Intelligent sollen sie werden, die Stromnetze der Zukunft. Und deshalb sitzen heute und morgen in Berlin die Eggtheads der Branche zusammen, um die bisherigen Fortschritte zu besprechen. Der Branchenverband BITKOM (Bundesverband Informationswirtschaft, Telekommunikation und neue Medien e.V.) fordert schon bevor die Kongressbesucher richtig auf ihren Stühlen sitzen in einer Pressemeldung eine Roadmap, damit das Smart Grid mit seinen je nach Bedarf schwankenden Stromtarifen endlich Wirklichkeit wird. Er verweist auf riesige Investitionen im Fernen Osten: Südkorea und Japan hätten 2010 jeweils 800 Millionen Dollar in Smart Grids gesteckt sowie Initiativen aus Forschung und Industrie gebündelt.
In Deutschland gebe es ein Bewusstesins- und Anwendungsdefizit, was behoben werden müsse, wenn bis 2050 erneuerbare Energien das Rückgrat der Energieversorgung darstellen sollen.
Kommentar:Erstens ist derzeit niemand verpflichtet in einem Altbau einen intelligenten Stromzähler zu installieren – das ist der wichtigste Pferdefuß der jetzigen Gesetzgebung. Zweitens scheint es durchaus zweifelhaft, ob nicht durch den notfalls öffentlich kofinanzierten Austausch veralteter gegen neue Haushaltsgeräte mehr Strom gespart werden könnte als durch teuer verkaufte intelligente Zähler. Und drittens sollten Tarife so gestrickt sein, dass sie nicht Wenigverbraucher in Haushalten schon durch ihre Struktur systematisch benachteiligen. Genau das hat nämlich eine Studie von EnCT aus dem Jahr 2010 festgestellt. So lange insbesondere keine Installationspflicht für intelligente Zähler auch bei Altbauten besteht, können wir aufs Smart Grid lange warten. Und so lange sich viele weniger vermögende Haushalte die derzeit ziemlich teuren intelligenten Hausgeräte sowieso nicht leisten können, sondern das nehmen, was sie irgendwo Second Hand kriegen, haben sie auch keine Motivation, intelligente Zähler einzusetzen.