Euroforum: Wer profitiert am meisten von der Digitalisierung der Energiebranche … na? ahnen Sie es schon?…

Heute kam mit der Mail eine neue Studie über die Digitalisierung der Energiewirtschaft von Euroforum, die meinen ohnehin bestehenden Verdacht bestätigte: Von der Digitalisierung der Energiebranche werden nach der Einschätzung etwa 80 Befragten aus der Energiewirtschaft wohl am ehesten nicht etwa Energieprovider oder ihre Kunden profitieren sondern – Surprise, Surprise! – Internetprovider und die IT-Branche. Gegen letzteres wäre nichts einzuwenden, wenn die Energiekunden bei der Nennung der Profiteure vorn gestanden hätten. Aber nein, sie werden „nur“ (mit 27,2 Prozent Nennungen) gleichauf genannt mit den IT-Herstellern erwähnt, auf Platz 3 liegen mit 23,5 Prozent die Internet-Konzerne. Nimmt man also das IT-Thema zusammen, dann tauchen in etwa 60 Prozent der Nennungen IT-nahe Akteure als die großen Gewinner auf, während nur etwas mehr als ein Viertel die Anwender nennen, denen das Ganze eigentlich am Ende dienen sollte. Ob die Digitalisierung der Energiebranche der Nachhaltigkeit, den Erzeugern Erneuerbarer Energien oder der CO2-Bilanz dient, danach wurde erst gar nicht gefragt, dabei ist das Smart Grid ja vor allem dadurch inspiriert, dass man flukturierende, erneuerbare Energiequellen, also: Sonne und Wind, ins Energiesystem einbeziehen und gleichzeitig die gewohnt hohen Verfügbarkeiten aufrecht erhalten will.
Als wichtigste Vorbilder bei den Digitalisierungsanstrengungen wählen sich die befragten Manager vor allem ausgerechnet die von Kapazitätsengpässen (ich sage nur Breitband in Deutschland), Hacking-Zwischenfällen und anderen Plagen heimgesuchte TK-Branche (70,4 Prozent Nennungen) und die von uns allen heiß geliebte (ich sage nur: Deutsche Bank, Finanzkrise, durch Hochfrequenzhandel verursachte Abstürze der Börse, und wie die Banken immer wieder von Hacking betroffene „alternative Anbieter“) Finanzindustrie. Das lässt Schlimmes für die Zuverlässigkeit und Kundenfreundlichkeit des Stromnetzes erwarten, schließlich kennen wir alle die nervigen Endlos-Telefonschleifen, wenn mal was nicht geht, abstürzende Router, scheiternde Internet-Logins und ähnliche Erscheinungen.
Ein Trost bleibt: Von der flächendeckenden Digitalisierung auch des banalsten Haushaltsgeräts als Gewinnquelle scheint man sich seitens der befragten Energiemanager endlich zu verabschieden – in einer Liste der zehn wichtigsten Digitalisierungsthemen der Energieindustrie landeten Energiespeicher ganz oben, das Smarthome aber auf Platz 9. Das sähen Vertreter der IT-industrie und Internet-Branche, die uns inzwischen digitalisierte Haarbürsten zu verkaufen trachten, hätte man sie befragt, wohl anders (vgl. hier). Wer die ganze Studie lesen will, findet sie hier

Greenpeace: Miserable Umweltbilanz bei Smartphones, bessere bei Internetprovidern

In den 10 Jahren seit 2007 wurden mehr als 7 Milliarden Smartphones produziert. 78 Prozent der aktuellen Smartphone-Käufe entfallen laut Greenpeace auf Wiederkäufer, die ihr altes Gerät, meist noch funktionsfähig, verschrottet haben – die durchschnittliche Gebrauchsdauer pro Nutzer liegt bei etwa zwei Jahren. In einem neuen Bericht fasst Greenpeace nun die Umweltwirkungen dieser Lawine zusammen: gefährliche Arbeit in den Rohstoffminen, gefährliche Chemikalienexpositionen der in der Produktion Beschäftigten, hoch energieintensive Produktionsprozesse und Berge von Elektronikschrott wegen schnellen Gerätewechsels. Einige bisher nicht ersetzbare Materialien sind rar, beispielsweise liegt die derzeitige Reichweite von Indium, einer Seltenen Erde, bei 14 Jahren. Die derzeitigen Recycling-Prozesse, die ohnehin nur geschätzte 16 Prozent des gesamten Elektronikmülls erfassen, können viele Spurenelemente überhaupt (noch) nicht zurückgewinnen. Nach Daten der United Nations University wurden 2014 drei Millionen Tonnen Elektroschrott durch Kleingeräte erzeugt, zu denen Smartphones einen wesentlichen Anteil beitrugen.
Drei Viertel des Energieverbrauchs und damit auch des Kohlendioxid-Footprints eines Smartphones fallen bereits während der Produktion an. Für Smartphone-Produktion wurden bisher etwa 970 TWh Strom verbraucht, entsprechend etwa dem derzeitigen Stromverbrauch Indiens pro Jahr. Nur zehn Prozent dieser Energie stammt derzeit aus erneuerbaren Quellen.
Greenpeace fordert, den Materialaufwand durch Kreislaufführung der Produktions- und Recyclingprozesse zu verringern und gefährliche Materialien durch andere zu ersetzen. Außerdem sollen Smartphonehersteller reparaturfreundliche Geräte bauen und Ersatzteile bereithalten, so dass bei Defekten nicht gleich das ganze Gerät ausgetauscht werden muss. Hinsichtlich des Energieverbrauchs bei der Produktion fordert Greenpeace, das Hersteller über ihren Klimagas-Ausstoß berichtspflichtig werden und sich Reduktionsziele setzen, die sie zum Beispiel durch den Umstieg auf erneuerbare Energiequellen erreichen können.
So miserabel die situation bei der Smartphone-Fertigung und – nutzung ist – es gibt auch Bereiche, in denen sich etwas tut: Viele große Cloud-Provider steigen auf Renewables um. Hierfür hat Greenpeace ein Ranking im rahmen seines Berichts über die Umweltfreundlichkeit von Internet-Unternehmen entwickelt, das Apple anführt. Der Hersteller und Cloud-Provider verwendet in seinen Cloud-Rechenzentren insgesamt nur 14 Prozent Strom aus nicht erneuerbaren Quellen. Auf Platz 2 und 3 liegen Facebook (67 % Renewables) und Google (56 % Renewables). Weit hinten unter den großen Cloud-Providern rangiert übrigens AWS mit nur 12 Prozent Erneuerbaren-Anteil. Deutsche Provider, etwa die Telekom, kommen in dem Ranking leider nicht vor.