Im Februar: Ethik-Regeln und ein nachhaltiger RZ-Verband

Der Januar ist in Lockdown-bedingter Trägheit tatenlos dahingeflossen. Müde hangelt man sich von Webkonf zu Webkonf und hat so recht zu gar nichts mehr Lust. Doch das wird jetzt anders! Im Februar möchte ich der Nachhaltigen-IT-Gemeinde vor allem zwei interessante News verkünden: Angesichts der wohl unausweichlich bevorstehenden Regulierung der Rechenzentrumsbranche mit dem Ziel, sie umweltfreundlicher und nachhaltiger zu machen, reagiert die Branche nun. Ein neuer Verband wurde gegründet mit dem expliziten Ziel, europäische Rechenzentren nachhaltiger zu machen. Die Hintergründe und Inhalte der Verbandsarbeit habe ich für datacenter-insider.de bereits gründlich beleuchtet, deshalb nur der Verweis auf den dortigen Artikel.
Und zweitens hat die International Federation of Information Processing (IFIP), also der internationale Dachverband der Informatiker, sich einen Ethik-Code of Conduct verpasst. Wurde auch höchste Zeit, denn die Digitalzauberer haben heute wahrlich mehr Macht als ihnen gut tut, zumindest dann, wenn sie über diese Tatsache nicht reflektieren.
Nun also ist ein Ethik- und Verhaltenskodex für Informatiker erschienen. Die Hardwarehersteller haben Derartiges bereits 2018 verfasst. Die Regeln der IFIP lehnen sich an den Code der ACM an.
Hier sollen nicht alle Regeln wiedergegeben werden. Bemerkenswert ist jedoch, dass in beiden Regelwerken das Gemeinwohl (nicht der Firmengewinn oder der technische Fortschritt) den obersten Wert darstellt. Eher unterbelichtet sind Verpflichtungen der natürlichen Umwelt gegenüber, sie werden nur kurz erwähnt, aber nicht ausbuchstabiert, was klar macht, dass dieses Thema in seinen Implikationen noch immer grausam unterschätzt wird.
Es geht viel um Respekt vor den Mitmenschen und Diskriminierungsfreiheit, Datenschutz, Privatsphäre und Vertraulichkeit, ein humanes Arbeitsleben und Ähnliches. Um einen expliziten Passus zur Geschlechtergerechtigkeit hat man sich (außer der Erwähnung des Geschlechts in der Nichtdiskriminierungsregel) gedrückt. Besonders erwähnt werden IoT-Systeme („Systeme, die in gesellschaftliche Infrastrukturen integriert werden“) wegen ihres hohen Risiko- und Schadenspotentials.
Und Whistleblower werden mehr oder weniger allein gelassen. Wer davon träumt, dass derjenige, der Regeln bricht, um Unrecht oder Schaden zu verhindern, automatisch geschützt wird, sieht sich enttäuscht.
Fazit: Der Code ist ganz sicher besser als nichts, hat aber einige tote Winkel. Es wird an zukünftigen Informatiker-Generationen liegen, ihn zukunftstauglich weiterzuentwickeln.