Im April bestimmte Corona weitgehend, was in der IT abläuft. Neben zahlreichen Infos für Profis und Unternehmen gibt es nun von einem mir bis dahin nicht bekannten Anbieter eine Anleitung, wie man seine IT-Geräte desinfiziert bekommt.

Corona-App und re:publica

Es tobt an verschiedenen Orten die Diskussion über eine Corona-App: Zentraler Server oder keiner? Kommunikation mit Fitness-Armbändern oder nicht? Und so weiter und so fort. Inzwischen ist nach langem Hin und Her eine Entscheidung zugunsten einer dezentralen App gefallen. Na endlich, hätte auch schneller passieren können.
Bis sie fertig ist, dauert es aber noch, in der Zwischenzeit kann der Virus sich dank partieller Freigaben über reichlich unkontrollierte Ausbreitungsmöglichkeiten freuen…
Eine Diskussion gab es auch hinsichtlich der Digitalkonferenz re:publica. Deren Ergebnis: am 7. Mai findet die re:publica zum ersten Mal rein digital statt – mit einem eigens dafür ausgerüsteten digitalen Fernsehstudio und Beteiligungstools. Schön wäre es, wenn man auch gleich mal feststellen würde, wie viel Kohlendioxid durch den Umstieg auf Digital eingespart wird … und wie viele zusätzliche Nervenzusammenbrüche das stundenlange Starren auf den Bildschirm auslöst. Aber das sind Nerds ja eigentlich gewohnt.

Corona-Stimmungskrise in der Digitalbranche

Auch die Digitalbranche leidet mit Ausnahme der Groß-Provider und Onlinehändler Corona-bedingt an einer Stimmungskrise Stimmungskrise, heißt es. Wer nicht? Immerhin gibt es inzwischen tausend Ratschläge, wie man dafür sorgt, dass Rechenzentren nicht ausfallen. Ein Beispiel findet man hier.

Stromverbrauch deutscher Rechenzentren: Zahlen für 2018
Freuen können sich diejenigen, die Strom verkaufen. Der allgemeine Stromverbrauch soll ja durch Corona im April um 20 Prozent gesunken sein, hieß es in den BR-5-Nachrichten (ausnahmesweise ohne Link). Der Stromverbrauch von Rechenzentren allerdings steigt und steigt und steigt. Aktuelle Daten zum Jahr 2018 liefert ein Bericht des Borderstep-Institut in Berlin.
Mit einem Absinken in den nächsten Jahren ist nicht zu rechnen. Die Werte für 2018: 14 Milliarden kWh, entsprechend dem Verbrauch von mehr als 7 Millionen durchschnittlichen Vierpersonenhaushalten mit 4 MWh Jahresverbrauch. Auf die Werte für 2020 darf man gespannt sein, die werden wohl dank Corona-Krise und Lockdown nochmal viel höher ausfallen.
Apropos Corona: Laut dem hervorragenden Dashboard der Johns-Hopkins-Uni wurde am 27.4.2020 nachmittags die Drei-Millionen-Grenze bei den nachgewiesenen Infektionen geknackt. Die USA haben mittlerweile die Millionengrenze geknackt. Darauf einen deftigen Schluck Desinfektionsmittel. Soll ja helfen, sagt der größte Präsident aller Zeiten.

TCO zertifiziert RZ-Produkte

Ansonsten gab es doch immerhin ein paar sehr erfreuliche Nachrichten. Zum Beispiel hat der Zertifizierer TCO Development, übrigens ein Non-Profit-Unternehmen, das schwedischen Gewerkschaften gehört, nun auch Datacenter-Equipment in seine Zertifizierungen aufgenommen, sprich: Server, Storage und Netzwerke. Die Hersteller sind interessiert, weil aber die nötigen Umstellungen, beispielsweise in Lieferkette und Produktionsprozessen, Geld kosten, müssen die Anwender auch etwas tun. Nämlich von ihren Lieferanten entsprechend mit dem TCO-Certified-Label versehene Produkte fordern. Vorangehen tun hier laut TCO Development vor allem Behörden und Finanzdienstleister, TK-Provider und produzierende Unternehmen interessiert das Thema nicht besonders, genau so wenig übrigens die Endanwender. Die kaufen lieber was Billiges, sagt TCO-Development-CEO Sören Enholm im Interview.
Ein gutes Beispiel für nachhaltige Beschaffung gab es auch schon diesen Monat: Die Behörden in Baden-Württemberg kaufen jetzt die fair gefertigte Computermaus von Nager IT.

Recht auf Reparatur? Bitkom will es nicht.

Dass länger haltbare und vor allem auch praktisch genutzte ITK-Geräte nötig sind, zeigt wieder mal die Statistik zu in der Schublade gammelnden Smartphones. In einer Pressemitteilung des Industrieverbandes BITKOM kommt er zu wirklich schlagenden Zahlen: 200 Millionen Alt-Handys sollen es mittlerweile sein und damit doppelt so viele wie vor fünf Jahren. Das ist entschieden zu viel. Es wird dringend Zeit für ein saftiges Pfand!

Übrigens: Wenig überraschend, ist der Digitalverband BITKOM gegen das von der EU angestrebte Recht auf Reparatur. Denn man könne, so heißt es in der entsprechenden Pressemeldung, Smartphones nicht so kompakt und gleichzeitig unbegrenzt reparaturfähig bauen. Aha.
Ja, dann baut man sie eben anders! Es ist doch die Frage, was wichtiger ist: Die auch langfristige Verfügbarkeit aller nötigen Materialien auf dieser Erde, die Bewahrung ganzer Landstriche vor der ökologischen Verwüstung, geringe Energieverbräuche produzierender Industrien (insgesamt, nicht pro Stück! – Langlebigkeit leistet hier einen erheblichen Beitrag, den je länger Produkte leben, desto weniger muss produziert werden) und anständige Arbeitsbedingungen. Oder die Möglichkeit, die modische Jacke nicht auszubeulen, wenn man ein Smartphone reinsteckt.

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