Modulare Rechner: Die einen streiten drüber, die anderen machen es

Während in Deutschland und Europa teure Forschungsprojekte aufgesetzt werden, um zu beweisen, dass einfache Rechner wie PCs oder Laptops auch modular aufgebaut werden können, ohne dass diees ökonomisch unbedingt schädlich für die Hersteller sein muss, ist man in China schon weiter. Dort hat nämlich der Startup Focuswill, wie die Computerwoche in ihrer Ausgabe 15/13 und auch online einen Rechner vor, der sich komplett (bis auf den Bildschirm) in einer tastatur versteckt. Der Clou: Hauptplatine, Prozessor, Speicher und anderes Innenleben des Android-PCs, der sogar Mikro und Lautsprecher, USB-Ports, VGA-, HDMI- und Ethernet-Schnittstelle hat, sind mühelos austauschbar und können aufgerüstet werden. Die Grundvariante soll 89 Dollar kosten. mal sehen, wie das Ding einschlägt. Es ist ja kaum vorstellbar, dass menschen in ärmeren Weltregionen bereit sind, alle zwei bis drei jahre mehrere hundert bis tausend Dollar, Euro oder was auch immer für immer dasselbe (mit kleinen Abweichungen) auszugeben.

Deutsche horten Alt-PCs

Wie der Branchenverband BITKOM (Bundesverband Informationswirtschaft, Telekommunikation und neue Medien e.V.) in einer Pressemitteilung verkündet, horten deutsche Haushalte massenweise Altcomputer. Bis zu 20 Millionen (!!!) sollen in deutschen Rumpelkammern ihrem Ende entgegenrotten. Das ergab die Befragung von rund 500 Leuten über 14 durch das Marktforschungsunternehmen ARIS. BITKOM empfiehlt: zum Recyclinghof bringen, an Rücknahmeaktionen teilnehmen und Batterien nicht einfach irgendwo entsorgen.
Nun ist es zweifellos die dümmste aller denkbaren Ideen zu diesem Thema, einen noch arbeitsfähigen oder mit geringfügigen Reparaturen/kleinen Ergänzugen wieder arbeitsfähigen Rechner zu Hause im keller stehen zu lassen, bis er bestimmt nicht mehr geht respektive vollkommen veraltet ist. Wegwerfen muss man aber auch nicht gleich, selbst wenn die Technologie nicht mehr ganz neu ist. nachhaltige-it empfiehlt: PCs endlich nicht mehr alle zwei, drei jahre durch neue ersetzen, sondern so lange es geht nutzen. Wer wissen will warum, möge seinen Blick einmal hierhin lenken. Was für Laptops gilt, dürfte auch für PCs nicht wesentlich anders sein. Die zweitintelligenteste Lösung wäre, einen noch funktionsfähigen Rechner an jemanden weiterzugeben, der sich sonst gar keinen leisten kann und so wenigstens irgendwelche Erfahrungen mit eigener digitaler Technik sammelt. Davon gibt es genug Leute. Auf diese Weise lassen sich Nutzungskaskaden sicher ziemlich verlängern. Auch die Weitergabe an passionierte Elektronikbastler zum Ausschlachten ist nicht verkehrt. Dann werden wenigstens Teile wiederverwendet, und der Rest kann dann immer noch zum Recyclinghof wandern. Nur wirklich nicht mehr arbeitsfähige Rechner sollten auf die von BITKOM vorgeschlagene Art entsorgt werden, auch wenn das den Umsatz der IT-Industrie nicht steigert.

Summary:20 Million old PCs are waiting in German households for refurbishment or recycling, says branch organization BITKOM!

Rechner abschalten verlängert Lebensdauer

Früher hieß es: Durchlaufen schont den Rechner. Das ist inzwischen Blödsinn. Heute gilt: Der Rechner muss abgeschaltet werden, um ihn zu schonen! Heutige Rechner sind gegen die Unwägbarkeiten beim An- und Abschalten so gut geschützt, dass die Zahl der An- und Abschaltungen so gut wie keine Rolle mehr spielt. Und zudem werden durch Abschalten die Komponenten geschont, deren Lebensdauer sich in Laufzeitstunden bemisst. Die einfache, brutale Regel heißt: Was länger läuft, ist früher tot. Kurz: Nur ein abgeschalteter Computer ist ein nichts verbrauchender und langlebiger Computer!

Darauf weist San Murugesan, Professor an der Multimedia-Universität in Malaysia und assoziierter Professor der University von Western Sydney, Australien, in einem auch ansonsten sehr interessanten Text für die Computer Society der IEEE hin.

Summary:Switchout Your computers! It is a legend that they may live longer if You leave them on during lunchbreak or other breaks of the work. Protection is sufficient today, and components live the longer the less hours they are used. Run longer, die earlier is the brute rule. So: Switching off saves energy and money! See the text of Professor San murugesan from Multimedia University Malaysia!

Pappmaché-PC und sparsame Festplatten

Auch im Februar wieder interessante News vom Green-Computing-Portal, mit dem nachhaltige-it kooperiert.
So stellte Samsung den Nachfolger der Festplatte EcoGreen F2EG vor: Die EcoGreen F3EG ist mit 1,5 TerraByte oder 2 TerraByte verfügbar, soll bis zu 40 Prozent weniger Strom verbrauchen, als herkömmliche HDDs und ist bereits in Online-Shops gelistet. 40 Prozent weniger Stromverbrauch im Idle-Betrieb und 10 Prozent weniger im Normal-Betrieb, mehr gibt Samsung nicht zur Leistungsaufnahme der neuen 3,5-Zoll-Festplatten an. Erste Test werden zeigen, was davon zu halten ist. Verfügbar sind beide Modelle sowohl mit 16MB, als auch mit 32MB Cache. Neu an den EcoGreen F3EG ist vor allem die maximale Größe von 2 TB, die “alten” F2EG-Platten gab es nur mit maximal 1,5 TB. Preislich ist die neue 2 TB Variante mit ungefähr 128 Euro recht attraktiv. Die 1,5 TB Variante dürfte sich auf dem Niveau des Vorgängermodells bewegen, das derzeit ab 89 Euro erhältlich ist.
Und auch das gibt es: Einen PC im Pappgehäuse! Obwohl Computergehäuse eigentlich die idealen Kandidaten für Wiederverwertung wären (alte Hardware raus, neue Hardware rein), werden meistens alte PCs immer komplett ersetzt und die alten Gehäuse landen mit dem Rest im Elektroschrott. Ein neuer PC fühl sich eben nur mit neuem Gehäuse wirklich neu an. Und verdenken kann man es auch nicht allen, denn nicht jeder weiß, wie er die alte Hardware gegen neue tauscht. Hierüber muss man sich beim Recompute-PC keine Gedanken machen, denn das Gehäuse besteht komplett aus Pappkarton. Wird es nicht mehr benötigt, kann es problemlos im Altpapier entsorgt werden. Laut Webseite soll der PC inzwischen in die Produktion gegangen sein, er müsste also auch bald erhältlich sein. Wie “grün” der Rest des Computers ist muss sich noch zeigen, denn momentan finden sich keinerlei Informationen zu den Spezifikationen. Auch über die Abschirmung gegen elektromagnetische Strahlung (EMC) des Gehäuses ist nichts bekannt. Aber eine witzige Idee ist der Recompute-PC auf jeden Fall.

Greener Electronics – Ausgabe 2010 draußen

Ein schönes Neues Jahr allen Leserinnen und Lesern von nachhaltige-it!
Und rechtzeitig zum Jahresanfang gibt es auch tatsächlich etwas Neues zu melden: Der von der Branche bei positivem Resultat gern zitierte, bei negativem eher gefürchtete Guide to Greener Electronics von Greenpeace ist in der Ausgabe 2010 erschienen. Auf einer Seite mit Downloads aktueller Reports finden sich eine ganze Reihe neue Einzelberichte über die Umweltleistung diverser IT-Produzenten.
Nummer 1 in diesem Jahr Nokia. Einziger Kritikpunkt: Das Unternehmen habe vergessen, proaktiv Reklame für die neue, verschärfte RoHS-Richtlinie zu machen.
Sony residiert auf Platz 2.
Apple, früher immer wieder wegen Umweltignoranz gescholten, hat sich mittlerweile auf Platz 5 des Rankings vorgearbeitet und ist damit der Aufsteiger dieser Version des Guides. Allerdings gibt es auch bei dem Hersteller mit dem Apfellogo noch einiges, das nicht zu der Natürlichkeit solcher Früchte passt. Zum Beispiel hat sich Apple noch nicht zur freiwilligen Reduktion der Klimagase verpflichtet und es gibt keine Informationen darüber, ob und wie viel rezykliertes Plastik der Hersteller verwendet.
Absteiger des Jahres sind Dell, Lenovo, LGE und Samsung. Samsung wird vor allem abgestuft, weil der Hersteller den Ausstieg aus bromierten Flammhemmern auf 2011 verschoben und für Unterhaltungselektronik und Haushaltsgeräte gar keine Ausstiegs-Deadline mehr vorgesehen hat. Dell hat es nicht – wie geplant – geschafft, PVC und bromierte Flammhemmer bis 2009 aus den Geräten zu entfernen. Ähnliche Vorwürfe richten sich auch gegen Lenovo und LGE. Das Zurücktreten von ehemals wichtigen Umweltzielen hat wohl auch mit der Krise zu tun, zumindest Dell gehört zu den Gebeutelten des Geschäfts.