Zum zeiten Mal findet derzeit die Bits&Bäume in Berlin statt. Die Tagung vereint die Themen Digitalisierung und Nachhaltigkeit und wird vorwiegend von Studenten und anderen Freiwilligen, zum Beispiel aus Umweltverbänden, organisiert. Die erste B&B fand 2018 statt, dann kam Corona, und jetzt geht es weiter. Veranstaltungsort ist die TU Berlin. Wer Details wissen will: Die Tagung wird live gestreamt und hat einen Blog, der von überall auf der Konferenz ausschwärmenden RedakteurInnen sofort gefüllt wird. Hier deshalb nur einige Beobachtungen am Eröffnungsabend.
Auch die offizielle Politik war, vertreten durch zwei Staatssekretärinnen, auf dem Eröffnungspodium präsent. Neben viel Fundamentalkritik an der unhaltbaren globalen Ungerechtigkeit, die durch Digitalisierung anscheinend nach aktuellen Befunden eher befördert als ausgeglichen wird, gab es substantielle News für die Branche: Das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) hat endlich bei der Deutschen Rohstoffagentur und dem Umweltbundesamt ein Projekt begonnen, das sich mit der Erforschung und Entwicklung von Recyclingmöglichkeiten für die vielen Stoffe beschäftigt, die in ITK-Geräten stecken, aber nicht rezykliert werden. Rezykliert werden in Europa nur vier Prozent der kritischen Rohstoffe. Das soll sich ändern, dafür gebe es „tolle neue Technologien“. Andere Initiativen laufen auf EU-Ebene, zum Beispiel eine neue Designrichtlinie, die beispielsweise Mindestzeiten vorschreiben soll, in denen Ersatzteile für Elektronikgeräte vorgehalten werden müssen.
Ändern sol sich auch, dass es bislang, wie die Vertreterin des Ministeriums zerknirscht zugibt, erst ein bundeseigenes Rechenzentrum gibt das nach den Kriterien des Blauen Engels für Rechenzentren arbeitet. Bisher war nämlich der Erfolg der Zertifizierung sehr überschaubar. Damit sich das Projekt endlich zum Erfolg entwickelt, werden jetzt die Kriterien überarbeitet, und die Beschäaffungsämter des Bundes sollen in Zukunft bei der Beschaffung neuer RZ-Ressourcen diese Kriterien auch selbst einzuhalten, sofern es entsprechende Angebote auf dem Markt gibt.
Sehr umstritten ist dabei das Thema Abwärmenutzung.
In der neuen Energieeffizienzverordnung, an der derzeit gearbeitet wird, soll den Rechenzentren für den Anfang 30 Prozent Abwärmenutzung auferlegt werden – und dann jedes Jahr zehn Prozent mehr. Damit das klappt, müssen Bundes- und Landesregierungen ebenfalls ihre Hausaufgaben machen. Zum Beispiel regulieren, dass vorhandene Wärmenetze nicht nur genutzt werden können, sondern müssen (Anschluss- und Benutzungszwang), wer nicht vorhandene Leitungen bezahlen soll, die rechliche Behandlung von Wärmepumpen zur Energieanreicherung lauwarmer Abluft und so weiter.
Gleich gehts weiter: Wer mehr wissen will, guckt in den Bits&Bäume-Livestrom oder liest den Blog (Links siehe oben).
Leider gibt es auch eine schlechte Nachricht aus der Welt der nachhaltigen IT: Wie die schweizerische Computerworld meldete, stellt die erst 2021 gegründete Prime Computer Ende Oktober wegen Schwierigkeiten mit Finanzierung und Lieferkette den Betrieb ein. Prime wollte nachhaltig sein und nur Geräte aus 100 Prozent rezyklierten Rohstoffen bauen. Hoffentlich wird das Unternehmen noch gerettet, oder es findet sich bald ein Nachfolger!