Neues von fairen Mobiltelefonen (Fairphone/Puzzlephone)

Bei Smartphones tut sich was. Wenn schon alle unbedingt meinen, das Ding zu brauchen, wäre es beruhigend, wenigstens ein fair produziertes zu besitzen. Hier gibt es in Zukunft wahrscheinlich wenigstens etwas Auswahl.
Denn erstens hat Fairphone seine zweite Version fertig und nimmt nun Vorbestellungen entgegen. Die Firma ist inzwischen dank über 17000 Unterstützern finanziell unabhängig. Zum Fairmphone gibt es nicht zur Zubehör, sondern auch Ersatzteilpakete. Das Gerät soll mindestens fünf Jahre halten. Dazu, was austauschbare Module in der Praxis bedeuten, gibt es bei der ZEIT einen ersten Eindruck. Laut Heise-Newsticker vom 30. September gibt es 15000 Vorbestellungen, was darauf schließen lässt, dass doch einige Menschen vom konventionellen Smartphone-Müll genug haben.
Anbieter Nummer 2, Puzzlephone, garantiert von Anfang an bei den Geräten des Anbieters nicht nur Modularität, sondern auf diesem Wege auch modulare Leistungssteigerung. Das Gerät soll in Finnland gefertigt werden, zu den verwendeten Materialien macht das Management derzeit keine Angaben. Die Crowdfunding-Kampagne, die den Produktionsbeginn in Stückzahlen sicherstellen wird, soll ab 3. November bei Indiegogo starten. Neben dem modularen Telefon samt Upgrade- oder Change-Möglichkeiten plant Puzzlephone Reuse-Möglichkeiten für gebrauchte Komponenten: Sie sollen anderen Nutzern zum Kauf angeboten werden oder in neuartige Clustering-Devices integriert werden können, um dort ein „zweites Leben“ zu führen. Wer sich dafür interessiert, findet hier die Informationen.

Wie Smartphonesucht uns irre macht (Rezension)

Digital Burnout heißt ein neues Buch, das sich mit den Folgen der zu häufigen Smartphone-Nutzung für die Nutzer beschäftigt und zu wahrhaft erschreckenden Erkenntnissen kommt. Manche werden dei Menthal-App kennen. Die App kann man sich kostenlos ausf Smartphone laden, sie misst dann das Nutzungsverhalten, und wenn man es so bestimmt, werden die Daten auch in eine große Nutzerstudie einbezogen. Eines ihrer Ergebnisse, gewonnen aus der Auswertung der Daten von 250000 Nutzern: Alle 18 Minuten IM DURCHSCHNITT schauten die Smartphone-Besitzer, die eine Menthal-App nutzen und ihre Daten zur Verfügung gestellt haben, auf den Bildschirm. Das, so erklärt der Autor dann, ist schlimm, denn das menschliche Hirn ist entgegen dem gern gebetsmühlenartig wiederholten Gerede vom Multitasking eben nicht fähig, vieles parallel zu tun, sondern nur genau zwei Dinge. Tut man was Drittes, fällt das erste oder zweite raus, man vergisst es dann. Das liegt an der Architektur unseres Denkorgans, das Sachen, die wir uns kurzzeitig merken müssen, entweder in den rechten oder in den linken Frontallappen stopft und im Zweifel zwischen ihnen schnell hin und her schaltet, was manche mit echtem Multitasking verwechseln. Nummer Drei verdrängt dann den bisherigen Inhalt aus Frontallappen eins oder zwei. Außerdem habe die Forschung gezeigt, so der Autor, dass man zum vollen konzentrieren auf eine Aufgabe zehn Minuten braucht, und zum vollen Entspannen ebenfalls. Erst dann sit man entweder geistig voll auf hundert oder voll auf Null. Unterbrechungen führen dazu, dass die Frist wieder von vorn beginnt. Wer also alle 18 Minuten aufs Smartphone schaut, hat genau acht Minuten zeit, wirklich hochkonzentriert bei der Sache zu sein, was uns manchmal auch ein angenehmes Gefühl namens Flow beschere, so der Autor. Nicht gerade viel, um Höchstleistungen zu erbringen. Und wer noch öfter in den Bildschirm seines Smartphones starrt, kriegt noch weniger auf die Reihe. Davon muss es viele geben, denn 18 Minuten ist, wie gesagt, ein Durchschnittswert. Die Folge: Ständige Anspannung, das Gefühl, trotz ständigen Rotierens null zu Wege zu bringen, und im Endeffekt Erschöpfung. DIe Lösung fürs Problem: Meditation, Yoga, Smartphone-Diät – eine Art kalter Entzug in Eigenregie, die den Nutzer wieder zum Herren über sein Gerät macht statt umgekehrt. Obs funktioniert? Bald kommt sicher die nächste Untersuchung, die uns darüber Auskunft gibt. Liest sich jedenfalls gut und könnte helfen, wenn man selbst vielleicht schon denkt, dass da irgendwas nicht stimmt mit dem eigenen User-Verhalten. Wer das nicht glaubt, wird, wie alle Süchtigen, wahrscheinlich sagen, dass er oder sie das natürlich im Griff hat und eher noch eine App runterladen oder ein Whatsapp schreiben, als das Buch zu lesen.
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Bibliographie: Alexander Markowetz und Ann-Kathrin Schwarz: Digitaler Burnout. Warum unsere permanente Smartphone-Nutzung gefährlich ist. Droemer-Verlag, München, 2015. 224 Seiten, gebunden, 19,99, eBook 17,99, ISBN 978-3-426-27670-9