Green IT: Auf nach Hannover zur Cebit

Ausstellerschwund hin, Besucherschwund her – Hannover wird durch die Cebit auch in diesem Jahr wieder für ein paar Tage zur Bundeshauptstadt für Green IT. Wer einen Überblick über alle Veranstaltungen im Green-IT-Zentrum in Halle 8 sucht, findet ihn hier.

Täglich wechselnde Themenschwerpunkte mit namhaften Referenten aus Industrie, Politik und NGOs befassen sich mit vielen wichtigen Aspekten des Themas. Anlässlich einer Pressekonferenz am Freitag morgen (9 Uhr 30 bis 10 Uhr) sollen Umweltminister Norbert Röttgen und BITKOM-Vorsitzender Professor Scheer dazu Stellung nehmen, was ITK für Umwelt- und Klimaschutz tun kann.

Fürs Kontrastprogramm sorgen schon am 28. Februar in der Stadt Umweltaktivisten, die die Arbeitsbedingungen in den Sweatshops der Elektronikindustrie des Südens und Ostens anprangern wollen – nachhaltige IT berichtete.

ETH-Initiative macht Haus-Stromnetz zum SmartGrid

Ein Artikel in der Energiefachzeitschrift energy 2.0 weist auf die DigitalStrom-Initiative hin. Diese 2007 an der ETH Zürich gegründete Non-Profit-Vereinigung will eine neue Technologie, die von zwei Schweizer Chipdesignern entwickelt wurde, zu einem neuen weltweiten Standard machen. Die Organisation managt die technologische Weiterentwicklung, zertifiziert Produkte, definiert Hard- und Softwarestandards und so weiter.
Der Kern der Technologie sind winzige, kostengünstige Chips, die sich in jedes Elektrogerät – auch Lampen und Stecker – einbauen lassen, ohne dass deren sonstiger Bauplan oder ihr Funktionieren verändert werden müssen. Außerdem lassen sich Geräte auch durch Zwischenstecker mit DigitalStrom-Technologie ausrüsten. Über diese Chips und das Stromnetz kommunizieren die Elektrogeräte in einem Haushalt miteinander und stellen dem Endanwender Daten über den Stromverbrauch und dessen Verteilung auf Verbraucher bereit. Die Daten bleiben im Haushalt, es sei denn, der Besitzer gibt sie für Dritte frei.
Die Technik ermöglicht zum Beispiel, Geräte über Lichtschalter oder PDAs ein- und auszuschalten oder dass sich Haushaltsgeräte untereinander darüber verständigen, welches von ihnen gerade am dringendsten Strom braucht, um Lastspitzen und die Nutzung besonders teurer Tarife zu vermeiden. Wenn der Herd gerade kocht, muss schließlich der Kühlschrank nicht kühlen.
Außerdem lässt sich mit den Chips die Standby-Leistung auf die zukünftig geforderten 0,3 und später 0,1 Watt senken. Auch Remote-Steuerung der Hausgeräte von außerhalb ist möglich: Dazu wird im Sicherungskasten ein Mini-Server installiert, der die Daten aus dem häuslichen Stromkreis ans Handy des Besitzers oder eine Internet-Seite überträgt. DigitalStrom betont, dass der Haushaltseigner die Hoheit über die Steuerung seiner Geräte behält: Der Provider könne zwar steuerungsrelevante Nachrichten an Geräte schicken, diese bleiben jedoch im Sicherungskasten-Server des Anwenders hängen, es sei denn, er hätte selbst die Absicht, die Steuersignale des Providers durch seine Geräte umsetzen zu lassen.
Gegenüber anderen Technologien wie Powerline, anderen Funk- und Kabeltechnoologien betont die Initiative Sicherheits-, Preis- und Implementierungsvorteile sowie die einfache Nutzung durch die Endanwender. 2010 wird DigitalStrom in einer Version 1.0 als Open-Lizenz verfügbar gemacht. Die Mitgliederliste der Initiative ist schon ziemlich lang und umfasst zahlreiche namhafte Forschungsinistitutionen, Verbände und Hersteller.

UNEP: Flut von Elektroschrott rollt auf südliche Länder zu

Das Umweltprogramm der Vereinten Nationen, UNEP, hat in einer Pressemitteilung darauf hingewiesen, dass insbesondere in südlichen Ländern dringend erforderlich ist, sich auf eine Flut von Elektroschrott vorzubereiten. Anderenfalls wären schwerwiegende Umweltbeeinträchtigungen zu befürchten. Ausgewertet wurden für die Studie „Recycling – from E-Waste to Resources“ Daten aus elf Entwicklungsländern, darunter auch Indien und China. Je nach land und Produktkategorie müssen die Länder in den nächsten Jahren Zuwächse bei den Elektroschrottmengen bis auf das 18fache jetziger Volumina bewältigen. Besonders stark fällt der Zuwachs bei aussortierten Handys aus. Das bedeutet angesichts der oft wenig professionellen Rezyklierverfahren große Gefahren für die Bevölkerung, etwa durch giftige Gase, die bei der ungeordneten Verbrennung von Kabeln und anderen High-Tech-Materialien entstehen, durch Schwermetalle und andere Stoffe.
Schafften es dagegen diese Länder, eine geordnete Recycling-Infrastruktur auf die Beine zu stellen, könne diese Arbeitsplätze schaffen und den betreffenden Ländern eine neue Rohstoffquelle eröffnen. Die UNEP empfiehlt den Ländern, gezielt Exzellenzzentren für Recycling als Modelle für sinnvolle Praktiken und im ganzen Land ein umfassendes Recycling-System für Elektroschrott aufzubauen.

nachhaltige IT goes Solar

Weil man nicht nur drüber reden, sondern auch was wissen soll, startet die Betreiberin von nachhaltige IT Anfang März einen zweiten Blog – Die Solateurin –. Dort wird berichtet, was man so in einer Solarteurausbildung lernt und was dort geschieht – und zwar live aus dem Leben. Deshalb ist auch noch nicht klar, was mit dem Blog nach Abschluss der Ausbildung geschieht. Aber bis dahin erst mal viel Spaß mit der Solarteurin! (nachhaltige IT wird in den Ausbildungsmonaten weiter betrieben, möglicherweise aber mit etwas gebremstem Elan).

Pappmaché-PC und sparsame Festplatten

Auch im Februar wieder interessante News vom Green-Computing-Portal, mit dem nachhaltige-it kooperiert.
So stellte Samsung den Nachfolger der Festplatte EcoGreen F2EG vor: Die EcoGreen F3EG ist mit 1,5 TerraByte oder 2 TerraByte verfügbar, soll bis zu 40 Prozent weniger Strom verbrauchen, als herkömmliche HDDs und ist bereits in Online-Shops gelistet. 40 Prozent weniger Stromverbrauch im Idle-Betrieb und 10 Prozent weniger im Normal-Betrieb, mehr gibt Samsung nicht zur Leistungsaufnahme der neuen 3,5-Zoll-Festplatten an. Erste Test werden zeigen, was davon zu halten ist. Verfügbar sind beide Modelle sowohl mit 16MB, als auch mit 32MB Cache. Neu an den EcoGreen F3EG ist vor allem die maximale Größe von 2 TB, die “alten” F2EG-Platten gab es nur mit maximal 1,5 TB. Preislich ist die neue 2 TB Variante mit ungefähr 128 Euro recht attraktiv. Die 1,5 TB Variante dürfte sich auf dem Niveau des Vorgängermodells bewegen, das derzeit ab 89 Euro erhältlich ist.
Und auch das gibt es: Einen PC im Pappgehäuse! Obwohl Computergehäuse eigentlich die idealen Kandidaten für Wiederverwertung wären (alte Hardware raus, neue Hardware rein), werden meistens alte PCs immer komplett ersetzt und die alten Gehäuse landen mit dem Rest im Elektroschrott. Ein neuer PC fühl sich eben nur mit neuem Gehäuse wirklich neu an. Und verdenken kann man es auch nicht allen, denn nicht jeder weiß, wie er die alte Hardware gegen neue tauscht. Hierüber muss man sich beim Recompute-PC keine Gedanken machen, denn das Gehäuse besteht komplett aus Pappkarton. Wird es nicht mehr benötigt, kann es problemlos im Altpapier entsorgt werden. Laut Webseite soll der PC inzwischen in die Produktion gegangen sein, er müsste also auch bald erhältlich sein. Wie “grün” der Rest des Computers ist muss sich noch zeigen, denn momentan finden sich keinerlei Informationen zu den Spezifikationen. Auch über die Abschirmung gegen elektromagnetische Strahlung (EMC) des Gehäuses ist nichts bekannt. Aber eine witzige Idee ist der Recompute-PC auf jeden Fall.

Kein Faschingssscherz: Klimaneutral suchen mit Forestle und Znout

Wie viel Kohlendioxid durch Internet-Suchen in die Luft geblasen wird, ist unklar. Klar ist aber, dass das nicht sein muss. Ich möchte hier drei Initiativen vorstellen, die sich bemühen, negative Klimaauswirkungen unserer aller Liebe zum Web zu minimieren:
1. die Suchmaschine Forestle. Sie ist mit Yahoo hinterlegt, weil Google den ursprünglichen Vertrag mit Forestle plötzlich ohne Angabe von Gründen gekündigt hat. Forestle arbeitet mit dem Adopt-an-Acre-Program der Naturschutzorganisation The Nature Conservancy zusammen. Die Einnahmen, die durch Klicks auf Spoonsored Links generiert werden, werden bis auf zehn Prozent Verwaltungskosten dazu verwendet, Wald zu schützen – durchschnittlich pro Suche 0,1 Quadratmeter und in Summe bisher über vier Millionen Quadratmeter. Ein Teil der Verwaltungskosten wird dafür verwendet, die statistisch ermittelten Kohlendioxidausstöße pro Suche auf Forestle durch den Kauf von Zertifikaten für erneuerbare Energie zu kompensieren, so dass Forestle nicht nur waldfreundlich, sondern auch noch klimaneutral ist.
2. Wer unbedingt Google im Hintergrund will, kann auch zu Znout (Zero Negative Output) greifen. Znout wurde laut Website gegründet, weil Google die Zusammenarbeit mit Forestle verweigerte und man unheilbaren Google-Enthusiasten eine klimaneutrale Alternative anbieten wollte. Forestle ist inzwischen auf Yahoo umgestiegen. Znout also sucht mit Google im Hintergrund und kompensiert ebenfalls alle Kohlendioxidemissionen, die statistisch ermittelt werden, mit Zertifikaten. Das Geld dafür wird durch Klicken auf Werbelinks generiert. Über 7 Millionen Watt wurden so schon angegrünt. Was mit finanziellen Überschüssen geschieht, geht aus der Website von Znout nicht hervor.
3. CO2stats ist ein kommerzielles Unternehmen, das es sich zum Ziel gesetzt hat, Webseiten so ökologisch wie möglich zu machen. Das geschieht einerseits, indem mittels statistischer Methoden ermittelt wird, wie viel Kohlendioxid Besuche auf den Websites, die bei CO2stats registriert sind, erzeugen. Dafpr werden automatisch Zertifikate für erneuerbare Energie gekauft. Die oben beschriebenen Suchmaschinen beispielsweise arbeiten mit CO2stats zusammen. Seinen Subskribenten liefert der Dienst zudem Informationen darüber, wie sie den Code ihrer Seite energieeffizienter (=schneller) machen können, ohne das Aussehen der Webseite zu ändern. Dafür wird eine monatliche Gebühr von mindestens 9,95 Dollar berechnet – je nach Besucherzahl ab fünf Millionen Klicks auch mehr. Außerdem werden die registrierten Seiten in ein Linknetzwerk integriert und dürfen sich mit einem speziellen Logo schmücken.

Summary:If You want to search the web climate neutral try www.forestle.org or www.znout.org. These search interfaces cooperate with Yahoo (forestle) and Google (znout). They buy certificates for renewables for every watt of energy use their visitors cause. Forestle also protects rainforest for the money generated by sponsored yahoo links.
CO2stats ist a commercial web site that optimizes the speed of member sites without changing their looks and also buys renewables-certificates for the energy these web sites use when someone visits them.

Betatester für Firefox-Addon gesucht!

Das Projekt Greensoft an der Fachhochschule Trier hat das Ziel, Software „grüner“ zu machen. Nun liegt das erste Produkt vor, das Betatester ausprobieren können: ein Add-on für den Browser Firefox, das ermittelt, ob es sich bei dem Strom, der eine besuchte Website powert, um „grünen“ oder anderen Strom handelt. Basis dafür bildet eine Datenbank, die weiter ausgebaut werden soll. Wer sich für das Tool interessiert, findet die nötigen Informationen beim Kooperationspartner von Greensoft, ecologee.net. Interessenten wenden sich direkt an s.naumann@umwelt-campus.de.

Summary Who wants to test an add-on for Firefox that tells You if a web site You visit is powered by green or by conventional energy may download the beta version of a tool developed by project Greensoft. To get the add-on, please contact s.naumann@umwelt-campus.de.

Cebit mal anders – Aktionsseminar zu Arbeitsbedingungen in IT-Industrie vor der Messe

Wer einmal anderes auf der Cebit tun möchte als nur Computer begucken, kann jetzt aktiv für bessere Arbeitsbedingungen in dieser Industrie werden: Mehrere Initiativen, unter anderem MakeITfair, Germanwatch, Weed, PCglobal und ProcureITfair, laden vom 26. bis zum 28. Februar zu einem Aktionsseminar ein, bei dem es um die Arbeitsbedingungen in IT-Industrie und Supermarktketten geht, die beide von den Aktionsorganisatoren offensichtlich als miserabel betrachtet werden (bei der IT geht es dabei vor allem um die Erzeugerländer in Asien und Osteuropa, nicht um die Bürojobs bei uns) . Man erfährt, wie die Arbeitsbedingungen aussehen, kann aktionorientierte Protestformen kennenlernen und anschließend – am 28. Februar – an Aktionen in Hannovers Innenstadt teilnehmen. Anmeldung bis 19. Februar unter ceresna@germanwatch.org.