RZ-Strombedarf wächst munter weiter/Electicity use of German datacenters grows again

Green IT im Rechenzentrum macht die IT energieeffizient und sparsam? Diese These hat sich wieder mal als Illusion entpuppt. Grüne Techniken sorgen höchstens dafür, dass der Stromverbrauch nicht explodiert. Das zeigen die aktuellen Daten von Borderstep, auf die datacenter-insider in einem aktuellen Artikel referiert. Fazit: Nach einer kurzen Delle 2011/2012 steigt der Strombedarf munter weiter. Bis 2020 soll er bei 12 Milliarden Kilowattstunden liegen. Das entspricht dem Stomverbrauch von drei Millionen Einfamilienhäusern mit einem Jahresverbrauch von fünf MW. In Deutschland gibt es laut Statistica etwas mehr als 15 Millionen Einfamilienhäuser gibt, also könnte der RZ-Strom 20 Prozent aller EFH mit Strom versorgen.

Summary:The amount of energy used for German datacenters is still growing – in spite of all the Green IT slowly being implemented. After a slow decrease in 2011/2012, the curve is now rising again – towards 12 billions kWh in 2020.

Mibil spart Energie? Denkste! Neue Studie von Borderstep

Oft geistert noch die Mär durch Kopf und Presse, der Einsatz mobiler Endgeräte spare im Endeffekt Energie. Dass das mitnichten so ist, sondern Energieverbräuche nur woanders hin verlagert werden und im Endeffekt sogar steigen, zeigt eine neue Studie von Borderstep.

Danach sind in Deutschlnd derzeit rund 44 Millionen mobile Enegeräte wie Smartphones, Handies oder Tablets im Einsatz. Dazu kommen noch 26 Millionen PCs, von denn aber 17 Millionen älter aus sieben Jahre sind. Daraus schließt Borderstep, dass die alten PCs nur noch in der Ecke stehen. Das ist m.E. falsch, denn ich kenne genug Leute, die ihre alten Geräte noch nutzen, und warum auch nicht, wenn sie funktionieren. Ich hätte meinen alten PC auch noch weiterverwendet, aber XP lief aus, und so musste ich umsteigen, um mit den Softwareanforderungen mitzuhalten und weil ich als Kleinfirma eine garanteifähige Hardware benötige. Sonst hätte ich mit dem Ding wohl noch Jahre gearbeitet.
Jedenfalls: Der Gesamtstromverbrauch aller Endgeräte in privaten Haushalten, die in dieser Studie erfasst wurden, ist seit 2010 8 % auf 3,8 Mrd. kWh gesunken – allerdings wurden weder die Monitore (inzwischen das energiehungrigste Element eines PCs) noch Datenkommunikationseinrichtungen (der kleine Router/das kabelmodem/das Smartphone), noch mit dem internet verbundene Spielekonsolen, noch der LDC-Monitor an der Wand, der gleichzeitig als Fernseher dient, etc. mit einbezogen, sondern wirklich nur Notebooks, Laptops und Tablets. In Wirklichkeit ist der Enegeräte-Stromverbrauch in Haushalten wahrscheinlich also nicht gesunken, sondern munter weiter gestiegen, aber sei`s drum. Ganz eindeutig gestiegen ist jedoch der Stromverbrauch der Rechenzentren, auf den unsere mobilen Endgeräte-Freunde zugreifen, er hat sich nämlich seit 2010 unglaublicherweise sogar verdreifacht, und das bei all dem Gerede über Virtualisierung, Stromersparnis im RZ und Green IT, und liegt jetzt bei horriblen 1,8 Mrd. kWh. Das macht insgesamt einen Strombedarf von 5,6 Mrd kWh, 20 Prozent mehr als 2010. Und darin sind wie gesagt nur Rechner enthalten, keine anderen Endgeräte, und schon gar nicht die Netze, die die Daten vom Endgerät zum Rechenzentrum und wieder zurück bringen und deren Stromverbrauch steigt und steigt, was von niemandem ernsthaft bestritten wird. Der wahre Anstieg des Stromverbrauchs durch IT in haushalten und für die private Nutzung dürfte also bei weitem höher liegen als hier errechnet.
Fleißiger IT-einsatz entpuppt sich damit als schwarzes Loch in der Energielandschaft, in dem sich nahtlos alle Effizienzgewinne in nichts auflösen, weil sie durch mehr Endgeräte, Mehrnutzung der Netzwerke und Rechenzentren überkompensiert werden.
Wer die gesamte Studie lesen möchte, die auch Daten zu Behörden und Unternehmen enthält, findet sie hier.

Fazit: Nur weniger ist am Ende wirklich weniger, daran wird wohl keine Endgerätegeneration dieser Welt etwas ändern.

The Green Grid: IT braucht neues Paradigma

Vergangene Woche in Brüssel: Der Europateil der Vereinigung The Green Grid, deren Ziel es ist, Rechenzentren und die IT nachhaltiger zu machen, trifft sich in Brüssel. Mit dabei: nachhaltige IT. Die wichtigsten Ergebnisse in Kürze:
1. Das Procedere zur Festlegung von maximalen Verbrauchswerten und Verbrauchsklassen von Servern und an sie angeschlossenem DV-Equipment (DG Entr, Lot 9 Ecodesign-Richtlinie) kommt endlich in Gang. Fragebögen für Stakeholder stehen im Web und fließen, so ausgefüllt, in die vorbereitende Studie ein, die allein zwei Jahre dauert. Bis der erste Standard in Kraft tritt werden 55 Monate ins Land gehen – eine Ewigkeit in der Zeitrechnung der IT. Sehr verwunderlich wäre, wenn bei diesem Verfahren etwas herauskäme, was Hersteller wirklich zu ungewöhnlichen Anstrengungen zwingt.
2. Wie man die PUE berechnet, wird standardisiert, und zwar in IEC/ISO 30134-2. Diese Norm befindet sich gerade in einer frühen Konsultationsphase.
3. Rechenzentren werden immer effizienter. Der diesjährige Sieger im Effizienzwettbewerb des European Code of Conduct for Datacenters, ein Rechenzentrum von ARM in Cambridge, brachte es auf eine PUE (Power Usage Effectiveness) von sage und schreibe 1,04. Der Gesamtenergieverbrauch liegt also nur 4 Prozent über dem, den die reine IT verzeichnet. Hier ist die Luft also bald raus, auch wenn noch jede Menge alte Rechenzentren viel schlechtere Werte bringen und damit verbessert werden können.
4. Neue Sparpotentiale kommen deshalb in den Blick: Software, die flexibel auf die Auslastung von Hardware reagiert und diese nicht unnötig in Betrieb hält, wenn sie eigentlich selbst nichts tut, beispielsweise. Programmierer müssen anscheinend reichlich dazulernen, damit der Energiefraß aufhört. Das andere, in Brüssel besprochene Verbesserungspotential besteht in der Dämpfung oder der verhinderten Entstehung harmonischer Oberschwingungen, die durch die Verzerrung der sauberen Sinuskurve Strom- und Spannungskurven verzerren. Das führt zu Leistungsverlusten, Erwärmung und früherem Ende von Bauteilen. Ob sich Maßnahmen lohnen, liegt am Umfang der Störungen – pro Prozent mehr Harmonischen gehen zwei Prozent mehr Leistung verloren. Gegenmittel sind größere Transformatoren, spezielle, Oberwellen-resistente Bauteile und Filter. Whitepaper für The-Green-Grid-Mitglieder hier.
5. Weitere Einsparpotentiale liegen im sinnvollen Zusammenwirken der energieintensiven Rechenzentren mit der photovoltaischen Stromerzeugung, im Lastverbund mehrerer Rechenzentren, der die Auslastung erhöht und anderen kooperativen Maßnahmen, die teils von demnächst auslaufenden EU-Projekten erforscht wurden. News auf der Konferenz: Sechs neue EU-Projekte zur Energieeffizienz von IT und Rechenzentren stehen in den Startlöchern.
6. Trotzdem gibt es am Ende eine eher schlechte Nachricht: Die IT ist entgegen allen anderslautenden Berichten absolut nicht auf einem nachhaltigen Pfad. Darauf wies Ian Bitterlin, CTO von Emerson Network Power und Leiter der Technologie-Arbeitsgruppe EMEA bei The Green Grid nachdrücklich hin. Sie sei durch die jeden Effizienzeffekt schlicht überwuchernden Datenmassen und ihre Downloads auf Endgeräte schlicht dabei, immer mehr Energie zu verschlingen – schon um 2020 könnte laut Bitterlin aller global erzeugte Strom allein in IKT-Technologie und ihre Nutzung fließen, was natürlich nicht geht. Deshalb fordert Bitterlin dringend ein neues Paradigma. Beispiel: Ein simples 17 MByte großes Musikvideo, das 1,5 Milliarden Mal in einem Jahr aus dem Web heruntergeladen wird, verbraucht insgesamt 312 GWh Strom – so viel wie ganz Burundi.
7. Zum Trost: In Veranstaltungen und Gesprächen, die nachhaltige-it im Anschluss an die Konferenz mit verschiedenen Firmenvertretern führte, arbeitet man in verschiedenen Hightech-Labors großer Hersteller daran, Telekommunikationstechnologien zu entwickeln, die zehntausendmal effizienter sind als die heutigen und Speichertechnologien, die für die Speicherung von 1 PByte nur noch ein Mikrowatt (ein Millionstel Watt) verbrauchen. Hoffen wir mal, dass die Forscher schneller Erfolg haben als die Datenlawine wächst, denn sonst gehen in der schönen neuen Smartphone- und Tablet-Welt irgendwann die Lichter aus.

Summary:EMEA Meeting of The Green Grid in Brussels:
1. Ecodesign Standards for Servers on the way, until finished, it will take 55 months, questionnairs for stakeholders online for download.
2. Standards for definition of PUE (Power usage effectiveness) on the way: IEC/ISO 30134-2 is in anearly consultation Phase.
3. PUE of very good datacenters reach values close to 1, more energy saving must come from other sources than optimizing cooling etc.
4. New sources of energy savings: cooperation of resources of several datacenters, datacenters and PV/other renewable energy sources in an area, Software optimization and mitigating harmonics .Whitepaper for green grid-members here.
5. New paradigm needed. As Ian Bitterlin, CTO of Emerson Network Power and Leader of the Green Grid EMEA Techn Workgroup said, if present datagrowth and download Trends persist, ICT will eat up all of earths electricity resources within about ten years – which is simply impossible. He gave a simple example: A Music Video of 17 MByte downloaded 1,5 Billion times over the web within one year used totally 312 GWh of electricity – as much as the whole state Burundi.