Elektronikindustrie will Klima schützen

Wie der Goodelectronics-Newsletter meldet, meldet, will die EICC (Electronic Industry Citizenship Coalition), ein wichtiger Verband von Elektronikproduzenten, die Reduktion des Kohlendioxidausstoßes seiner Mitgliedsunternehmen zum Top-Thema 2015 machen und arbeitet dafür mit dem Carbon Disclosure Project (CDP) zusammen. Im Frühjahr werden die Mitgliedsfirmen zum ersten Mal mit einem CDP-konformen Reporting über Klimagase beginnnen und dann will EICC ihren Mitgliedsfirmen Materialien und Tools zur Verfügung stellen, die helfen sollen, den Klimagasausstoß zu senken. Wir sind auf die Ergebnisse dieser Bemühungen wirklich sehr gespannt!

Solide produzieren und dann reparieren – zwei aktuelle Bücher zum Thema

Informationstechnik gilt als schnellebig. Wer sein Smartphone länger als ein Jahr benutzt, soll, so will es Vodafone, schon als Vintage-Anhänger gelten. Der Provider verspricht seinen Kunden jedes jahr ein neues. IT-Infrastrukturen werden vielerorts spätestens alle drei bis fünf Jahre ausgetauscht. Derweil wachsen die Schrottberge.
Zwei Bücher nehmen nun das Thema „Kurzlebigkeit“ ganz generell aufs Korn. Da wäre zum einen die nunmehr zum Buch geronnene Anti-Murks-Aktion von Stefan Schridde, die mit der gleichnamigen Website begann und inzwischen diverse Weiterungen besitzt. Eine davon ist das Buch: „Murks? Nein danke! Was wir tun können, damit die Dinge besser werden“ enthält zunächst vielfältige Erklärungen dafür, warum viele Produkte sinnolserweise und systematisch für einen sehr schnellen Ausfall – am besten kurz nach Ablauf der Garantiezeit – konstruiert werden, die am Ende darauf hinauslaufen: Dinge gehen schnell kaputt, damit Leute schnell etwas Neues kaufen und dies wiederum, damit das eigene Unternehmen schneller mehr Umsatz erzielt.
Unter den aufgeführten konkreten Beispielen, dem größten Kapitel, finden sich leider viele aus dem Umfeld der Elektronik: Zu kleine Elektrolytkondensatoren in Monitoren, beispielsweise, zu dünne Kabel, zu schappe Akkus, Chips, die erkennen, wenn eine herstellerfremde Batterie in ein Smartphone eingebaut wird und sie schneller entleeren als die des Originalherstellers, unlösbar verklebte oder verklickte Gehäuse, die zerbrechen oder nicht wieder zugehen, wenn man sie öffnet. die Upgraderitis, bei der ein Upgrade nicht immer nur neue Funktionen bringt, sondern das Gerät durch Funktionsüberladung gleichzeitig immer langsamer macht, damit ein Neukauf unabweisbar erscheint, hochzerbrechliche, verklebte Touchscreens, deren Bruch eine sehr teure Reparatur oder gar einen Austausch nötig macht, proprietäre Schraubenformate und so weiter und so fort.
Kurz, es gibt viele Wege, ein Gerät schneller in Müll oder eine überteuerte Reparatur-Investitionsruine zu verwandeln als dies in den Augen der Nutzer sein müsste. Dagegen wendet sich Schridde und gibt mit der transportablen „Murkslupe“ auch praktische Hinweise für Endverbraucher darauf, wie man bei jedem Kauf versuchen kann, Murks erst gar nicht mit nach Hause zu nehmen.
Dabei belässt es Schridde aber nicht. Er schlägt deshalb politische Maßnahmen vor, etwa eine Garantieverlängerung auf fünf Jahre statt der derzeit üblichen zwei, die Ausdehnung von Garantie- und Gewährleistungsansprüchen auf übermäßigen Verschleiß durch schlechte Materialien oder Konstruktion und Sollbruchstellen, oder einen anderen Fokus in der Ausbildung von Konstrukteuren. Wer keine Lust mehr hat auf Elektronik, die in kürzester zeit ihren Geist aufgibt, auf Kaffeemaschinen mit eingebauter Weltzeituhr, bei denen die kaputte Weltzeituhr am Ende das Kaffeekochen blockiert, oder auf elektrische Zahnbürsten, die nicht mehr funktionieren, wenn der fest verbaute Akku sich erschöft hat, der findet hier Solidarität und Aktionsanleitungen – übrigens auch für nicht elektronische Produkte, denn Murks gibt es leider überall. Uneingeschränkt emfpehlenswert!
Erwas philosophischer geht das Thema Wolfgang M. Heckl, Physiker und Direktor des Deutschen Museums, an. Heckl beschäftigt sich mit dem Thema Reparieren: Was bedeutet es, an Kaputtem selbst Hand anzulegen und was, wenn die sogenannte Intelligenz von Produkten in Gestalt von beispielsweise Elektronikplatinen nach kurzer Zeit hinfällig macht, die früher Generationen oder Jahrzehnte hielten. Hackl beschreibt, wie sich derzeit eine neue Bewegung von Tüftlern etabliert, die sich wieder damit auseinandersetzt, wie das Innenleben von Produkten aussieht, um sie im Falle eines Falles wieder in Funktion zu setzen statt sich auf wolkige Garantieversprechen oder ausufernde Kostenvoranschläge von Herstellern zu verlassen, die die Reparatur als lohnendes Geschäftsfeld erkannt haben. Wer etwas über Repaircafés unterschiedlicher Art, Maker-Labs, Online-Plattformen für Elektronik-Reparatur, Gemeinschaftswerkstätten etc. erfahren möchte und gleichzeitig etwas darüber, was solchen Initiativen derzeit noch das Leben schwermacht (keine öffentlich zugänglichen Bauanleitungen für vieles, nicht reparierbare Designs, proprietäre Komponenten etc), kann hier nachlesen und findet viele sinnvolle Alltagstipps.
Auch Heckl lässt es übrigens nicht beim Praktischen, sondern sieht das Reparieren in einem weiteren Kontext, nämlich dem allmählichen Abschied vom Wirtschaftswachstum als allbeherrschenden Paradigma. Dass solche Gedanken von dem Vertreter einer so elaborierten Organisation wie dem Deutschen Museum ausgesprochen werden, zeigt, dass Wachstumskritik und die ernsthafte, tastende Suche nach Alternativen heute kein Privileg irgendwelcher exotischen Spinner mehr ist, sondern eine sich langsam durchsetzende breite Einsicht. Links zu den themen finden sich übrigens auch auf diesem Blog (Reparieren statt Wegwerfen).

Bibliographie:
Wolfgang M. Heckl: Die Kultur der Reparatur, gebunden, 202 Seiten, Hanser-Verlag München 2014. ISBN 9-978-3-446, 17,90 €
Stefan Schridde: Murks? Nein danke! Was wir tun können, damit die Dinge besser werden. Gebunden, 256 Seiten mit QR-Codes zum Weiterlesen, Oekom-Verlag, München 2014, ISBN 9-83865-816719, 19,95 €

Kurzfilm: Konsequenzen der IT-Produktion für die Gesundheit der Arbeiter in den Fabriken

Der Neun-Minuten-Film „Who pays the Price“ auf Youtube zeigt, was vielen passiert, die in den Chip- und IT-Fabriken in China und anderswo ohne Gesundheitsschutz schuften. insbesondere geht es um spezifische Reinigungsmittel, die Leukämie und andere schwere Krankheiten auslösen und in Westeuropa oder Amerika wegen ihrer Gesundheitsfolgen längst verboten sind

EnOcean macht Electrizität aus Wärme/Enocean transforms heat to electricity

Der DC/DC-Wandler ECT 310 verwandelt Wärme, zum Beispiel von Maschinen, Heizungen oder Rohren, in Strom und speist damit Funkmodule. Der Chip wird an einen thermoelektrischen Wandler einerseits und an Energy-Harvest-Funkmodule von Enocean andererseits angeschlossen und reagiert auf Ströme ab 20 mV, die in nutzbarer Ausgangsspannung von 3 bis 4 Volt umgewandelt werden. Das Bauelement wird auch als Teil eines Entwicklungs-Kits angeboten.

Summary: Enocean presents a DC/DC-converter to be connected to thermoelectrical elements that reacts to currents of 20mV and above which are transformed into an external voltage of 3 to 4 Volt. So the heat of pipes, radiators and other sources can be used to power Enoceans Wireless modules. The new element will be part of Enocean-development-kits.

Greener Electronics – Ausgabe 2010 draußen

Ein schönes Neues Jahr allen Leserinnen und Lesern von nachhaltige-it!
Und rechtzeitig zum Jahresanfang gibt es auch tatsächlich etwas Neues zu melden: Der von der Branche bei positivem Resultat gern zitierte, bei negativem eher gefürchtete Guide to Greener Electronics von Greenpeace ist in der Ausgabe 2010 erschienen. Auf einer Seite mit Downloads aktueller Reports finden sich eine ganze Reihe neue Einzelberichte über die Umweltleistung diverser IT-Produzenten.
Nummer 1 in diesem Jahr Nokia. Einziger Kritikpunkt: Das Unternehmen habe vergessen, proaktiv Reklame für die neue, verschärfte RoHS-Richtlinie zu machen.
Sony residiert auf Platz 2.
Apple, früher immer wieder wegen Umweltignoranz gescholten, hat sich mittlerweile auf Platz 5 des Rankings vorgearbeitet und ist damit der Aufsteiger dieser Version des Guides. Allerdings gibt es auch bei dem Hersteller mit dem Apfellogo noch einiges, das nicht zu der Natürlichkeit solcher Früchte passt. Zum Beispiel hat sich Apple noch nicht zur freiwilligen Reduktion der Klimagase verpflichtet und es gibt keine Informationen darüber, ob und wie viel rezykliertes Plastik der Hersteller verwendet.
Absteiger des Jahres sind Dell, Lenovo, LGE und Samsung. Samsung wird vor allem abgestuft, weil der Hersteller den Ausstieg aus bromierten Flammhemmern auf 2011 verschoben und für Unterhaltungselektronik und Haushaltsgeräte gar keine Ausstiegs-Deadline mehr vorgesehen hat. Dell hat es nicht – wie geplant – geschafft, PVC und bromierte Flammhemmer bis 2009 aus den Geräten zu entfernen. Ähnliche Vorwürfe richten sich auch gegen Lenovo und LGE. Das Zurücktreten von ehemals wichtigen Umweltzielen hat wohl auch mit der Krise zu tun, zumindest Dell gehört zu den Gebeutelten des Geschäfts.