Amazon-Mitarbeiter (auch Management) beschweren sich überBeschnüffelung

Amazon, bekannt dafür, seine Mitarbeiter, z.B. in den Auslieferungslägern nicht gerade mit Samthandschuhen anzufassen, ist mal wieder ins Gerede gekommen. Basierend auf Berichten in amerikanischen Medien, die wiederum auf von Amazon genehmigten Interviews mit 100 Amazon-Mitarbeitern beruhten, deuten auf gravierendes Mißmanagement hinsichtlich des Umgangs mit Personal hin. Dies gilt inzwischen auch für das untere und mittlere Management. Wer sich für den Deutschlandfunk-Beitrag interessiert, hier ist er.

Übrigens: Bücher kauft man im Buchladen, und den Rest so weit wie möglich im stationären Handel! Das sorgt für Arbeit, weniger Lieferverkehr in Wohngebieten und erspart uns Drohnen am Himmel.

Das Internet ist nicht die Lösung, sondern selbst ein problem (Rezension)

Das Internet läutet eine neue Epoche ein, in dem alle Probleme der Menschheit mit digitalen Mitteln gelöst werden. Diesen oder einen ähnlichen Eindruck gewinnt man manchmal, wenn man den Verlautbarungen führender IT-Firmen zuhört. Auf wundersame Weise soll eine Mixtur aus Cloud, Mobile, Sozialen medien und Big Data eine ganz neue digitale Welt schaffen, die die großen Menschheitsprobleme der Jetztzeit wie Umwelt, Arbeitslosigkeit oder die Kluft zwischen Arm und Reich auf wundersame Weise irgendwie löst oder jedenfalls gewaltig zu ihrer Lösung beiträgt.
Dass die medaille auch eine ganz andere Seite hat, damit beschäftigt sich in einem aktuellen Buch der ehemalige Silicon-Valley-Gründer Andrew Keen.
Keens Diagnose ist klar und unmissverständlich: Das Internet, wie es heute ist, und die wenigen Firmen, die es dominieren (Google, Facebook, Amazon, Uber…) dienen mitnichten der Gesellschaft und ihrer Weiterentwicklung. Sie verteilen Reichtum von unten nach oben um, hebeln jedwede soziale Ausgleichsmechanismen in Gesellschaften aus, stürzen ganze Berufsstände – zunehmend nicht nur Handlanger wie etwa „Angie die Sätzerin“, sondern auch alles, was sich unterhalb der Ebene von Entwicklern, Erfindern und Beratern befindet – in die Arbeitslosigkeit, bereichern sich an kostenlos an den Daten ihrer Nutzer und lassen sich anschließend die aus den kostenlos und dummerweise auch noch freiwillig herausgerückten Datenschätze anschließend von den Ausgeplünderten auch noch teuer bezahlen – zum Beispiel in Form höherer Versicherungstarife für gesundheitlich Anfällige. Die mehr oder minder psychopathisch agierenden Manager der Internet-Giganten sind laut Keen mitnichten Humanisten, sondern sehen den Mitmenschen (ausgenommen die eigenen Entwickler) letztlich als Sand im Getriebe, den man sich am besten vom Leib hält und, falls noch nicht ersetzbar, zu Minimalkonditionen beschäftigt wie Mr. Bezos die Mitarbeiter seiner Auslieferungslager – die sollen ja übrigens bald auf Roboter als Personal umgestellt werden, weil die weder krank werden noch streiken. Disruption heißt das Gebot der Stunde, um jeden Preis und mit ungewissem, für viele möglicherweise existenzbedrohendem Ausgang. Nur eine Gruppe steht derzeit als Gewinner fest: die großen Internet-Unternehmen.
Keens Rezept zur Veränderung der Zustände ist genau so eindeutig: Er setzt nicht, wie etwa Glenn Greenwald, auf Privataktivitäten wie das Verschlüsseln von E-Mails. Vielmehr sei Regulierung erforderlich, schnellstens und durchgreifend. Dafür, dass solche Schritte in den USA mitnichten außergewöhnlich sind, weist Keen ebenfalls hin – schließlich wurde auch der übermächtige IT-Gigant AT&T zerschlagen.
Wer allerdings das undurchdringliche Beziehungs- und Beeinflussungsgeflecht zwischen Nachrichtendiensten, Regierungen und der IT-Branche, das sich in den USA mittlerweile entwickelt hat, durchschlagen soll, sagt Keen nicht. Dabei wäre dies die eigentlich interessante Frage – auch hier in Deutschland, wo wohl in den vergangenen Jahren die Regierung klammheimlich mit den oben genannten Akteuren kooperierte, um die Unternehmen des eigenen Landes digital auszuplündern, ein Schelmenstück ganz besonderer Güte.
Das Buch liest sich trotzdem gut und macht klar, dass es Zeit wird, den Cyberspace nicht mehr als Spielwiese für allerlei Menschheitsretter zu betrachten, sondern ernst zu nehmen. Auch und gerade in seinen negativen, bedrohlichen Auswirkungen.

Bibliographie: Andrew Keen: Das digitale Debakel. Warum das Internet gescheitert ist – und wie wir es retten können. DVA-Verlag, München, 2014. Gebunden, 318 Seiten. ISBN 978-3-421-04647-5, 19,99 Euro.

Übrigens: Kaufen Sie Ihre Bücher bei der Buchhandlung um die Ecke. Das hilft Ihrer Stadt (Gewerbesteuer!), Ihrem Land (Einkommennssteuer!) und natürlich dem Buchhändler und seinen Angestellten.

Süddeutsche: Nahezu chinesische Verhältnisse bei Amazon. Angestellte mit Schrittzähler! Fazit: Nix mehr da kaufen!

In der Süddeutschen vom Samstag stand ein Artikel (auch online), der einen wahrlich das Grausen lehrt. In den Lagerhallen in Graben werden Mitarbeiter zu zwanzig Nachtschichten hintereinander verdonnert – wenn sie das nicht wollen, sagt man ihnen, sie könnten gehen. Weiter berichtet der Artikel davon, dass in die Scanner Schrittzähler eingebaut sind, die auch die Schrittlänge messen, Wer zu wenige oder zu kurze Schritte macht oder überhaupt mal steht, wird angemacht. Das ist schon mal ein Vorblick auf Big Data am Arbeitsplatz und in meinen Augen ein Fall für den Bundesdatenschutzbeauftragen, den man darauf vielleicht mal hinweisen könnte (siehe Link). Demnächst wird noch die Atemfrequenz oder der Puls kontrolliert, und wessen Puls unter dem fürs Alter angemessenen höchsten Puls liegt, wird der Faulheit bezichtigt, weil er oder sie nicht schnell genug rennt.
Und das alles begtündet Amazon in Stellungnahmen in eben jenem Artikel immer mit dem Wunsch des lieben Kunden, alles so schnell und billig wie möglich zu kriegen. Nun, Amazon, ich (als Inhaberin eines gelegentlich genutzten Amazon-Accounts) gelobe hiermit feierlich: Ich werde so lange nichts mehr bei Dir und Deinem krakenartigen Imperium ordern, bis sich die Verhältnisse in Deinem Reich durch glaubhafte Zeugen belegt grundsätzlich geändert haben. Und ich bin herzlich froh, dass ich Dich nicht auch noch durch den regelmäßigen Bezug irgendwelcher digitalen Güter aus Deinem eReaderStore in der Auffassung unterstütze, Du machtest es mir als Kunden mit solchen Umgangsformen recht. Nein, tust Du nicht! Und ich würde mich freuen, wenn noch mehr Leute auf einen ähnlichen Gedanken kämen. Das wär doch mal was.