Gute Werke mit IT: Zwei Beispiele

Passend zum Weihnachtsfest zwei Beispiele, wie man IT, Web und Telekommunikation gute Werke vollbringen kann. Beide stammen aus dem Greenpeace-Magazin, Ausgabe 4/2011: Da gibt es zum einen die Organisation Telécoms Sans Frontières. Sie bietet Menschen in Konfliktgebieten und Flüchtlingslagern die Möglichkeit, kostenlos drei Minuten lang ein Satellitentelefon zu benutzen und so dafür zu sorgen, dass Familie oder wichtige Freunde wissen, wo sie überhaupt sind. Ebenfalls mit dem Thema Flüchtlinge beschäftigt sich ein Web-Projekt: Refugees United ermöglicht Flüchtlinge, über die Website kostenlos und anonym nach Angehörigen weltweit zu fahnden, damit vielleicht irgendwann und irgendwo wieder eine Familienzusammenführung gelingt.

Bundesregierung legt IT-Nachhaltigkeitsprogramm auf/Federal Government of germany launches program for more IT sustainability

Nahezu unbeachtet von der Öffentlichkeit hat die Bundesregierung ein umfangreiches Programm für mehr IT-Nachhaltigkeit aufgelegt. Strukturell orientiert sich IT2Green an e-energy: Die Laufzeit beträgt drei Jahre, es wurden zehn Projekte ausgewählt, die insgesamt 60 Millionen Euro Fördergelder erhalten. Sie kommen aus den Bereichen Telekommunikation, Cloud und Monitoring und werden jeweils von Konsortien mit mehreren Teilnehmern durchgeführt. Auf der Website finden sich eher sehr abstrakte Projektbeschreibungen und Kontaktdaten zu den Verantwortlichen. Unverständlicherweise soll erst 2013 ein Kongress zu IT2Green stattfinden, auf der Cebit wird das Thema schon 2012 auf dem Stand der Bundesregierung präsentiert. Nicht vorhanden sind auf der Agenda die Themen Softwareoptimierung und Verringerung der Datenberge, obwohl ineffiziente Software, die Prozessoren ungenügend auslastet oder mit zu viel Arbeit für zu viel Resultat belastet, und der ständige Anstieg der Datenmengen ein wichtiger Treiber des ständig steigenden Energiebedarfs der IT sind.

Summary:German government has launched a 3-year-programm for energy optimization of IT, telecom networks and data centers. It consists of ten Government-sponsored projects, each of them with several actors from universities, private companies and other areas. Total volume of the whole program is about 60 million Euros, distributed over the three years.

Handys recyclen – Zonzoo will es weltweit

Kommerzielle Rezyklierer für Handies gibt es schon länger. Ein Beispiel ist die Frankfurter As good as new. Doch meist sind solche Initiativen auf ein Land begrenzt. Jetzt macht sich ein Unternehmen auf, das Thema global aufzurollen – und zwar nicht nur für Handies, sondern, sollte das Geschäft laufen, auch für viel anderen Unterhaltungsschrott.
zonzoo heißt die Firma, die bisher wohl am ehesten Recycling-Insidern bekannt ist. Denn sie rezykliert schon länger Handies, seit 2001 nämlich und steckt auch hinter der sicher manchen bekannten Website Greener Solutions. Doch das bisher verwendete Verfahren war dem rührigen Firmengründer Colin Armstrong-Bell längst nicht effizient genug. „Wir wollten das Ganze global Web-fähig machen und die Reichweite erheblich vergrößern“, erklärt er den Relaunch nebst Rollout, den er derzeit in zwei Ländern pro Monat durchführt – begleitet von massiven Werbemaßnahmen.
Pro Land steckt zonzoo drei bis acht Millionen Euro in Promotion, denn das System baut komplett auf Endanwender und kann nur so funktionieren. Tut es das, hat zonzoo wahrscheinlich geholfen, ein großes Problem zu lösen. Denn Handies werden häufig aussortiert, obwohl sie eigentlich noch gut funktionieren, aber nicht mehr der neuesten Mode entsprerchen. Um die schert sich in armen Ländern allerdings sowieso keiner. Dort ist man froh, überhaupt mobil telefonieren zu können. Außerdem stecken in ihnen jede Menge höchst seltener Stoffe, die uns möglicherweise schon bald ausgehen oder die wegen ihrer Seltenheit extrem teuer werden könnten, zum Beispiel Galliumarsenid.
Deshalb verspricht zonzoo Nutzern, die ihres digitalen Gefährten überdrüssig geworden sind, bares Geld auf die Hand und keinerlei Mühen, und das in möglichst jedem Land der Welt über jeweils lokalisierte Websites, die das Angebot der Firma erläutern.
Die Interessenten suchen die Website auf, geben ein, welches Modell sie haben und in welchem Zustand es sich befindet. Umgehend erfahren sie, was sie voraussichtlich dafür bekommen. Dann bekommen sie entweder einen vorfrankierten Rücksendeumschlag oder ein Kurier holt das Gerät ab. Es wird in die nächstgelegene Rezyklierzentrale geschafft, evaluiert, gegebenenfalls repariert und aufgehübscht und dann über zonzoo selbst oder einen seiner Partner wieder verkauft – meistens in Entwicklungsländern, wo sich die Menschen nicht den neuesten Blackberry leisten können, auch wenn sie es gern würden. Allerdings liefert zonzoo nur in solche Länder, wo das Unternehmen selbst oder seine Partner auch Althandies entgegennehmen, in Indien zum Beispiel über Telenor. Der materiellen Verwertung zugeführt werden nur zehn Prozent der Geräte, der Weiterverkauf bringt genug ein, um das Unternehmen aufzubauen und später wachsen zu lassen. Heute hat zonzoo 40 Mitarbeiter.
Wer sein Handy einliefert, bekommt umgehend Geld – in Extremfällen bis zu 200 Euro. Meist bewegen sich die Preise aber im zweistelligen Bereich. In manchen, eher seltenen Fällen, wenn das Gerät gar zu alt oder kaputt war, gibt es keinen finanziellen Ausgleich, der Lieferant hat aber kaum Mühen und keine Kosten und kann sich zumindest sicher sein, dass für sein Gerät ein Baum gepflanzt oder sonst etwas Gutes getan wird. Auf jeder lokalen Seite gibt es eine Liste von „Charities“, aus denen jeder die gewünschte auswählen kann. Ein Aufschlag von fünf Prozent auf den Einkaufspreis von zonzoo kommt dann diesem Organisationen zugute.
Außerdem will Armstrong-Bell bis zu 50.000 Recycling-Löden eröffnen, die ausschließlich Kommunikations- und Unternahtlungselektronik entgegennehmen. Am Anfang allerdings soll es nur um Handies gehen. „Schließlich geht nicht jeder ins Web“, begründet der Manager seine Offline-Aktivitäten. Das können Einkaufsketten, Zeitschriftenläden oder U-Bahn-Kiosks sein, die so ein neues Geschäftsfeld beginnen. Auch eigene Läden plant Armstrong-Bell. Derzeit reist der Manager in Europa herum und führt Gespräche, die ersten beiden Shops in Spanien werden gerade eröffnet, weitere 100 sollen, Erfolg vorausgesetzt, bald folgen, vor allem auch in Deutschland, das der rasende Schotte (könnte aus „In 80 Tagen um die Welt“ stammen ) als Kernmarkt ansieht. Später sollen Laptops, Digicams, Spielekonsolen und weitere Geräte zurückgenommen werden. Es wäre schön, wenn der Plan aufginge, denn Organisationen wie MakeITFair bemühen sich schon seit Jahren darum, den Umgang mit Handies umweltfreundlicher zu gestalten. Der Erfolg ist bisher noch nicht allzu groß. Aber vielleicht hilft es ja, wenn das veraltete Handy plötzlich nicht mehr Müll ist, sondern ein echtes „Profit Center“.

Green-Touch–Konsortium lässt das Internet ergrünen

Stromsparen ist derzeit eines der großen Themen der IT. Wie zum Beispiel VDE/ITG in einer Studie zur Stromeffizienz von Telekommunikationsnetzen feststellte, ist hier noch viel zu tun. Jetzt hat sich mit Green Touch eine Initiative gebildet, die sich zum Ziel gesetzt hat, das Internet 1000mal effizienter zu machen als bisher. Die Führung haben die für ihren Erfindungsreichtum bekannten Bell Labs (ganz früher AT&T, dann Lucent, heute Alcatel-Lucent) übernommen, und auch das Elektroniklabor des MIT (Massachusetts Institute of Technology), ist mit von der Partie, genau wie führende Forschungsinstitutionen aus Frankreich und Australien. Einen deutschen Konsortiumsteilnehmer sucht man leider bisher vergebens, aber vielleicht wird das ja noch. Die hochkarätige Besetzung macht Hoffnung, dass hier wirklich Ergebnisse erzeugt werden. Außerdem sind viele große TK-Unternehmen mit von der Partie. Die Teilnehmer haben sich nichts weniger zum Ziel gesetzt, als das Internet im Grunde neu zu erfinden. Theoretische Grundlage sind dabei die Shannonschen Gesetze der Informationsübertragung.

Summary: Leading scientific institutions, namely Bell Labs and MIT, have founded Green Touch, a consortium that wants to raise the energy efficiency of the internet about 1000fold.

Fleißige IT-Firmen

Die Telekommunikations- und IT-Branche möchte anscheinend zum ökologischen Musterknaben werden. Diesen an sich erfreulichen Schluss lassen jedenfalls jüngste Ankündigungen verschiedener Lieferanten und Netzbetreiber zu. Den Anfang machte die im übrigen schon länger notorisch defizitäre Nokia Siemens Networks mit einer neuen Telekom-Strategie, die auf ein ganzes Portfolio von an Nachhaltigkeit orientierten Produkten – von der Beratung in Sachen energieeffizienter Netzaufbau bis zur sich selbst mit regenerativem Strom versorgenden Basisstation reicht und Provider adressiert.

Kurz darauf berichtete der chinesische Hersteller ZTE, man baue mit China Unicom ein 3G-Netz bei der Retortenstadt Shenzen nahe Hongkong, dessen Basisstationen sich mehr oder weniger vollständig über regenerative Energieerzeugung vor Ort mit Strom versorgen. Der Anteil von Wind- und Solarenergie ist je nach Wetterbedingungen flexibel regelbar, die Stationen lassen sich komplett fernsteuern. Leider erfährt die Leserschaft nichts darüber, wie groß dieses Netz ist und wie viele Basisstationen es umfasst.

BT berichtet im Nachhaltigkeitsreport 2009 von konsequenter Kohlendioxideinsparung. Dem edlen Ziel, 2020 gegenüber dem Basisjahr 1997 80 Prozent eingespart zu haben, ist man schon näher gekommen: Für 2009 lautet die Marke 43 Prozent Minus. Den größten Brocken davon macht der Einkauf regenerativer Energie aus – wie nicht anders zu erwarten, vor allem im Ausland. Ein Viertel seines beträchtlichen Stromverbrauchs – in England immerhin 0,7 Prozent des Stromverbrauchs des gesamten Landes – will BT aber schon bald über eigene Windenergieanlagen selbst erzeugen. Ansonsten motiviert man die Mitarbeiter zur Nutzung kohlendioxidgünstiger Mobilitätsmittel oder dazu, gleich zu Hause zu arbeiten. Die Fahrzeugflotte wurde immer stärker auf Diesesl umgestellt und der Kurzstrecken-Flugreisen um etwa 40 Prozent gegenüber 2007 verringert. Wermutstropfen am Rande: Fernflüge scheinen sich trotz Conferencing nicht so einfach reduzieren zu lassen. Die Emissionen in diesem Bereich liegen bei BT Großbritannien noch immer so hoch wie 2007 – und waren 2008 sogar gegenüber dem 2007er Wert um mehr als 30 Prozent gestiegen. Allerdings machen sie weniger als zwei Prozent der gesamten Kohlendioxidemissionen von BT UK aus. Dennoch verwunderlich, gehört das Unternehmen doch zu denen, die den flächendeckenden Einsatz von Highend-Videoconferencing gerade für die oberste Führungsebene propagieren. Aber wahrscheinlich ist es auch einfach von größerem Reiz, in Hongkong mit Key Accounts Tee zu schlürfen oder in New York im Anschluss an Geschäftsbesprechungen ein wenig shoppen zu gehen, statt ganz unglamourös zwischen spätem Abend und frühen Morgen vor einem noch so komfortablen Videosystem zu sitzen, um sich global zu koordinieren.

Softwareriese Microsoft, plötzlich voll ergrünt, will die Anwender durch einen gemeinsam mit der EU erstellten interaktiven Umweltatlas von seiner ökologischen Gesinnung – und von Neuigkeiten wie Silverlight oder der Cloud-Plattform Azure – überzeugen. Schon einige Zeit ist Eye on Earth online. Hier fließen Daten aus unterschiedlichen Messstationen online zusammen. So kann man dort zum Beispiel lesen, dass die Luft in München im Moment sehr gut ist. Kann ich bestätigen, und das ist doch immerhin etwas.

Kommentar:IT soll erheblich dazu beitragen, dass die Gesellschaft weniger Kohlendioxid produziert. Von daher haben die IT-Firmen einen doppelten Vorteil: eine weiße Weste – zumindest oberflächlich betrachtet – und die Möglichkeit, weiter ihre Produkte abzusetzen oder in andere Produkte zu integrieren. Eine Situation, von der manch andere Industrie – beispielsweise die Autobauer – nur träumen können.

Summary: A lot of IT or telecom companies announced interesting news around the conference of Kopenhagen that supported the trend to make IT an integral part of all efforts to reduce carbon dioxide outputs.
For example
– Microsoft announced several projects on the web, some of them Azure-based, that show human influence on the environment
– BT announced their latest advancements in becoming a carbon-neutral company
– Nokia Siemens Network disclosed a new set of products and services to make Telecom networks more sustainable
– ZTE announced that they built a 3G network from base stations solely relying on renewable energy produced by wind and solar technology being part of the installation.