Kommerzielle Rezyklierer für Handies gibt es schon länger. Ein Beispiel ist die Frankfurter As good as new. Doch meist sind solche Initiativen auf ein Land begrenzt. Jetzt macht sich ein Unternehmen auf, das Thema global aufzurollen – und zwar nicht nur für Handies, sondern, sollte das Geschäft laufen, auch für viel anderen Unterhaltungsschrott.
zonzoo heißt die Firma, die bisher wohl am ehesten Recycling-Insidern bekannt ist. Denn sie rezykliert schon länger Handies, seit 2001 nämlich und steckt auch hinter der sicher manchen bekannten Website Greener Solutions. Doch das bisher verwendete Verfahren war dem rührigen Firmengründer Colin Armstrong-Bell längst nicht effizient genug. „Wir wollten das Ganze global Web-fähig machen und die Reichweite erheblich vergrößern“, erklärt er den Relaunch nebst Rollout, den er derzeit in zwei Ländern pro Monat durchführt – begleitet von massiven Werbemaßnahmen.
Pro Land steckt zonzoo drei bis acht Millionen Euro in Promotion, denn das System baut komplett auf Endanwender und kann nur so funktionieren. Tut es das, hat zonzoo wahrscheinlich geholfen, ein großes Problem zu lösen. Denn Handies werden häufig aussortiert, obwohl sie eigentlich noch gut funktionieren, aber nicht mehr der neuesten Mode entsprerchen. Um die schert sich in armen Ländern allerdings sowieso keiner. Dort ist man froh, überhaupt mobil telefonieren zu können. Außerdem stecken in ihnen jede Menge höchst seltener Stoffe, die uns möglicherweise schon bald ausgehen oder die wegen ihrer Seltenheit extrem teuer werden könnten, zum Beispiel Galliumarsenid.
Deshalb verspricht zonzoo Nutzern, die ihres digitalen Gefährten überdrüssig geworden sind, bares Geld auf die Hand und keinerlei Mühen, und das in möglichst jedem Land der Welt über jeweils lokalisierte Websites, die das Angebot der Firma erläutern.
Die Interessenten suchen die Website auf, geben ein, welches Modell sie haben und in welchem Zustand es sich befindet. Umgehend erfahren sie, was sie voraussichtlich dafür bekommen. Dann bekommen sie entweder einen vorfrankierten Rücksendeumschlag oder ein Kurier holt das Gerät ab. Es wird in die nächstgelegene Rezyklierzentrale geschafft, evaluiert, gegebenenfalls repariert und aufgehübscht und dann über zonzoo selbst oder einen seiner Partner wieder verkauft – meistens in Entwicklungsländern, wo sich die Menschen nicht den neuesten Blackberry leisten können, auch wenn sie es gern würden. Allerdings liefert zonzoo nur in solche Länder, wo das Unternehmen selbst oder seine Partner auch Althandies entgegennehmen, in Indien zum Beispiel über Telenor. Der materiellen Verwertung zugeführt werden nur zehn Prozent der Geräte, der Weiterverkauf bringt genug ein, um das Unternehmen aufzubauen und später wachsen zu lassen. Heute hat zonzoo 40 Mitarbeiter.
Wer sein Handy einliefert, bekommt umgehend Geld – in Extremfällen bis zu 200 Euro. Meist bewegen sich die Preise aber im zweistelligen Bereich. In manchen, eher seltenen Fällen, wenn das Gerät gar zu alt oder kaputt war, gibt es keinen finanziellen Ausgleich, der Lieferant hat aber kaum Mühen und keine Kosten und kann sich zumindest sicher sein, dass für sein Gerät ein Baum gepflanzt oder sonst etwas Gutes getan wird. Auf jeder lokalen Seite gibt es eine Liste von „Charities“, aus denen jeder die gewünschte auswählen kann. Ein Aufschlag von fünf Prozent auf den Einkaufspreis von zonzoo kommt dann diesem Organisationen zugute.
Außerdem will Armstrong-Bell bis zu 50.000 Recycling-Löden eröffnen, die ausschließlich Kommunikations- und Unternahtlungselektronik entgegennehmen. Am Anfang allerdings soll es nur um Handies gehen. „Schließlich geht nicht jeder ins Web“, begründet der Manager seine Offline-Aktivitäten. Das können Einkaufsketten, Zeitschriftenläden oder U-Bahn-Kiosks sein, die so ein neues Geschäftsfeld beginnen. Auch eigene Läden plant Armstrong-Bell. Derzeit reist der Manager in Europa herum und führt Gespräche, die ersten beiden Shops in Spanien werden gerade eröffnet, weitere 100 sollen, Erfolg vorausgesetzt, bald folgen, vor allem auch in Deutschland, das der rasende Schotte (könnte aus „In 80 Tagen um die Welt“ stammen ) als Kernmarkt ansieht. Später sollen Laptops, Digicams, Spielekonsolen und weitere Geräte zurückgenommen werden. Es wäre schön, wenn der Plan aufginge, denn Organisationen wie MakeITFair bemühen sich schon seit Jahren darum, den Umgang mit Handies umweltfreundlicher zu gestalten. Der Erfolg ist bisher noch nicht allzu groß. Aber vielleicht hilft es ja, wenn das veraltete Handy plötzlich nicht mehr Müll ist, sondern ein echtes „Profit Center“.

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