Internetwirtschaft in Deutschland: Green IT kein Thema mehr? Internet Economy in Germany: green IT no longer of interest?

In einer groß angelegten Studie liefert Arthur D. Little zusammen mit dem eco-Verband zahlreiche Prognosen für die deutsche Internet-Wirtschaft für die Jahre 2015 bis 2019. Download hier. Fazit: Alles wächst prächtig – wahrscheinlich auch Stromverbrauch und Kohlendioxid-Ausstoß. Nur leider erfahren wir über dieses Thema in der gesamten Studie kein Wort. Die Suche nach den Begriffen Stromverbrauch, PUE, Kohlendioxid erbrachte jeweils das Resultat Null. Im Vorfeld des Klimagipfels reicht es anscheinend, das unangenehme Thema an die Politclowns in Paris zu delegieren und sich ansonsten in derzeit durch nichts belegten angeblichen Energieeinsparungen durch IT-Einsatz zu sonnen, statt schleunigst weitere gravierende Einsparmaßnahmen durchzuführen, z.B. langlebigere Endgeräte durchzusetzen. Spätere Generationen werden sich bedanken, wenn ihnen die Klimaflüchtlinge über den Kopf wachsen!

Summary: People interested in the development of German Internet Economy may read the recent study of Arthur D. Little and eco-Internetverband (downloadable here). Main result: Everything grows finely – probabely also energy use and carbon dioxide Output. But you will find not a single chapter about that in the study. It seems enough to leave the critical Topic to the polit cloowns of Paris instead of dealing with it in own responsibility.

Cyberjunkies leben gefährlich

Die einen hassen ihn, die anderen sind froh, dass endlich mal jemand ein paar schwarze Pünktchen auf das leuchtend rosarot-geblümte Image von Smartphones, Internet und sozialen Medien träufelt. Wer ist gemeint? Manfred Spitzer hat wieder ein neues Buch veröffentlicht. In Cyberkrank rückt er in gewohnter Klarheit und Deutlichkeit allerlei Krankem – vom Zipperlein bis zur massiven Erkrankung – auf den Leib, kurz, allem. was Intensivnutzern der oben genannten Medien droht. Digitales ist die Quelle einer neuen Welle von Zivilisationskrankheiten. Im ersten Kapitel erklärt Spitzer diesen Begriff und macht klar, dass die Menschheit für die grundlegende Veränderung ihrer Lebensweise immer büßen musste – im Neolithikum durch Unterernährung und Zahnkaries, heute, im digitalen Zeitalter, durch Depressionen, Vereinsamung und Konzentrationsmängel. In den weiteren Kapiteln dröstelt Spitzer bestens belegt auf, welche gesundheitlichen Folgen fortgesetzter Digitalgebrauch haben kann. Vom suchthaften Nutzungsverhalten mit Entzugserscheinungen über Stress, Angstzustände bis hin zur Hypochondrie, Entwicklungsmängel bei Kindern, die zu früh an den digitalen Bildschirm gesetzt werden, statt im Grase zu krabbeln, Schlafstörungen bei e-Book-Lesern vor dem Einschlafen, gestörtem Sexualverhalten und überhaupt einem gesteigerten Risiko von Depression und Vereinsamung bei all denen, die digitale Medien mehr als fünf Stunden täglich nutzen (Wie lang ist Ihr Bürotag??). Die Therapie, die Spitzer vorschlägt, ist so einfach wie einleuchtend, nur wird die Industrie sie nicht gerne hören: Weniger, seltener und in Kindheit und Schule am besten gar nicht. Denn IT-Einsatz in der Schule bildet die Kinder ganz und gar nicht, eher im Gegenteil. Dies fand übrigens eine von Spitzer zitierte Studie des Landes Baden-Württemberg heraus. Als Folge der Untersuchung wird nicht etwa aufgehört, Schüler mit Smartphones und Tablets auszustatten, sondern einfach nur eine Studie mit noch mehr Schülern (schon die erste Studie arbeitete mit einer vierstelligen Schülerzahl!) durchgeführt. Die meisten der Studien, die Spitzer zitiert, hat übrigens die IT-Industrie garantiert weder direkt noch indirekt bezahlt wie die gern angeführten Elaborate von Marktforschungsunternehmen, Industrieverbänden oder Beratungshäusern. Wer meint, es sei sinnvoll, das eigene Nutzerverhalten im Licht medizinischer und neurowissenschaftlicher Erkenntnis zu reflektieren, ist mit diesem Buch wegen der Vielfalt der angesprochenen Themen und Gesichtspunkte bestens bedient.

Bibliographie: Manfred Spitzer: Cyberkrank! Wie das digitalisierte Leben unsere Gesundheit ruiniert. Droemer-Verlag München 2015. Gebunden, 432 Seiten, zahlreiche s/w-Grafiken, ausführliches Anmerkungs- und Quellenverzeichnis. €, ISBN 978-3-426-27608-2

zeo2 zum Strombedarf des Internet

Wer mehr zum Strombedarf des Internet und dazu wissen möchte, wie „grün“ einzelne Online-Applikationen wie Mail, Video- oder Musikstreaming oder die nutzung eines E-Readers sind, der sollte zur ersten Ausgabe 2015 des von der taz herausgegebenen Umweltmagazins zeo2 greifen. Zwei Artikel befassen sich ausführlich mit entsprechenden Themen. Im ersten geht es um den Strombedarf des Internets im Allgemeinen. Der Bericht kann mit einigen überraschenden Fakten punkten, etwa damit, dass ein „papierloses“ Leben erstens so gut wie unmöglich ist und zweitens energetisch nicht unbedingt sparsamer ist, da man statt Papier jede Menge Endgeräte braucht und praktisch mit jedem Lebensvorgang Strom oder strombasierende Infrastrukturen benutzt, wobei diese Energie ja auch erst einmal hergestellt werden muss. Den Gebrauch eines E-readers empfiehlt der Artikel ab zehn Büchern im Jahr – berücksichtigt allerdings nicht, dass viele Menschen ihre Bücher aus Büchereien ausleihen oder eigene Bücher nach Lektüre an andere Menschen verschenken. Wie die Bilanz in diesem Fall aussähe, dazu schweigt der Autor. Für fleißige E-Mail-Nutzer besonders interessant ist der zweite Artikel, der die ökologische Performance unterschiedlicher kostenloser Online-Mailer untersucht. Hier schneidet nichte twa einer der großen Dienste am besten ab, sondern das relativ unbekannte mail.de, wo man Umweltfreundlichkeit zum Geschäftsprinzip erhoben hat. Davon sind die Millionen-Dienstleister wie GMX, Web.de, Google oder auch Telekom meilenweit entfernt. Wer mehr wissen will: Das Heft ist im gut sortierten Zeitschriftenhandel erhältlich und kostet 5,50 Euro.

IT mal ganz nachhaltig: Internet-Crowdfunding für Nachhaltigkeitsprojekte

Mit der Plattform Ecocrowd finden erfinderische Umweltschützer und Nachhaltigkeitsfreunde endlich eine Chance, an einem dafür spezialisierten Ort im Web Geld für ihre Vorhaben zu sammeln. Das Projekt wurde selbst per Crowdfinancing finanziert und von der Deutschen Umwelthilfe initiiert. Derzeit stehen vier Projekte online, am erfolgreichsten ist eine „Bienensauna“, mit der Bienen von einem der Gründe des Bienensterbens befreit werden können, der Varroamilbe. Wer ein passendes projekt hat oder plant, sollte sich die Plattform mal ansehen! Ein überzeugendes Beispiel für Green IT!

Glossary for Industrie 4.0

Derzeit bildet sich eine komplett neue Begriffswelt rund um das Schlagwort Industrie 4.0 Nun bemüht sich das Fraunhofer-Institut IOSB (Fraunhofer-Institut für Optronik, Systemtechnik und Bildauswertung) babylonischem Sprachwirrwarr um diese Technologie von vorn herein vorzubeugen und erarbeitet deshalb zusammen mit dem Fachausschuss VDI/VDE-GMA 7.21 „Industrie 4.0“ einen Katalog von Fachbegriffsdefinitionen. Wer also wissen möchte, was gemeint ist, wenn das Gegenüber von CPS, CPPS oder I4.0 redet, findet Erklärungen dazu zukünftig auf dieser Seite, die ständig erweitert wird.