Was machen die Großen bei Green IT?

Ein neues Buch aus dem Springer-Verlag beleuchtet Green IT einmal ganz praktisch, und zwar in Gestalt diverser Fallbeispiele aus großen deutschen Unternehmen oder Verwaltungseinrichtungen. Besprochen werden die Strategien von Bayer, Deutscher Bank, SAP, Axel Springer, IT-Dienstleistunszentrum Berlin, Üstra (Hannoveraner Verkehrsbetriebe) und bei einem internen Dienstleister. Vorangestellt ist dem Buch ein einleitendes Kapitel, das das Thema Green IT in Mikro- und Makroumwelt einordnet und begrifflich klar eingrenzt. Das ist löblich, da sich sonst schon bei der Frage, worüber man eigentlich redet, die Geister scheiden. Die Praxisartikel haben alle den gleichen Aufbau: Zunächst wird das Unternehmen – manchmal sehr ausführlich – beschrieben, dann folgt eine Beschreibung der Ausgangssituation hinsichtlich Green IT und anschließend die Umsetzung mit den vier Bereichen Governance (wer ist zuständig?), Beschaffung (Kriterien etc), Produktion, Vertrieb/Kommunikation, wobei hiermit der „Vertrieb“ von Green IT innerhalb des Unternehmens, also an die internen „Kunden“ der IT-Abteilung gemeint ist. In diesem Bereich wird auch die Green-IT-spezifische Kommunikationsstrategie abgehandelt. Am Schluss folgt eine Zusammenfassung der Erkenntnisse. Liest man die Kapitel, gewinnt man den Eindruck, dass Green IT durchaus den Weg in die Köpfe des IT-Managements und, im Rahmen unternehmensumfassender Nachhaltigkeitsstrategien, durchaus auch in die Köpfe der obersten Managementebene insgesamt (zu der der CIO nicht immer gehört) gefunden hat. Allerdings vor allem dann, wenn davon ein Kostenvorteil zu erwarten ist. Dass dies bei vielen Green-IT-Maßnahmen der Fall ist, dient der Umsetzung des Themas ganz sicher. Wer selbst überlegt, in seinem Unternehmen einen stärkeren Fokus auf Green IT zu legen, findet hier ganz sicher viele Anregungen.

Bibliographie:
Rüdiger Zarnekow und Lutz Kolbe: Green IT, Erkenntnisse und Best Practises aus Fallstudien. Springer-Verlag Berlin, Heidelberg 2013. Gebunden, 181 Seiten, Literaturverzeichnis und zahlreiche s/w-Abbildungen. Neuwertig 49,90 Euro, ISBN978-3-64236151, auch als E-Book erhältlich: ISBN 978-3-642-36152-4

Rüdiger

Steuererleichterungen für Rechenzentren?

In seinem Newsletter zur Netzpolitik fordert der Internet-Branchenverband eco neben einigen recht nützlichen auch unsinnige Dinge, zum Beispiel (oh meine Güte, fällt der Wirtschaft denn wirklich nichts Besseres ein???) ausgerechnet Steuererleichterungen für Rechenzentren wegen deren Energieverbrauch. Das finde ich kontraproduktiv. Schließlich sind die großen technischen Fortschritte in der RZ-Technologie der letzten Jahre allesamt auch darauf zurückzuführen, dass man sich endlich mal was einfallen ließ, um Strom zu sparen und effizienter zu werden. Hier sind die Potentiale noch längst nicht ausgeschöpft. Wird nun der Kostendruck aus dem Thema herausgenommen, ist das die sicherste Innovationsbremse, die man sich vorstellen kann. IT ist nicht Photovoltaik! Es gibt hier große, mächtige, im Geld schwimmende Firmen in einem jahrzehntelang etablierten Industriezweig, denen man die Entwicklung der erforderlichen Novitäten, um reichlich Strom zu sparen, wirklich abverlangen kann, ohne dass sie gleich in die Knie gehen. Wir brauchen intelligente und stromsparende Prozessoren, energieeffizient geschriebene, klug gestaltete Software statt Steuererleichterungen! Davon würden nicht nur Rechenzentren profitieren, sondern jeder, der IT nutzt. Außerdem geht es derzeit gerade darum, die überbordenden Energiesteuerbefreiungen für Firmen wieder rückgängig zu machen. Merke: Jedes energiesteuerbefreite Unternehmen bedeutet mehr Kosten auf der Rechnung des Endverbrauchers. Der kann aber nicht in dem Umfang innovieren, wie es RZ könnten.