Ein bisschen spät, aber dennoch sehen wir uns die Liste der grünsten Supercomputer an, die etwa halbjährlich aktualisiert wird. Ganz vorne Systeme, die sich aus heterogenen Komponenten, zum Beispiel Standard-Prozessoren und Beschleunigerchips für spezifische Aufgaben, zusammensetzen. Ganz vorne: zwei Systeme mit NVIDIAs Kepler K20 GPU-Beschleunigern. Diese Geräte schaffen mehr als drei Milliarden Fließkomma-Operationen pro Sekunde (GFLOPS) und Watt und sind damit rund ein Drittel energieeffizienter als der bislang grünste Superrechner, der rund 2,5 GFLOPS pro Watt leistete. Der Stromverbrauch der beiden Spitzenreiter ist nichtsdestotrotz gewaltig: Er liegt beim Spitzenreiter Eurora bei 30,70 kW, was bei einer Betriebsdauer von 24*7*365 auf 1882524 kWh oder 1882,5 MWh oder 1,8 GW hinausläuft. Angenommen, ein Standard-Haushalt mit vier Personen verbrauche im Jahr 4500 kWh, entspricht das dem Verbrauch von 418 Häusern oder, nimmt man den genannten Standard-haushalt an, dem einer Siedlung mit rund 1650 Einwohnern. Eurora steht bei CINECA, einem italienischen Non-Profit-Forschungsverbund. Das System auf Platz Nummer 10, ein BlueGene der Universität von Rochester, verbraucht übrigens schon 82,19 kW und damit bei gleicher Laufzeit so viel wie eine Siedlung mit etwa 4000 Einwohnern. Das System auf Platz 500 besteht aus geclusterten Opterons, steht bei einem Finanzdienstleister, schafft gerade mal 42,33 Millionen (nicht Milliarden!) Gleitkommaoperationen pro Sekunde und Watt, ist also knapp um den Faktor 1000 schlechter, und verbraucht 3340 kW, also rund hundert Mal so viel wie der Gewinner. Genau sind es bei durchgängigem Betrieb 204808800 kWh, entsprechend 204808,8 MWh oder 204,8 GW, ungefähr so viel wie 45500 Eigenheime der obigen Definition, was dem Verbrauch von rund 180000 Einwohnern entspricht. Jeder supereffiziente Rechner von der Qualität des Siegers spart also gegenüber dem letzten System der Liste so viel Strom ein, wie eine sehr große deutsche Mittelstadt (großstädte beginnen m.E. bei 200000 Einwohnern, die alle in 4-Personen-Standardhaushalten wohnen – das ist natürlich eine Fiktion) ein! Das zeigt, wie viel Potential für Green noch in der IT selbst steckt. Bei Strompreisen von 25 Cent pro Kilowattstunde (so viel zahlen heute Privathaushalte durchaus) bedeutet das eine Einsparung von 51 Millionen Euro, bei üblichen Industrie-Strompreisen von 7 Cent pro kWh sind es noch immer rund 14,3 Millionen Euro Stromkosten, die man durch modernste Technik jährlich einsparen kann. Kommt mir selbst wahnsinnig viel vor – oder haben ich mich verrechnet?