Nachhaltige IT: Plötzlich ein Topthema

Wenn ich mich erinnere, wie schwer es das Thema Green IT lange hatte, dann hat sich spätestens im laufenden Jahr eine Art Zeitenwende vollzogen. Sogar ins Regierungsprogramm hat es Green IT geschafft, allerdings nur im Umfang eines einzigen sieben- oder achtzeiligen Absatzes. Jedenfalls ist es inzwischen sehr viel leichter, entsprechende Themen unterzubringen. Über „grüne“ Themen konnte ich im laufenden Jahr einen sehr ausführlichen Text zum Thema IT-Entsorgung in KMUs im IT-Administrator unterbringen. FÜrs kommende Jahr, in dem eine Green-IT-Sonderausgabe im iX-Verlag erscheinen wird, habe ich bereits vorgearbeitet – freuen Sie sich auf viele interessante und spannende Artikel in dem Heft (natürlich auch von vielen anderen AUtor*Innen) und halten Sie im Frühsommer die Augen offen!
Am meisten konnte ich aber in datacenter insider zu meinem Lieblingsthema publizieren. Beispielsweise dazu, warum es mit dem Gleichstrom im Rechenzentrum noch nicht flutscht, wie man Rechenzentren sinnvoll ins Stromnetz integriert und warum es noch eine Weile dauern wird, bis Rechenzentren wirklich klimaneutral werden – ohne Snstrengung wird das nicht funktionieren! Und auch was die Digitalisierung tatsächich zum Klimaschutz beiträgt, war Thema eines Berichts. Wie offene Hard- und Software zur IT-Nachhaltigkeit beitragen soll, davon gab es beim OCP Summit 2021 viel zu hören. Und auch im nächsten jarh gibt es hoffentlich viele Gelegenheiten, grüne Themen auf der Plattform zu publizieren.
Nachhaltige IT muss sich leider aus persönlichen Gründen für mindestens einige Monate verabschieden. Aber Pausen haben ja noch niemand geschadet. Im nächsten Sommmer geht es hoffentlich weiter! Ihnen einen erholsamen und corona-freien Rutsch in ein gutes, grünes Jahr 2022! Ihre Ariane Rüdiger

Der Anfang vom Ende von Facebook wie wir es kennen

Gestern war ein großer Tag. Er wird in die Geschichte der IT eingehen: Die Whistleblowerin Frances Haugen sagte vor einem Senatsausschuss aus, der sich mit Jugendschutz in den sozialen Medien, insbesondere Facebook
beschäftigt.
Ihr Vorwurf: Facebook wisse aufgrund inhouse durchgeführter Forschungen sehr genau, dass seine Empfehlungsmechanismen so konstruiert sind, dass die durch diese Algorithmen bevorzugt präsentierten Inhalte soziale Schäden verursachte. Sie führen laut dazu, dass junge Frauen ihre Körper verabscheuen, Anorexie bekommen, dass Ethnien zum Rassenhass aufgestachelt werden und Gewalt ausgeübt wird. Dies deshalb, weil extremere Inhalte besser klicken und weil alle Mechanismen verhindert werden, die die rasante Ausbreitungsgeschwindigkeit von News hemmen könnten. Außerdem spreche Facebook gezielt Kinder unter 13 Jahren an. Zudem seien die eingesetzten AI-Algorithmen zur Erkennung Minderjähriger und gefährlicher Inhalte nicht effizient. Sie würden nur etwa 20 Prozent der Kinder erkennen, deren Accounts dann gelöscht werden. Algorithmen zur Erkennung gefährlicher oder gewalttätiger Inhalte würden, wenn überhaupt, nur in wenigen Ländern respektive Sprachbereichen eingesetzt. Facebook tue auch bewusst viel zu wenig dagegen, dass über die Plattform von anderen Staaten Spionage zu Lasten der USA betrieben wird. Kurz: Facebook vermeide jeden Mechanismus so weit wie möglich, der den Gewinn verringern könnte. Haugen: „Das Unternehmen wird von Metriken gesteuert, nicht von Menschen.“ Ethische Überlegungen spielten bei der Ausgestaltung des Geschäftsmodell und der Algorithmen die geringstmögliche Rolle, Kontrollmechanismen würden nur dann aktiviert, wenn dies absolut unvermeidlich sei, beispielsweise kurz vor den US-Wahlen. Nach den Wahlen seien diese sofort wieder deaktiviert worden, was eine der Ursachen für den Erfolg der Aufrufe zur Erstürmung des Kapitols am 6. Januar gewesen sei.
Dies alles geschehe beziehungsweise geschehe nicht, weil Facebook durch wirksamere Maßnahmen zur Verhinderung sozialer und politischer Schäden mit weniger Wachstum bezahlen müsste. Facebook stelle Gewinn grundsätzlich über alle Anliegen, und dies liege vor allem an Mark Zuckerberg, der die letzte Instanz bei allen wichtigen Entscheidungen von Facebook sei.
Haugen fordert eine Regulierung, die Facebook und Big Tech insgesamt zwingt, Rohdaten sowie Algorithmen und hausinterne Forschung transparent zu machen. Das werde von einigen Big-Tech-Firmen teilweise bereits getan. Weiter fordert sie eine staatliche Regulierungsbehörde, die mit Algo-Spezialisten besetzt wird und tatsächlich beurteilen kann, wie die Algorithmen arbeiten. Grundsätzlich müsse man sich vom empfehlungsbasierten Algo-Ranking verabschieden und Inhalte anders, beispielsweise chronologisch, präsentieren, um negative Auswirkungen, wie sie sich bei Facebook-Nutzern zeigen, zu verhindern. Haugen zu den Senatsmitgliedern: „Die Tabakindustrie wurde stark reguliert, weil einer von zehn Rauchern Krebs bekommt. Aber zwei von zehn jugendlichen Facebook-Usern bekommen seriöse psychische Probleme. Das ist intolerabel. Sie müssen handeln!“ Haugen zitierte auch Daten, nach denen 13 Prozent der britischen und sechs Prozent der US-amerikanischen Selbstmordgefährdeten den Ursprung ihrer Selbstmordgedanken bei Instagram verorten.
Es scheint, dass das Maß der Toleranz bei aller Präferenz für möglichst unumschränkte Meinungsfreiheit in den USA langsam voll ist. Der zuständige Ausschuss, der sich diesmal lediglich mit Themen rund um den Jugendschutz befasste, ist überparteilich besetzt. Weitere Themen – nämlich das fehlende Vorgehen gegen politische Manipulation und Spionage sowie die unumschränkte Marktmacht des Riesen, zu dem auch der Messengerdienst WhatsApp und der Foto/Film-Sharing-Dienst Instagram gehören, wurden nur angerissen und sollen in separaten Hearings vertieft werden.

Fazit

Es scheint, als würde man auch in den USA endlich wach, wo die Tech-Riesen ja ansässig sind. Infolgedessen kann sie auch nur die dortige Regierung regulieren. Deshalb ist das, was jetzt dort passiert, von äußerster Bedeutung. Die anderen Großen hören die Glöckchen anscheinend schon läuten. So hat Youtube vor kurzem mehr als 100.000 Filme gelöscht, die Falschinformationen übers Impfen enthielten. Hoffentlich war auch der Schmarrn, mit dem QAnon die Welt verunsichert, darunter. Wer weiß: Vielleicht trägt eine konsequente Regulierung und gegebenenfalls Aufspaltung der Social-Media-Giganten mehr dazu bei, dass die Welt sich endlich mit ihren realen (z.B. Klimawandel, Armut) Problemen befasst statt mit aufgebauschtem Unfug wie den derzeit im Schwange befindlichen Verschwörungstheorien und anderem medial aufgeblähten Unsinn. Wer weiß, vielleicht ist Facebook in einem Jahr nicht mehr die Dreckschleudermaschine, die wir kennen.

Brennstoffzellen statt Batterien? Ein Buch zum Thema Wasserstoff

Seit kurzem beginnt sich die IT-Branche sich mit dem Gedanken anzufreunden, dass sie trotz überragender infrastruktureller Bedeutung ihr Scherflein wird zur Nachhaltigkeit beitragen müssen. Und dass es dabei wohl mit einer niedrigen PUE nicht getan ist. Sondern weitere Taten nötig sind.
Gleichzeitig hört man auf einschlägigen (virtuellen) Kongressen immer wieder die Begriffe Wasserstoff oder Brennstoffzelle. Beides soll letztlich in bestimmten Bereichen die bislang üblichen USVs mit wahrlich nicht sehr umweltfreundlichen Batteriebänken überflüssig machen. Und man kann wohl davon ausgehen, dass die wenigsten IT-Infrastrukturspezialisten sich mit der Wasserstoff-Thematik vertraut gemacht haben.
Da Wasserstoff- (erzeugt aus grüner elektrischer Energie, selbstverständlich) getriebene Brennstoffzellen möglicherweise schon sehr bald als Alternative zu Batterien auftauchen werden, ist es also durchaus empfehlenswert, dazu mal etwas zu lesen, das mehr ist als Werbung von Startups. Hier empfiehlt sich ein Band aus dem Hydrogeit-Verlag. Diesen Verlag Sven Geitmann, ein erfahrener Fachjournalist, gegründet, um ihn ganz speziell dem Thema Wasserstoff zu widmen.
Im Hydrogeit- Verlag ist ein umfassender Einführungsband über Wasserstoff erschienen, der von der Historie über die Gewinnung, die Verarbeitung, den Transport, die Anwendung, ökonomische Aspekte und Sicherheitsmaßnahmen alles zusammenfasst, was man so über Wasserstoff wissen sollte. Geschrieben haben ihn Sven Geitmann und Eva Augsten, Fachjournalistin für Renewables.
Wer sich in Chemie nicht auskennt, wird vielleicht manchmal etwas nachlesen müssen, denn die Arbeit einer Brennstoffzelle und die Gewinnung von Wasserstoff sind nun einmal chemische Prozesse, aber das macht nichts. Wegen des inhaltlichen Rundumschlags und einer übersichtlichen Gliederung eignet sich das Buch auch gut als Nachschlagewerk. Zum Beispiel, um sich rückzuversichern, was grüner, blauer, grauer oder türkiser Wasserstoff ist, wie hoch die Wirkungsgrade sind und welche Arten von Brennstoffzellen es gibt.
Lobenswert ist auch die Aktualität der Veröffentlichung, die in der aktuell erschienenen 4. Auflage Entwicklungen aus dem Jahr 2020 noch verarbeitet. Gerade weil sich das Buch zum Nachschlagen eignet, hätte ich mir allerdings einen festen Einband gewünscht, weil der einfach langsamer zerfleddert.
Rechenzentrumsanwendungen kommen in dem Text übrigens (noch) nicht explizit vor, aber das mag daran liegen, dass dieses Thema wirklich erst am Entstehen ist. Doch in einer Zeit, in der sich Aldi und Rewe freiwillig (wenn auch sehr langsam) vom Quälfleisch verabschieden und ein renommierter Formen-1-Fahrer grün wählt, sollte es einen nicht wundern, wenn schon in einigen wenigen Jahren die ersten RZs mit (natürlich grünem!) Wasserstoff und Brennstoffzellen reservegepowert würden statt mit Lithium-Batterien. Schließlich rückt das Jahr 2030, in dem Deutschland bereits 65 Prozent seiner Kohlendioxidausstöße kompensiert haben will, unaufhörlich näher.
Nachhaltige-IT verabschiedet sich jetzt bis Oktober in eine lange Sommerpause. Denn der beste Umweltschutz besteht ganz einfach darin, nichts zu tun. Mit einem guten Buch auf der Wiese an einem nahegelegenen See, Bach oder Teich zu liegen, erzeugt wenig Kohlendioxid und noch dazu jede Menge gute Laune.
In diesem Sinne verabschiede ich mich bis zum Herbst und wünsche allen Leser*Innen Ähnliches.
Bibliographie:
Sven Geitmann, Eva Augsten: Wasserstoff und Brennstoffzellen. Die Technik von gestern, heute und morgen. Broschiert, 239 Seiten, zahlreiche farbige Abbildungen. Hydrogeit-Verlag, Oberkrämer, 2021. ISBN 978-3-937863-51-1. 17,90 Euro.

Kohlendioxid-Sparen durch Videokonferenzen, KI und Second Use, und noch eine Seite über Fliegen und Umwelt

In der Zeit zwischen dem letzten Post und heute gab es einige interessante Entwicklungen. In der Zeit zwischen dem letzten Post und heute gab es einige interessante Entwicklungen. Beispielsweise befasste sich das Borderstep-Institut zusammen mit dem verkehrsmittelneutralen Verkehrsverband VCD mit der Frage, in welchem Umfang Videoconferencing den Kohlendioxid-Ausstoß verringern könnte. Es wird auch höchste Zeit, dass irgendwo ein positiver Klimabeitrag der IT sichtbar wird, denn Borderstep ermittelte ebenfalls, dass der Kohlendioxid-Ausstoß deutscher Rechenzentren 2020 um eine Milliarde Tonnen auf nunmehr 16 Milliarden Tonnen angestiegen ist. Freilich sicher nicht trotz, wie Borderstep vermutet, sondern wegen Corona und den damit verbundenen vermehrten Digitalaktivitäten.
Wie siehts also nun aus mit den verkehrsbezogenen Kohlendioxideinsparungen durch Videokonferenzen? Dazu gibt es ein Fachtsheet als PDF mit den wichtigsten Zahlen als Download. Hier nur das Wichtigste: Drei Millionen Tonnen Kohlendioxid und 700.000 PKW könnten rechnerisch brutto eingespart werden. Also dreimal so viel wie der Kohlendioxid-Ausstoß der Rechenzentren im Jahr 2020 zugenommen hat. Wenn die Rechnung denn stimmt.
Denn es gibt erhebliche Rebound-Potentiale – etwa den Drang, sich wegen Enge im Home-Office eine größere Wohnung zuzulegen. Bilanziell könnten laut Borderstep/VCD 1,5 Millionen Tonnen Einsparung übrigbleiben, was abzüglich des vermutlich auf vermehrte Digitalaktiven zurückzuführenden Mehrverbrauchs der Rechenzentren im Jahr 2020 letztlich nur noch 500 Millionen Tonnen Einsparung übrig ließe. Was zeigt, dass wir noch viel mehr Verrhaltensänderung und Regulierung brauchen, um den Planeten lebbar zu halten.
Der Branchenverband BITKOM fragte zudem nach, wie sich der Alltag durch Corona digitalisiert habe ((https://www.bitkom.org/Presse/Presseinformation/Corona-sorgt-fuer-Digitalisierungsschub-in-deutschen-Haushalten)). Ein Ergebnis: Digitalisierung hat während der Pandemie überall geholfen, in der Arbeit wenig überraschend am meisten, gefolgt von Kommunikation mit Familie und Freunden und so ziemlich jedem anderen Lebensbereich. Nicht kommuniziert (und vielleicht auch nicht gefragt) wurde aber, ob die Nutzer den hohen Digitalisierungsgrad bei der privaten Kommunikation über die Pandemie hinaus aufrecht erhalten möchten. Das wäre interessant gewesen (die Ergebnisse hätten aber wohl die herrschende Digitaleuphorie relativiert).
Auch eine andere Studie sieht digitalen Segen für das Klima heraufdämmern: Diesmal geht es um KI. KI-basierte Maßnahmen könnten, so eine Studie von Capgemini Research International Institute, das, was laut dem Paris-Abkommen an CO2-Ausstoß erreicht werden muss, zu 11 bis 45 Prozent zu erreichen. Das meinten die befragten 400 Nachhaltigkeitsverantwortlichen und 400 Business-/Technologiemanager sowie 300 Nachhaltigkeistexperten und 40 weitere Experten. Die letzten Gruppe nahm an Tiefeninterviews teil. Dabei fällt vor allem die Spannbreite auf und damit die Unsicherheit der Gesamtprognose. Die Befragten gaben zudem an, in ihren Unternehmen in den letzten beiden Jahren den Treibhausgasausstoß bereits um 13 Prozent reduziert zu haben. Derzeit allerdings werden KI und Klimaschutz in den Unternehmen noch selten aufeinander bezogen.
Ein immergrünes Thema ist Sekundärnutzung von Elektronik und digitalen Geräten. Das gibt es schon länger, aber irgendwie ist das Thema nie so richtig abgehoben in der öffentlichen Wahrnehmung. Wahrscheinlich, weil hier die PR- und Werbebudgets wegen enger Margen nicht so freigiebig verteilt werden. Jedenfalls: Jetzt tritt mit Backmarkets wieder mal ein Anbieter an, der relativ kräftig investiert und trommelt. Vielleicht wirkt ja hier das hoffentlich steigende Umweltbewusstsein irgendwie förderlich. Back Market funktioniert als Plattform: Sie vereinigt 1500 Händler weltweit, die wiederaufbereitete Elektronik mit 36-Monats-Garantie und 70 Prozent billiger anbieten. Fragt sich, was die Werkstätten verdienen (wahrscheinlich nicht viel). Die Plattform nimmt gebrauchte Geräte an und verrechnet sie mit einem dort gekauften Refurbished-Gerät. Fragt sich, was die Werkstatt verdient. Anfrage läuft. Infos über Fliegen und Klimaschutz in digitaler Form gibt es auf dieser Website
Und zum Schluss: Infos über Fliegen und Klimaschutz in digitaler Form gibt es auf dieser Website des Umweltinstituts. Vielleicht mal lesen, bevor man sich panikartig ins Mallorca-Gewühle transportieren lässt, um dort fleißig an der Erzeugung von Corona-Mutanten mitzuwirken.

Im Februar: Ethik-Regeln und ein nachhaltiger RZ-Verband

Der Januar ist in Lockdown-bedingter Trägheit tatenlos dahingeflossen. Müde hangelt man sich von Webkonf zu Webkonf und hat so recht zu gar nichts mehr Lust. Doch das wird jetzt anders! Im Februar möchte ich der Nachhaltigen-IT-Gemeinde vor allem zwei interessante News verkünden: Angesichts der wohl unausweichlich bevorstehenden Regulierung der Rechenzentrumsbranche mit dem Ziel, sie umweltfreundlicher und nachhaltiger zu machen, reagiert die Branche nun. Ein neuer Verband wurde gegründet mit dem expliziten Ziel, europäische Rechenzentren nachhaltiger zu machen. Die Hintergründe und Inhalte der Verbandsarbeit habe ich für datacenter-insider.de bereits gründlich beleuchtet, deshalb nur der Verweis auf den dortigen Artikel.
Und zweitens hat die International Federation of Information Processing (IFIP), also der internationale Dachverband der Informatiker, sich einen Ethik-Code of Conduct verpasst. Wurde auch höchste Zeit, denn die Digitalzauberer haben heute wahrlich mehr Macht als ihnen gut tut, zumindest dann, wenn sie über diese Tatsache nicht reflektieren.
Nun also ist ein Ethik- und Verhaltenskodex für Informatiker erschienen. Die Hardwarehersteller haben Derartiges bereits 2018 verfasst. Die Regeln der IFIP lehnen sich an den Code der ACM an.
Hier sollen nicht alle Regeln wiedergegeben werden. Bemerkenswert ist jedoch, dass in beiden Regelwerken das Gemeinwohl (nicht der Firmengewinn oder der technische Fortschritt) den obersten Wert darstellt. Eher unterbelichtet sind Verpflichtungen der natürlichen Umwelt gegenüber, sie werden nur kurz erwähnt, aber nicht ausbuchstabiert, was klar macht, dass dieses Thema in seinen Implikationen noch immer grausam unterschätzt wird.
Es geht viel um Respekt vor den Mitmenschen und Diskriminierungsfreiheit, Datenschutz, Privatsphäre und Vertraulichkeit, ein humanes Arbeitsleben und Ähnliches. Um einen expliziten Passus zur Geschlechtergerechtigkeit hat man sich (außer der Erwähnung des Geschlechts in der Nichtdiskriminierungsregel) gedrückt. Besonders erwähnt werden IoT-Systeme („Systeme, die in gesellschaftliche Infrastrukturen integriert werden“) wegen ihres hohen Risiko- und Schadenspotentials.
Und Whistleblower werden mehr oder weniger allein gelassen. Wer davon träumt, dass derjenige, der Regeln bricht, um Unrecht oder Schaden zu verhindern, automatisch geschützt wird, sieht sich enttäuscht.
Fazit: Der Code ist ganz sicher besser als nichts, hat aber einige tote Winkel. Es wird an zukünftigen Informatiker-Generationen liegen, ihn zukunftstauglich weiterzuentwickeln.