Kampagne dreht auf: Energieeffizienz jetzt!

IT frisst ein Zehntel des deutschen Stroms – Umweltverbände fordern klare Verbrauchskennzeichen

Angesichts der Tatsache, dass IT und Kommunikation inzwischen, wie in einer schon im Herbst 2009 veröffentlichten Studie des Fraunhofer-Instituts festgestellt, zehn Prozent (!) des deutschen Stroms verbraucht, Tendenz weiter steigend, bewerben die Umweltverbände nun endlich ihre schon seit 2008 existierende Kampagne „Energieeffizienz jetzt“ aggressiv auf der Cebit, was die Chance, dass sie Wirkung entfaltet, erhöhen dürfte.

Kernforderung: Eine am tatsächlichen Verbrauch orientierte, klare Kennzeichnung aller Strom verbrauchenden Elektro-, IT- und Kommunikationssysteme. Besonders interessant ist der erschreckend hohe Verbrauch angesichts der Tatsache, dass meistens noch weit geringere Verbrauchsanteile für die IT verbreitet werden, die auf Studien von vor zwei bis drei Jahren beruhen.
Die Kampagne hat unterschiedliche Elemente, zum Beispiel Veranstaltungshinweise zu bundesweiten Veranstaltungen rund ums Stromsparen und Stromsparprogramme für Private und Unternehmen.

IBM entkoppelt Prozessor und Speicher: Doppelt so viel Leistung pro Watt

Mit einem komplett neuen Computerdesign will IBM Standzeit und Effizienz von Rechnern in neue Dimensionen heben.

In traditionellen Intel-Architekturen kleben Speicher und Prozessor eng zusammen. Folge: Zu viel Speicher kann vom Prozessor irgendwann nicht mehr effizient adressiert werden. Ist andererseits der Prozessor zu stark für den Speicher, verzögert sich dadurch die Arbeit ebenfalls. Daher trennt IBM Speicher und Prozessor in seiner neuen x86-Architektur eX5 (Ankündigungsvideo) und schaltet einen speziellen Chip zwischen beide. Dadurch kann der Arbeitsspeicher sechsmal größer als bisher werden, ohne dass ein neuer Prozessor nötig wäre. Resultat: laut IBM eine fast verdoppelte Leistung pro Watt, 30mal höhere Leistung bei der Datenbankabfrage und weitere Vorteile. Außerdem importiert IBM Features aus der Mainframe-Welt, zum Beispiel die Batch-Verarbeitung über Nacht. Noch in diesem Jahr sollen drei Modelle (Einstiegsserver, Blade, Vierprozessor-Modell) auf den Markt kommen.

SummaryIBMs new eX5 architecture decouples processor and RAM. A seperate chip communicates between processor and RAM. So RAM can be expanded much more than usual without the necessity to change the processor. Performance per watt almost doubles, says IBM.

Kommentar:nachhaltige it berichtet selten über Produkte, doch dieses Design beweist, dass auch im Rahmen der bekannten Professorarchitekturen noch echte Innovationen möglich sind, die bewirken, dass IT besser arbeitet und trotzdem im Verhältnis weniger Strom schluckt.

Cebit: Mauerblümchen Green IT?

Vergangenes Jahr hui, dieses Jahr pfui. Der Schweinezyklus der Trendkonjunktur scheint das Thema Green IT voll erfasst zu haben. Bei den Berichten einschlägiger Rundfunksender von der stetig schrumpfenden, aber noch immer weltgrößten IT-Messe Cebit war von Stromsparen beim IT-Einsatz und von der großen Sonderschau Green IT jedenfalls nicht die Rede. Themen wie Datenschutz, Datensicherheit und allseitige Vernetzung standen im Mittelpunkt.

Auch Fachredakteure, die ja immer etwas genauer hinsehen, wenn es um „ihre“ Themen geht, kommen nicht zu wesentlich anderen Schlüssen, zum Beispiel Peter Marwan und Markus Reppner, die für zdnet in Hannover unterwegs waren. „An Förderprogrammen und Marketing mangelt es zwar nicht, aber die Hersteller sind schon beim nächsten Hype – und KMUs sehen kein Potenzial“, schreiben die beiden und treffen hiermit wohl die weit verbreitete Indolenz zum Thema, der auch durch den Misserfolg der Kopenhagener Klimakonferenz wohl nicht gerade abgeholfen wurde. Denn wenn sich keiner rührt, warum zum Teufel sollte es gerade die IT oder sollten es ihre Anwender?

Derweil wird weiter gutes Geld für sinnlose Stromverschwendung durch den Schornstein gepustet, weiter munter Kohlendioxid emittiert, als gäbe es kein Morgen. Aber das macht ja nichts, auch unnütz verbrauchter Strom geht schließlich wachstumssteigernd ins Bruttosozialprodukt ein, und das ist es doch, worauf es letztlich ankommt nach der Krise! Wer etwas anderes behauptet, gerät schnell in den Ruch eines umweltverblendeten Wirtschaftsfeindes.

Das Schlimme daran ist, dass mit „Green IT“ schnelle und wirksame Einsparungen ganz ohne riesigen Invest möglich wären, wenn die Anwender sich nur entschließen könnten, ein paar einfache Regeln zu beherzigen statt auf die Ignoranz (oder den mangelnden Durchblick) ihres Budgetverwalters zu bauen. Welche das sind, darüber klärt zum Beispiel das Regelwerk des europäischen Code of Conduct für Datenzentren auf. Man muss ja nicht gleich Mitglied werden, um zu begreifen, dass es Energie spart, wenn man das Rechenzentrum nicht auf Kühlschranktemperatur bringt, Türen und Fenster geschlossen hält und Kabelwürste vom Ventilator entfernt. Aber selbst diese relativen Banalitäten scheinen oft zu viel verlangt. Da zahlt man lieber. Wie gesagt, das Bruttosozialprodukt freut`s – je höher die Stromrechnung, desto mehr.