Mitmachen bei der Online-Konferenz

Selbst aufmerksam geworden durch das E-Paper Glocalist möchte ich meine Leserschaft auf die Online-Klimakonferenz Klima 2009 hinweisen, die vom 2. bis zum 6. November im Internet stattfindet und der Vernetzung sowie dem Austausch neuester Forschungsergebnisse gilt. Sie wird von der Hochschule für angewandte Wissenschaft, Hamburg, und zahlreichen Partnern veranstaltet.

Gerade für Green-IT-Spezialisten sollte diese Konferenz wegen der konsequenten Online-Durchführung besonders interessant sein. Schließlich zeigt sie, dass man weltweite Treffen auch ohne Hunderte von Tonnen Kohlendioxid-Ausstoß und Jetlag durchführen kann. Sie ist damit ein wunderbares Beispiel für die 15 Prozent des weltweiten Kohlendioxid-Ausstoß, die optimierter IT-Einsatz weltweit nach Meinung von Experten einsparen können soll. Anmeldung supereinfach per Online-Registrierung.

nachhaltige-it wird über das Ereignis aktuell berichten.

24. Oktober- Aktionstag: Bei 350 ist Schluss!

Warum 350??? 350 ppm ist die Grenze, bis zu der sich die Atmosphäre voraussichtlich mit Kohlendioxid anreichern darf, ohne dass unser Klima sich stärker als zwei Grad Celsius erwärmt, was bedeuten würde, dass sich die Auswirkungen des Klimawandels in Grenzen halten.
Alles, was mehr ist, kann, so die Wissenschaftler des IPCCC, zu verheerenden Folgen führen. Um dieses Ziel, 350 ppm, in die Gehirne möglichst vieler Zeitgenossen uind -innen zu brennen, gibt es den 350-Tag als Weltklima-Aktionstag, der von 350.org veranstaltet wird. Eine Karte der weltweit stattfindenden Events finden Sie hier. Vielleicht ist ja auch in Ihrer Nähe eines dabei! Wie wäre es sonst mit einer eigenen Idee? Vielleicht mit einem Brainstorming zur effektiven Energieeinsparung im Rechenzentrum, dessen Ergebnisse Sie am 24. ins Intranet stellen? Aber das ist natürlich nur eine kleine Anregung…

Green-IT-Allianz – erste Ergebnisse frühestens im Dezember

Die Green-IT-Allianz ist eine von der Bundesregierung initiierte und unterstützte nationale, institutionsübergreifende Initiative. Sie soll den Austausch zwischen den Akteuren fördern und so ohne viel Bürokratie Lösungen für effizientere IT-Best-Practises und -Anwendungen entwickeln, die helfen, Ressourcen zu sparen.
Die Initiative hat bisher fünf Arbeitsgruppen gebildet:
– Rolle der ICT als Enabler: erstellt einen Green-IT-Atlas mit Best-Practises für unterschiedliche Branchen, also IT-Branchenlösungen, die den Ressourcenverbrauch verringern. Typische Branchenbeispiele sind Verkehr oder Logistik. Leitung: Fujitsu Technology Solutions
– Masterplan Green IT: definiert die angestrebten Ziele bis 2020. In Kooperation mit dem Borderstep Institute.
– Software und Green ICT: diskutiert die Potentiale in der Gestaltung von Software, um dazu beizutragen, dass IT effizienter und umweltfreundlicher wird. Leitung: Sun Microsystems.
– Hardware für Green ICT: bildet einen „Body of Best Practises“ zusammen mit Anwendern. Leitung: Vertreter von Bosch Siemens Haushaltsgeräte und IBM
– Ressourceneffizienz: entwickelt Zahlenmaterial zum ökologischen Footprint von ICT, zu Materialwahl, beschäftigt sich mit Themen wie Recycling etc. Leitung: Infineon

nachhaltige-it sprach mit Isabel Richter, Bereichsleiterin Umwelt und Nachhaltigkeit
Bundesverband Informationswirtschaft, Telekommunikation und Neue Medien e.V.
über die Pläne, Ziele und mögliche Hindernisse für die Green-IT-Allianz.

nachhaltige-it: Frau Richter, wer steuert die Green-IT-Allianz?

Richter: Initiator war das Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie anlässlich des IT-Gipfels 2008, bei dem der Aktionsplan Green IT verabschiedet wurde.. Involviert sind auch unter anderem das Umweltbundesamt, das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit, das Bundesministerium für Bildung und Forschung sowie das Bundesinnenministerium in Hinblick auf die bundeseigenen Rechenzentren.

nachhaltige-IT: Wie ist das Verhältnis zu anderen nationalen und internationalen Initiativen, beispielsweise dem neu entstandenen Forschungscluster Cool Silicon in Dresden oder mit Forschungsschwerpunkten in Sachen Nachhaltigkeit, wie sie beispielsweise an der Universität Lüneburg existieren?

Richter: Bisher sind wir noch nicht verknüpft. Wir pflegen über das CIO-Kolloquium, eine Anwendervereinigung, enge Kontakte zu den Anwendern, die auch den Vorsitz in einer der Arbeitsgruppen innehaben. Dadurch sind große Unternehmen wie Bosch Siemens Haushaltsgeräte oder die Allianz-vertreten. Es geht uns dabei darum, praxiswirksam Potentiale für mehr Effizienz aufzuzeigen, egal, ob es sich um Energie, Kosten oder Ressourcen handelt.

nachhaltige-it: Wie sieht es mit der Finanzierung aus?

Richter: Es gibt ja kaum Finanzbedarf, das ist einer der großen Vorteile unserer lockeren Organisationsform. Die Allianz versteht sich eher als eine Art unbürokratischer Think Tank, um Kompetenzen auszutauschen. Bei uns (BITKOM, Anm. d. Aut.) ist die Kompetenz sowieso im Haus, so dass wir die Geschäftsstelle ohne große Kosten übernehmen können, die Teilnehmer finanzieren das Ganze also über ihr Dabeisein, indem sie Zeit investieren, zu den Veranstaltungen oder Arbeitsgruppen anreisen, die Kosten von eventuellen Veröffentlichungen werden umgelegt oder vom Verband finanziert.

nachhaltige-IT: Ist das nicht eine sehr unverbindliche Konstruktion, die vielleicht auseinanderfällt, sobald speziell die Anwender- und Herstellerunternehmen zum Beispiel wirtschaftlich unter Druck geraten?

Richter: Wir haben den Eindruck, dass den Firmen das Thema wirklich wichtig ist, wir mobilisieren ja mit Erfolg unsere Verbandsmitglieder und Anwender. Außerdem ist politischer Druck da. Natürlich müssen auch die Rahmenbedingungen stimmen, damit die Firmen hier weiter mitmachen. Wir müssen zum Beispiel konkrete Ziele definieren und Papiere herausbringen.

nachhaltige-it: Wann darf man mit ersten Ergebnissen rechnen?

Richter: Sehr wahrscheinlich zum IT-Gipfel im Dezember, größere Neuigkeiten sind für die CeBIT im nächsten Jahr zu erwarten, bei der es wieder eine großangelegte Sonderveranstaltung zu Green IT geben wird.

nachhaltige-IT: Auch Verbraucher sind ja in großem Umfang IT-Anwender mit erheblichem Stromverbrauch – ich denke zum Beispiel an die Always-on-Philosophie und immer gigantischere Flachbildschirme mit erheblichem Material- und Energieverbrauch. Sind auch Verbraucherverbände und Hersteller von Unterhaltungselektronik involviert?

Richter: Derzeit nicht. Die Initiative soll zunächst Politik und Industrie ansprechen. Allerdings ist das eine wichtige Anregung – die Initiative formt sich ja gerade erst.

nachhaltige-IT: Und was ist mit Umweltverbänden?

Richter: Ein enger Kontakt besteht über unsere zahlreichen Green-IT-Aktivitäten zum Beispiel zur Deutschen Umwelthilfe. Auch der WWF (World Wildlife Fund) und Germanwatch sind schon auf den Green-IT-Veranstaltungen des BITKOM aufgetreten. Nichtregierungsorganisationen werden also durchaus eingeladen, wir halten dieses Vorgehen für konstruktiv.

nachhaltige-IT: Frau Richter, wir danken Ihnen für das Gespräch.
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Summary: Green IT Allianz is an initiative initiated by the Bundesministerium für Wirtschaft (Federal Minister of Economy) of Germany. It is supposed to inspire discussion and exchange of ideas and Best Practises among vendors and professional users of IT, science and political institutions responsible for the reduction of energy use and carbon footprint. So far, five working groups have been installed (Hardware, Software, IT-application that reduce carbon footprint outside of IT, use and recycling of material). Financing is mostly done by participants. First results are to be expected earliest at next German IT Summit (Dec 09). End users and their appliances (e.g. TV screens) are so far not included into the topics of the initiative. Some NGOs (Non-governmental Organisations) like WWF (World Wildlife Fond) or Germanwatch cooperate with the initiative.

Carbon-Neutral – was ist das eigentlich?

Immer mehr Firmen, darunter auch viele aus der IT, streben an, „Carbon-neutral“ zu sein. Doch was ist damt eigentlich gemeint? Gemeint ist, dass ein Unternehmen seine gesamte Kohlendioxiderzeugung durch ausgleichende Maßnahmen kompensiert. Sei das nun der Bezug von „Green Energy“, der Kauf von Zertifikaten oder das Initiieren anderer Kompensationsmaßnahmen, etwa Bäume pflanzen. Unklar ist allerdings, was alles als firmenerzeugtes Kohlendioxid verstanden wird: Nur der Energieverbrauch von Produktion/Dienstleistung? Auch die Geschäftsreisen oder Arbeitswege der Mitarbeiter? Wird die indirekte Kohlendioxid-Erzeugung in der Lieferkette mit einbezogen? Wenn ich etwa eine Dienstleistung extern erbringen lasse, dann entledige ich mich deren Kohlendioxid-Last, aber diese verschwindet ja nicht, sondern landet nur bei einer anderen Firma. Jede Menge Unklarheiten also schon in der Definition!

Beispiele für FIrmen, die Kohlendioxidneutralität anstreben oder erreicht haben, sind etwa NTT Online Europe, ein Hoster, oder EMC, BT oder Dell

Gemessen und/oder bestätigt wird die Kohlenstoff-Neutralität dann von Organisationen wie Carbon Disclosure Project oder der Carbon Neutral Company. Diese Organisationen/Unternehmen bewerten den Kohlendioxidausstoß der betreffenden Unternehmen und bieten ihnen an, Zertifikate zu kaufen oder für das Aufkommen an Kohlendioxid, das sie erzeugen, kompensatorische Maßnahmen zu ergreifen, vorzugsweise in sich entwickelnden oder Entwicklungsländern (sog. Carbon Offsetting). Eine interessante Q&A-Strecke (auf Englisch) über Carbon Offsetting brachte der Blog der britischen Tageszeitung The Guardian.

Kommentar: Kohlendioxidneutralität ist schön und gut und bestimmt besser als gar nichts zu tun. Sie sollte aber nur ergänzend angewendet werden, wo und so lange andere Maßnahmen, den Kohlendioxid-Ausstoß zu senken, nicht anwendbar oder verfügbar sind. Zwar bewirkt schon allein die Auseinandersetzung mit dem Thema und der Kauf von Zertifikaten, dass man anfängt, auch absolut weniger zu produzieren, weil das ja auch Geld kostet. Da aber der Kohlendioxid-Ausstoß pro Person in den westlichen Ländern so stark sinken muss, weil sie pro Person um ein Mehrfaches mehr Kohlendioxid ausstoßen als Bewohner weniger entwickelter Länder, reicht das nicht. Wenn das gesamte Kontingent begrenzt ist und ständig überschritten wird (also der Gesamtausstoß fallen muss) und wir uns hoffentlich darüber einig sind, dass jedem Einzelmenschen prinzipiell das gleiche Recht zusteht, Kohlendioxid zu erzeugen, schaffen nur ABSOLUTE Kohlendioxid-Einsparungen hier und in allen Ländern, die ihre Kontingente überschreiten, Entwicklungsraum für die derzeit noch weniger entwickelten Länder. Also: Kompensatorische Kohlendioxid-Neutralität ist in Ordnung, aber leider absolut nicht ausreichend.

Summary: A short description and discussion of the concept of „carbon neutrality“ and „carbon offsetting“.

Wirtschaft schlägt (mal wieder) Klima

Im Deutschlandfunk hieß es soeben aus eingeweihten Kreisen, man werde wohl bei den gegenwärtig laufenden Weltwirtschaftsverhandlungen der G20 irgendwas gegen das missbräuchliche Verhalten der Banken zustande bekommen, dafür könne man sich aber eine Klimavereinbarung im Dezember nun wohl doch eher in die Haare schmieren, um es salopp zu sagen.
Man kann nur hoffen, dass in diesem Fall eher Zweckpessimismus die Feder geführt hat. Schade, dass CO2 nicht stinkt wie … naja, man ahnt schon was. Sonst wären sie alle schon möchtig hinterher, es zu beseitigen. Ansonsten hilft (für die nächste Generation im Besonderen) wohl nur beten (wenn man dran glaubt). Aber jetzt meinen sicher wieder alle, das wäre hysterisch.