Voten: Success for the future!

Die Netzgemeinde darf wieder mal abstimmen: Diesmal geht es darum, wer den Publikumspreis des Success-for-the-future-Award bekommt. Der Preis wird von vier Partnern (BT, Schüco, Bundesarbeitskreis für umweltbewusstes Management B.A.U.M. und – man höre und staune – EnBW, wo man anscheinend händeringend nach passenden grünen Mäntelchen für den Atomstrom-Schmerbauch sucht) vergeben. Die Initiatoren wollen beweisen, dass sich wirtschaftlicher Erfolg, sprich: Wachstum, und grünes Engagement nicht widersprechen. Ich hoffe auf schlagkräftige Beweise, da ich an dieser These, sofern man im globalen Maßstab denkt, doch so meine Zweifel habe.
Eine Jury mit reichlich Prominenz, unter anderem Startorwart Jens Lehman – übrigens ein wirklich sympathischer Mensch, konnte ich in der Presseveranstaltung feststellen – soll am Ende in vielen Kategorien, die man bitte auf der Website nachlesen möge, Preise verleihen.
Und dann gibt es eben noch den Publikumspreis, dotiert mit 5000 Euro. Der hängt ganz allein von Ihnen, liebe Besucher, ab. Bis letzte Woche wurden zusammen etwas mehr als tausend Stimmen abgegeben, was darauf hindeutet, dass es bisher weniger als tausend Besucher waren, die abgestimmt haben, denn jeder hat mehrere Stimmen. Der Spitzenreiter – wer, wird nicht verraten, bitte selbst nachsehen, Also strömt massenhaft und sorgt dafür, dass wirklich der beste Vorschlag gewinnt. Lästigerweise muss man sich vorher registrieren, aber das geht schnell und führt meiner Erfahrung nach auch nicht dazu, dass man anschließend mit Werbepost überschüttet wird.

Carbon-Neutral – was ist das eigentlich?

Immer mehr Firmen, darunter auch viele aus der IT, streben an, „Carbon-neutral“ zu sein. Doch was ist damt eigentlich gemeint? Gemeint ist, dass ein Unternehmen seine gesamte Kohlendioxiderzeugung durch ausgleichende Maßnahmen kompensiert. Sei das nun der Bezug von „Green Energy“, der Kauf von Zertifikaten oder das Initiieren anderer Kompensationsmaßnahmen, etwa Bäume pflanzen. Unklar ist allerdings, was alles als firmenerzeugtes Kohlendioxid verstanden wird: Nur der Energieverbrauch von Produktion/Dienstleistung? Auch die Geschäftsreisen oder Arbeitswege der Mitarbeiter? Wird die indirekte Kohlendioxid-Erzeugung in der Lieferkette mit einbezogen? Wenn ich etwa eine Dienstleistung extern erbringen lasse, dann entledige ich mich deren Kohlendioxid-Last, aber diese verschwindet ja nicht, sondern landet nur bei einer anderen Firma. Jede Menge Unklarheiten also schon in der Definition!

Beispiele für FIrmen, die Kohlendioxidneutralität anstreben oder erreicht haben, sind etwa NTT Online Europe, ein Hoster, oder EMC, BT oder Dell

Gemessen und/oder bestätigt wird die Kohlenstoff-Neutralität dann von Organisationen wie Carbon Disclosure Project oder der Carbon Neutral Company. Diese Organisationen/Unternehmen bewerten den Kohlendioxidausstoß der betreffenden Unternehmen und bieten ihnen an, Zertifikate zu kaufen oder für das Aufkommen an Kohlendioxid, das sie erzeugen, kompensatorische Maßnahmen zu ergreifen, vorzugsweise in sich entwickelnden oder Entwicklungsländern (sog. Carbon Offsetting). Eine interessante Q&A-Strecke (auf Englisch) über Carbon Offsetting brachte der Blog der britischen Tageszeitung The Guardian.

Kommentar: Kohlendioxidneutralität ist schön und gut und bestimmt besser als gar nichts zu tun. Sie sollte aber nur ergänzend angewendet werden, wo und so lange andere Maßnahmen, den Kohlendioxid-Ausstoß zu senken, nicht anwendbar oder verfügbar sind. Zwar bewirkt schon allein die Auseinandersetzung mit dem Thema und der Kauf von Zertifikaten, dass man anfängt, auch absolut weniger zu produzieren, weil das ja auch Geld kostet. Da aber der Kohlendioxid-Ausstoß pro Person in den westlichen Ländern so stark sinken muss, weil sie pro Person um ein Mehrfaches mehr Kohlendioxid ausstoßen als Bewohner weniger entwickelter Länder, reicht das nicht. Wenn das gesamte Kontingent begrenzt ist und ständig überschritten wird (also der Gesamtausstoß fallen muss) und wir uns hoffentlich darüber einig sind, dass jedem Einzelmenschen prinzipiell das gleiche Recht zusteht, Kohlendioxid zu erzeugen, schaffen nur ABSOLUTE Kohlendioxid-Einsparungen hier und in allen Ländern, die ihre Kontingente überschreiten, Entwicklungsraum für die derzeit noch weniger entwickelten Länder. Also: Kompensatorische Kohlendioxid-Neutralität ist in Ordnung, aber leider absolut nicht ausreichend.

Summary: A short description and discussion of the concept of „carbon neutrality“ and „carbon offsetting“.