologiefeindschaft unverdächtig. Doch nun lenkt er die Aufmerksamkeit der Leser auf die Tatsache, dass digitale Infrastrukturen die Angreifbarkeit von Städten stark erhöhen. Dies nicht etwa nur wegen „Hacktivismus“, Cyber-Spionage oder auch gezielten digitalen Attacken á la Stuxnet. Das viel größere Risiko sieht Rötzer im Fall tatsächlicher kriegerischer Auseinandersetzungen in der Möglichkeit, durch Zündung einer Bombe mit spaltbarem Material in der richtigen Höhe via elektromagnetischem Puls alles, was digital ist und keinem besonderen Schutz unterliegt schlicht auszuradieren und damit unsere gesamte digitale Zivilisation im betroffenen Gebiet in Nullkommanichts zu vernichten. Da heute nahezu jedes Aggregat mit einer digitalen Steuerung ausgerüstet ist, bedeutet das: Kein Wasser, keine Heizung, kein Strom, keine Telekommunikation, keine öffentlichen Verkehrsmittel, keine funktionierenden elektronischen Leitstellen für was auch immer, noch nicht einmal das medizinische Gerät in den Kliniken oder jedenfalls große Teile davon würde ohne seine elektronischen Komponenten heute noch funktionieren.
Dieses Risiko kommt sozusagen als Add-on auf alle digitalen Spionage-, Hack- und ganz banalen Fehlerrisiken aufgrund fehlerhafter Software bei Smart Cities obenauf und würde, wollte man es beseitigen, wohl flächendeckend sehr aufwändige und teure Sicherheitsinvestitionen erfordern. Wer über die intelligente Stadt einmal aus einer ungewohnten Perspektive nachdenken möchte, findet hier eine gute Anregung. Es werden zwar keine blutrünstigen Szenarien im Detail dargestellt, aber allzu feinnervig sollte man trotzdem nicht sein. Schließlich behandelt er kriegerische Szenarien und damit welche, die die Menschen im aktiven Alter sich für Westeuropa wohl weder vorstellen können noch möchten.

Bibliographie: Florian Rötzer: Smart Cities im Cyberwar. Westend-Verlag, Frankfurt, 2015Broschiert, 256 Seiten, 14,99 Euro, ISBN 978-3-86489-112-0. E-Book 9,99 €, ISBN/EAN 9783864896002

Neues von fairen Mobiltelefonen (Fairphone/Puzzlephone)

Bei Smartphones tut sich was. Wenn schon alle unbedingt meinen, das Ding zu brauchen, wäre es beruhigend, wenigstens ein fair produziertes zu besitzen. Hier gibt es in Zukunft wahrscheinlich wenigstens etwas Auswahl.
Denn erstens hat Fairphone seine zweite Version fertig und nimmt nun Vorbestellungen entgegen. Die Firma ist inzwischen dank über 17000 Unterstützern finanziell unabhängig. Zum Fairmphone gibt es nicht zur Zubehör, sondern auch Ersatzteilpakete. Das Gerät soll mindestens fünf Jahre halten. Dazu, was austauschbare Module in der Praxis bedeuten, gibt es bei der ZEIT einen ersten Eindruck. Laut Heise-Newsticker vom 30. September gibt es 15000 Vorbestellungen, was darauf schließen lässt, dass doch einige Menschen vom konventionellen Smartphone-Müll genug haben.
Anbieter Nummer 2, Puzzlephone, garantiert von Anfang an bei den Geräten des Anbieters nicht nur Modularität, sondern auf diesem Wege auch modulare Leistungssteigerung. Das Gerät soll in Finnland gefertigt werden, zu den verwendeten Materialien macht das Management derzeit keine Angaben. Die Crowdfunding-Kampagne, die den Produktionsbeginn in Stückzahlen sicherstellen wird, soll ab 3. November bei Indiegogo starten. Neben dem modularen Telefon samt Upgrade- oder Change-Möglichkeiten plant Puzzlephone Reuse-Möglichkeiten für gebrauchte Komponenten: Sie sollen anderen Nutzern zum Kauf angeboten werden oder in neuartige Clustering-Devices integriert werden können, um dort ein „zweites Leben“ zu führen. Wer sich dafür interessiert, findet hier die Informationen.

Wie Smartphonesucht uns irre macht (Rezension)

Digital Burnout heißt ein neues Buch, das sich mit den Folgen der zu häufigen Smartphone-Nutzung für die Nutzer beschäftigt und zu wahrhaft erschreckenden Erkenntnissen kommt. Manche werden dei Menthal-App kennen. Die App kann man sich kostenlos ausf Smartphone laden, sie misst dann das Nutzungsverhalten, und wenn man es so bestimmt, werden die Daten auch in eine große Nutzerstudie einbezogen. Eines ihrer Ergebnisse, gewonnen aus der Auswertung der Daten von 250000 Nutzern: Alle 18 Minuten IM DURCHSCHNITT schauten die Smartphone-Besitzer, die eine Menthal-App nutzen und ihre Daten zur Verfügung gestellt haben, auf den Bildschirm. Das, so erklärt der Autor dann, ist schlimm, denn das menschliche Hirn ist entgegen dem gern gebetsmühlenartig wiederholten Gerede vom Multitasking eben nicht fähig, vieles parallel zu tun, sondern nur genau zwei Dinge. Tut man was Drittes, fällt das erste oder zweite raus, man vergisst es dann. Das liegt an der Architektur unseres Denkorgans, das Sachen, die wir uns kurzzeitig merken müssen, entweder in den rechten oder in den linken Frontallappen stopft und im Zweifel zwischen ihnen schnell hin und her schaltet, was manche mit echtem Multitasking verwechseln. Nummer Drei verdrängt dann den bisherigen Inhalt aus Frontallappen eins oder zwei. Außerdem habe die Forschung gezeigt, so der Autor, dass man zum vollen konzentrieren auf eine Aufgabe zehn Minuten braucht, und zum vollen Entspannen ebenfalls. Erst dann sit man entweder geistig voll auf hundert oder voll auf Null. Unterbrechungen führen dazu, dass die Frist wieder von vorn beginnt. Wer also alle 18 Minuten aufs Smartphone schaut, hat genau acht Minuten zeit, wirklich hochkonzentriert bei der Sache zu sein, was uns manchmal auch ein angenehmes Gefühl namens Flow beschere, so der Autor. Nicht gerade viel, um Höchstleistungen zu erbringen. Und wer noch öfter in den Bildschirm seines Smartphones starrt, kriegt noch weniger auf die Reihe. Davon muss es viele geben, denn 18 Minuten ist, wie gesagt, ein Durchschnittswert. Die Folge: Ständige Anspannung, das Gefühl, trotz ständigen Rotierens null zu Wege zu bringen, und im Endeffekt Erschöpfung. DIe Lösung fürs Problem: Meditation, Yoga, Smartphone-Diät – eine Art kalter Entzug in Eigenregie, die den Nutzer wieder zum Herren über sein Gerät macht statt umgekehrt. Obs funktioniert? Bald kommt sicher die nächste Untersuchung, die uns darüber Auskunft gibt. Liest sich jedenfalls gut und könnte helfen, wenn man selbst vielleicht schon denkt, dass da irgendwas nicht stimmt mit dem eigenen User-Verhalten. Wer das nicht glaubt, wird, wie alle Süchtigen, wahrscheinlich sagen, dass er oder sie das natürlich im Griff hat und eher noch eine App runterladen oder ein Whatsapp schreiben, als das Buch zu lesen.
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Bibliographie: Alexander Markowetz und Ann-Kathrin Schwarz: Digitaler Burnout. Warum unsere permanente Smartphone-Nutzung gefährlich ist. Droemer-Verlag, München, 2015. 224 Seiten, gebunden, 19,99, eBook 17,99, ISBN 978-3-426-27670-9