Bei einem Besuch auf der zum zweiten Mal in München stattfindenden Elektromobilitätsmesse eCarTec ergaben sich zwiespältige Eindrücke: einerseits durchaus reges Besucherinteresse und eine Fülle neuer Produkte, andererseits ein mit anderthalb (nominell zwei) Hallen noch sehr überschaubarer Ausstellungsumfang. Die Fahrzeuge nahmen an sich viel Platz einnahmen und zum Teil lud viel freier oder extrem locker gestalteter Raum zum Verweilen ein.
Auffällig waren die zahlreichen neuen Zapfsäulen, an denen der Autofahrer der nahen Zukunft seinen Strom ziehen soll. Hier tut sich viel, und an der Ästhetik wird die neue Technologie wohl kaum scheitern. Von schreiend bunt bis nüchtern-sachlich ist alles verfügbar. Auch Kombinationen mit Parkuhren werden angeboten, zum Beispiel vom Konsortium EnergiepParken. Andere setzen schlicht darauf, jede gewünschte Steckdose, etwa zu Hause, in eine e-Zapfsäule zu verwandeln. Das Paket von ePlanet, einer Initiative des Münchner IT-Systemhauses IFS-IT, koppelt Technologie und Dienstleistung: Er rüstet die Infrastruktur seiner Kunden so auf, dass der Dienstleister selbstgezapften sauber von fremdgezapftem Strom unterscheiden kann. Letzterer gilt dann automatisch als ins Netz eingespeist, und wer tankt, bekommt von ePlanet eine Rechnung.
Ebenfalls neu: Konzepte für die Solargarage, wo der Strom nicht nur (mit Photovoltaik) gemacht, sondern auch wahlweise gleich in die Autobatterie geladen werden kann oder ansonsten im eigenen Haus verbraucht wird. Mehrere Anbieter haben hier etwas Neues auf der Pfanne – mal mit Zielgruppe Heimanwender, mal für Unternehmen, die ihren Mitarbeitern einen Anreiz bieten wollen, mal für Supermärkte oder Autohäuser. Den Ideen sind hier anscheinend keine Grenzen gesetzt. Schon fertige integrierte Produkte zeigten die österreichische Secar Technologie GmbH und CleanPower Generation aus Haar bei München. Auch der japanische SOlarhersteller Ulvac bietet eine solche Lösung an, die in Japan schon installiert ist. Ab Frühjahr ist dazu auch ein Schnellader erhältlich, der 80 Prozent Aufladung in nur 25 Minuten erlauben soll. Zielgruppe sind hier Unternehmen, die ihren Angestellten oder Kunden den Strom als kostenlose Dreingabe vermachen, später sind auch Ausführungen mit Abrechnung vorgesehen. Beim Metallbauer Schletter baut man zwar Ständer für Solaranlagen und E-Zapfsäulen, ist aber noch dabei, beides zu einem System zu verknüpfen. Das gilt beispielsweise auch für die Solar Parking Station von SRU Solar. Ein Gremium aus dem Systemspezialisten Youncios, Solon und dem Batteriehersteller Cellstrom baut Solaranlagen, die direkt auf einer Redox-Flow-Batterie aufsitzen und Zapfsäulen speisen. Mit von der Partie ist auch der Elektroroller-Hersteller Vectrix, doch mit Autos funktioniert das System, das pro Tag 100 kWh (ab 2011: 200 kWh) genauso. Das Aggregat lässt sich überall errichten, wo die Sonne scheint -das erste steht auf dem Gelände der Solon-Fabrik in Berlin-Adlershof.
Bei der so heiklen Batterietechnik gab es anscheinend noch keine entscheidenden Durchbrüche zu vermelden, der 20jährige Dauerschlaf der Branche zeigt hier Nachwirkungen. Immerhin gewinnen neue Batteriekonzepte wie Natrium-Schwefel oder flexibel dimensionierbare Fluid-Systeme mehr Raum. Die großen Energieversorger glänzten durch riesige Stände, aber nicht so sehr durch Innovation, die ist wohl, wie häufig, vor allem von seiten kleiner Anbieter zu erwarten.
Natürlich durfte auch die breite Präsentation der e-Mobilitätsprojekte des Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie nicht fehlen. Insgesamt präsentierte sich eine Branche in den Startlöchern, die mit viel Elan dem eigentlichen Start des Wettrennens um den Autokunden entgegenfiebert.

Leave a comment

(required)

(required)