Ein nicht mehr ganz neues Buzzword geht um in der IT-Industrie: die Cloud. Einmal abgesehen davon, dass sich hinter diesem schwammigen Gebilde noch jede Menge Unklarheiten verstecken und technisch noch längst nicht alles fest definiert ist, abgesehen davon, dass viele Firmen auch heute noch hoch und heilig schwören, sie würden „niemals, niemals“ ihre IT aus dem Haus geben (haben sie das nicht auch vom Mainframe behauptet?), ist Cloud, gerade aus der Perspektive von Green IT, möglicherweise eine ziemlich glänzende Idee.

Denn zu Ende gedacht (zugegeben, dazu gehört eine gewisse Phantasie und auch viel Optimismus) bedeutet Cloud nichts anderes als dass der Anwender nur noch ein relativ simples, nicht besonders starkes und daher auch nicht besonder stromzehrendes Endgerät benötigt statt alle drei Jahre einen PC, dessen Leistungsdaten bisher den Regeln des klassischen IT-Dreisprungs (Schneller-Höher-Weiter) folgten. Eine erste Vorschau auf das Zeitalter der Cloud geben uns die Netbooks: Selbst eher schwächlich, öffnen sie das Tor zu allem, was irgendwo im Web lagert.

Für Hersteller von IT-EQuipment ist das freilich eine schlechte Nachricht: Denn wenn keiner mehr starke PCs braucht außer den RZ-Betreibern und fanatischen Online-Spielern, dann brechen deren Umsätze weg. Wenn die Rechenleistung mehr und mehr zentralisiert wird, könnte es auch sein, dass man sich an den guten alten Mainframe erinnert oder völlig neue, superoptimierte (in jeder Hinsicht, auch beim Energieverbrauch), hochskalierbare Systeme erfindet. Ein Blick in den Speichermarkt und besonders auf Neulinge bei sogenannter Scalable Storage ist hier zu empfehlen.

Insgesamt wird man im Cloud-Zeitalter dauerhaft jedenfalls nicht so viel Hardware absetzen können wie bisher, schließlich ist die Auslastung der heutigen, verteilten Rechnerwelten noch meilenweit vom Optimum entfernt. Andere sagen, das wäüre Blödsinn, alles würde immer weiter wachsen, gerade in der IT. Mag sein, ewig aber nicht. Das einzige, was ewig wächst, ist Krebs, und der vernichtet seinen Wirt. Das mag ein sehr genereller Einwand sein, doch sei auch an Meister Kntradieff erinnert und an den ITK- und Automotive-Zyklus, der sich nun nach Meinung vieler seinem Ende nährt. Kontradieff-Zyklus zu Ende heißt immer: Goldene Zeiten vorbei, der Alltag fängt an, Optimierung ist gefragt.

Ist es schlimm, wenn manche IT-Firmen, wie vielerorts gerade im Jahr 2009 zu besichtigen, in die Krise geraten? Für die betroffenen Mitarbeiter natürlich. Ansonsten nein. Die Cleveren haben es schon verstanden und setzen auf Services, und um die Dummen ist es nicht schade.

Schließlich brauchen wir das Metall und die seltenen Erden, die ohne Cloud vielleicht in schlecht ausgelastete Rechner eingebaut werden würden, dringend woanders. Zum Beispiel, um sie zu intelligenten Energieversorgungssystemen, IT-basierenden Haushaltsgeräten mit Fernsteuerung und so weiter und so fort zu verbauen. Das ist allemal notwendiger als der Dritt-PC, auch wenn so mancher Marketing-Guru es nicht gern hört. Selbiges gilt übrigens auch für den Flachbildschirm mit meterlanger Diagonale, in dem jede Menge Material steckt, was anderswo nützlicher untergebracht wäre. Hat eigentlich schon mal jemand ausgerechnet, wie viel Mal für den Preis eines solchen wohnzimmerzerstörenden Boliden ins gemütliche Kino gehen und mit anderen ablachen könnte? Aber das nur am Rande.

Aus grüner Sicht ist es daher nur zu hoffen, dass die Cloud erfolgreich wird.

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