Es war Ende der 80er Jahre des 20. Jahrhunderts, als ich in Bonn zum ersten Mal an einer Konferenz zum Thema „Informatik und Umwelt“ teilnahm und darüber einige Artikel schrieb – für das Elektronik Journal und das Umweltmagazin, die im längst nicht mehr autonom existierenden Europa Fachpresse Verlag herausgegeben wurden.
Kaum 40 Jahre und unzählige Artikel (natürlich von ganz vielen Leuten, nicht nur von mir) und Konferenzen und grüne Feigenblättchen später geschieht das Wunder: Die erste deutsche Universität begründet einen Studiengang, der beide Themen, Informatik und Nachhaltigkeit, ENDLICH! Zusammenbringt.
An der Universität Würzburg entsteht der Studiengang „Informatik und Nachhaltigkeit“. Initiiert wurde er von Tobias Hoßfeld, wie das Greenpeace-Magazin in seiner aktuellen Ausgabe berichtete.
Auf der Website des Studiengangs finden sich alle wichtigen Infos. Nach dem Erwerb von Grundkenntnissen in beiden Bereichen (IT und Nachhaltigkeit) können sich die Studierenden entweder auf „nachhaltige IT“ oder „IT für die Nachhaltigkeit“ spezialisieren. Während ersteres effizientere Systeme, Architekturen und Algorithmen bedeutet, meint zweiteres die klassische Umweltinformatik, also den Einsatz digitaler Technik, um mehr Umweltschutz und Nachhaltigkeit zu realisieren.
Außerdem gibt es mögliche Vertiefungsschwerpunkte in Biologie, Kartografie und Fernerkundung. Schließlich können Studierende anderer Fachrichtungen, z.B. der Informatik, Luft- und Raumfahrt den Bereich „Nachhaltige IT“ als Vertiefungsfach wählen. Einen Master-Studiengang für Informatik und Nachhaltigkeit gibt es noch nicht, aber was noch nicht ist, kann ja noch werden.
Mein Glückwunsch an Tobias Hoßfeld und die Uni Würzburg dafür, endlich diesen längst überfälligen Schritt unternommen zu haben. Und meine besten Erfolgswünsche für die hoffentlich hartnäckigen, ideenreichen und in Sachen Umweltschutz unnachgiebigen Berufstätigen, die aus diesem Studium hoffentlich erwachsen werden. Die Welt braucht Euch. Dringend!
Die Uni Würzburg ist nicht der einzige Ort hierzulande, wo man erkennt, dass IT entweder nachhaltig sein und wirken muss oder gar nicht. Das Hasso Plattner Institut veranstaltete erst kürzlich eine Tagung zum Thema Nachhaltige Softwareentwicklung (die Aufzeichnungen sämtlicher Vorträge finden sich hier) und stellte auf dieser einen kostenlosen zweiwöchigen Online-Kurs (Aufwand pro Woche laut Website: 2-6 Stunden) zum Thema nachhaltige Softwareentwicklung vor. Wer sich damit befassen möchte, sollte Grundkenntnisse in Python-Programmierung mitbringen. Auf diesen Gedanken sind bis heute (7.4.2022) bereits mehr als 2000 Interessierte gekommen, und es dürfen wohl ruhig noch mehr werden.