In eigener Sache: Werbung auf nachhaltige it

Ich habe es schon mal geschrieben und schreibe es nochmal: Die Verhunzung der Seite durch Werbung ist weder meine Idee noch durch mich veranlasst. Auch verdiene ich daran keinen müden Euro. Der Eigentümer der Site hat allen Bloggern zum 31.12. gekündigt, nachhaltige it zieht also irgendwann um. Übrigens zeigt sich die geänderte Situation auch darin, dass die Twitter-Weiterverlinkung bereits nicht mehr funktioniert, sondern händisch erledigt werden muss…

Grüne IT-Effekte höchst zweifelhaft/Positive effects of IT use are in doubt

Immer wieder brillieren Studien damit, welche Einspareffekte in Bezug auf umweltgüter der Einsatz von IT bewirken soll. Doch ob das wirklich so ist, ist höchst zweifelhaft. Der State of The World Report 2014, eine jährlich vom Worldwatch Institute herausgegebene Publikation, enthielt in besagtem jahr einen Report zum Thema Digitalisierung und Nachhaltigkeit. Dieser kam zu weit weniger sensationellen Schlüssen. zunächst monierte die Untersuchung, von 11 Studien zum Thema habe zehn die IT-Industrie finanziert. Zudem sei in den vergangenen Jahren zwar der Energieverbrauch pro BIP pro Jahr stärker zurückgegangen als bisher (nämlich um 1,8 rozent pro Jahr), allerdings nicht weltweit, sondern nur bezogen auf die USA. Weltweit seien sowohl die absoluten als auch die auf Personen bezogenen Energieverbräuche weiter gestiegen. Auch die Demokratisierungseffekte von IT scheinen dem Autor, Richard Worthington vom Ponoma College, zweifelhaft. zwar lassen sich Massen schnell mobilisieren, nachhaltige Effekte bleiben jedoch meist aus. Zudem verschlinge IT im Vergleich mit anderen Sektoren zu viele Investitionen, in den USA über 30 Prozent, die möglicherweise an anderen Stellen fehlen, sperre den Einzelnen durch die Selektrionsmechanismen der Algorithmen in selbstbestätigende Kommunikationssilos (Filter Bubble) und polarisiere die Eigentumsverrteilung. Der Autor kommt zu dem Schluss, dass es wohl kaum möglich sei, Nachhaltigkeit ganz ohne IT zu erreichen, mahnt aber eine weit stärker strategische, nutzenorientierte Herangehensweise an IT-Investitionen an.

In EnglishEver again studies try to proove how much ressources IT use is going to save in other areas. But it is doubtful if this is really the case. A report contained in the State of The World Reoprt 2014 of Worldwatch Institute (Digitization and Sustainability) by Richard Worthington, Pnoma College, has different ideas. First, the report critizises that 10 out of eleven studies around the beneficial environmental effects of ICT have been sponsored by ICT companies, which are massively interested in positive results. Secondly, although during the ten years 2001-2010 the energy use per unit of GDP in the US has decreased around 1,8 % per year and with that more than ever before, but during the same time the worldwide absoulte energy use and the per capita energy use have increased. Wiorthington also doubts the beneficial effects of IT for democratization. although people could be mobilized more easily, mor profound, long-term effects caused by IT have still to be seen. Additionally, the algorithms of the Internet-Social media lock individuals into a self-supporting communication silo (Filter Bubble) and polarize the distribution of wealth. The author draws the conclusion that it will hardly be possible to develop a sustainable society without IT, but stresses the need for a much mor strategical, usefulness-oriented investment in IT.

Neues Fairphone verfügbar – new Fairphone available

Fairphones so fair wie möglich produziertes Fairphone kann ab sofort hier bestellt werden. Es sind um 11:41 Uhr bereits mehr als 6000 Bestellungen eingegangen, ab 15000 startet die Produktion. Featureliste hier.

Fairphone v2 ist there. The Smartphone produced as fair as possible today can be pre-ordered here Already 6000 pre-ordered. production starts at 15000. Featurelist here.

Solide produzieren und dann reparieren – zwei aktuelle Bücher zum Thema

Informationstechnik gilt als schnellebig. Wer sein Smartphone länger als ein Jahr benutzt, soll, so will es Vodafone, schon als Vintage-Anhänger gelten. Der Provider verspricht seinen Kunden jedes jahr ein neues. IT-Infrastrukturen werden vielerorts spätestens alle drei bis fünf Jahre ausgetauscht. Derweil wachsen die Schrottberge.
Zwei Bücher nehmen nun das Thema „Kurzlebigkeit“ ganz generell aufs Korn. Da wäre zum einen die nunmehr zum Buch geronnene Anti-Murks-Aktion von Stefan Schridde, die mit der gleichnamigen Website begann und inzwischen diverse Weiterungen besitzt. Eine davon ist das Buch: „Murks? Nein danke! Was wir tun können, damit die Dinge besser werden“ enthält zunächst vielfältige Erklärungen dafür, warum viele Produkte sinnolserweise und systematisch für einen sehr schnellen Ausfall – am besten kurz nach Ablauf der Garantiezeit – konstruiert werden, die am Ende darauf hinauslaufen: Dinge gehen schnell kaputt, damit Leute schnell etwas Neues kaufen und dies wiederum, damit das eigene Unternehmen schneller mehr Umsatz erzielt.
Unter den aufgeführten konkreten Beispielen, dem größten Kapitel, finden sich leider viele aus dem Umfeld der Elektronik: Zu kleine Elektrolytkondensatoren in Monitoren, beispielsweise, zu dünne Kabel, zu schappe Akkus, Chips, die erkennen, wenn eine herstellerfremde Batterie in ein Smartphone eingebaut wird und sie schneller entleeren als die des Originalherstellers, unlösbar verklebte oder verklickte Gehäuse, die zerbrechen oder nicht wieder zugehen, wenn man sie öffnet. die Upgraderitis, bei der ein Upgrade nicht immer nur neue Funktionen bringt, sondern das Gerät durch Funktionsüberladung gleichzeitig immer langsamer macht, damit ein Neukauf unabweisbar erscheint, hochzerbrechliche, verklebte Touchscreens, deren Bruch eine sehr teure Reparatur oder gar einen Austausch nötig macht, proprietäre Schraubenformate und so weiter und so fort.
Kurz, es gibt viele Wege, ein Gerät schneller in Müll oder eine überteuerte Reparatur-Investitionsruine zu verwandeln als dies in den Augen der Nutzer sein müsste. Dagegen wendet sich Schridde und gibt mit der transportablen „Murkslupe“ auch praktische Hinweise für Endverbraucher darauf, wie man bei jedem Kauf versuchen kann, Murks erst gar nicht mit nach Hause zu nehmen.
Dabei belässt es Schridde aber nicht. Er schlägt deshalb politische Maßnahmen vor, etwa eine Garantieverlängerung auf fünf Jahre statt der derzeit üblichen zwei, die Ausdehnung von Garantie- und Gewährleistungsansprüchen auf übermäßigen Verschleiß durch schlechte Materialien oder Konstruktion und Sollbruchstellen, oder einen anderen Fokus in der Ausbildung von Konstrukteuren. Wer keine Lust mehr hat auf Elektronik, die in kürzester zeit ihren Geist aufgibt, auf Kaffeemaschinen mit eingebauter Weltzeituhr, bei denen die kaputte Weltzeituhr am Ende das Kaffeekochen blockiert, oder auf elektrische Zahnbürsten, die nicht mehr funktionieren, wenn der fest verbaute Akku sich erschöft hat, der findet hier Solidarität und Aktionsanleitungen – übrigens auch für nicht elektronische Produkte, denn Murks gibt es leider überall. Uneingeschränkt emfpehlenswert!
Erwas philosophischer geht das Thema Wolfgang M. Heckl, Physiker und Direktor des Deutschen Museums, an. Heckl beschäftigt sich mit dem Thema Reparieren: Was bedeutet es, an Kaputtem selbst Hand anzulegen und was, wenn die sogenannte Intelligenz von Produkten in Gestalt von beispielsweise Elektronikplatinen nach kurzer Zeit hinfällig macht, die früher Generationen oder Jahrzehnte hielten. Hackl beschreibt, wie sich derzeit eine neue Bewegung von Tüftlern etabliert, die sich wieder damit auseinandersetzt, wie das Innenleben von Produkten aussieht, um sie im Falle eines Falles wieder in Funktion zu setzen statt sich auf wolkige Garantieversprechen oder ausufernde Kostenvoranschläge von Herstellern zu verlassen, die die Reparatur als lohnendes Geschäftsfeld erkannt haben. Wer etwas über Repaircafés unterschiedlicher Art, Maker-Labs, Online-Plattformen für Elektronik-Reparatur, Gemeinschaftswerkstätten etc. erfahren möchte und gleichzeitig etwas darüber, was solchen Initiativen derzeit noch das Leben schwermacht (keine öffentlich zugänglichen Bauanleitungen für vieles, nicht reparierbare Designs, proprietäre Komponenten etc), kann hier nachlesen und findet viele sinnvolle Alltagstipps.
Auch Heckl lässt es übrigens nicht beim Praktischen, sondern sieht das Reparieren in einem weiteren Kontext, nämlich dem allmählichen Abschied vom Wirtschaftswachstum als allbeherrschenden Paradigma. Dass solche Gedanken von dem Vertreter einer so elaborierten Organisation wie dem Deutschen Museum ausgesprochen werden, zeigt, dass Wachstumskritik und die ernsthafte, tastende Suche nach Alternativen heute kein Privileg irgendwelcher exotischen Spinner mehr ist, sondern eine sich langsam durchsetzende breite Einsicht. Links zu den themen finden sich übrigens auch auf diesem Blog (Reparieren statt Wegwerfen).

Bibliographie:
Wolfgang M. Heckl: Die Kultur der Reparatur, gebunden, 202 Seiten, Hanser-Verlag München 2014. ISBN 9-978-3-446, 17,90 €
Stefan Schridde: Murks? Nein danke! Was wir tun können, damit die Dinge besser werden. Gebunden, 256 Seiten mit QR-Codes zum Weiterlesen, Oekom-Verlag, München 2014, ISBN 9-83865-816719, 19,95 €

Baden-Württemberg will bei Staats-IT jedes Jahr 2 Prozent Energie sparen

Das land Baden-Württemberg hat sich einen Green-IT-Plan („Landesstrategie“) verpasst. Entwickelt hat sie das Umweltministerium. Jedes Jahr soll die Informationstechnik des Landes zwei Prozent weniger Energie verbrauchen. Angelegt ist die Strategie auf sechs Jahre, was also eine Energieeinsparung von 18 Prozent ausmachen würde, wenn sie umgesetzt wird. Das klingt nicht allzu viel. Viele Bereiche sind einbezogen, zum Beispiel die IT an Arbeitsplätzen, Ausschreibung, Beschaffung und Recycling, grüne Rechenzentren, der Wissenschaftsbetrieb und organisatorische Maßnahmen. Vergessen wurde nur der kleine, mobile Begleiter, der ja sicher heute auch jedem Landesebediensteten von morgens bis abends in der Tasche steckt und nach aktuellen Erkenntnissen die wohl größte Stromverschleuderungsmaßnahme der Welt ist, das Smartphone.

Billigkauf schadet Nachhaltigkeit

Eigentlich darf es niemanden ernsthaft verwundern: Wenn in Ausschreibungen der Preis das einzige letztlich ausschlaggebende Kriterium ist, leidet die Qualität der gekauften Geräte (da billiger in der Regel nun mal an irgendeiner Stelle schlechter ist) und damit die nachhaltigkeit, denn gerade elektronische Billigprodukte neigen dazu, vorzeitig ihren Geist aufzugeben, mehr Strom zu verbrauchen etc. Darauf, dass dies bei einem speziellen Großeinkäufer, nämlich der öffentlichen Hand, besonders fatale Auswirkungen hat, weist eine Pressemitteilung von TCO Development hin. Bekannt wurde TCO durch die ergonomische Zertifizierung von Bildschirmen, inzwischen zertifiziert das Institut auch Tablets und anderes, wobei seit Kurzem auch die Produktionsbedingungen in die Bewertung einbezogen werden. Das Europäische Parlament befürworte, so TCO in seiner Pressemeldung, dass andere, grüne Kriterien den Preis als Vergabekriterium gleichwertig ergänzen und empfiehlt das eigene Prüfsiegel als Hinweis auf die Erfüllung entsprechender Kriterien.
Kommentar:Wenn man auch angesichts dieser Verknüpfung davon ausgehen muss, dass die Empfehlung nicht ganz uneigennützig erfolgt, kann man inhaltlich das Anliegen, sich gerade bei den oft voluminösen Ausschreibungen nicht an die billigsten produkte zu halten, nur unterstützen. So lange Gemeinden, Länder, der Bund und jedes Amt vormacht, dass es mit der billigsten Kiste auch geht, zumindest eine gewisse Zeit, kann der Staat von seinen Bürgern kaum vernünftigeres Verhalten erwarten.

English Summary:TCO, a certification organization for environmentally friendly IT products, states that public procurement that makes buying decisions only for the cheapest offer hampers sustainability and violates political goals of EU parlament

Apple-Zulieferer: Prüforganisation scheint unzuverlässig

Das Toben der Kundschaft zeigt, so jedenfalls der Newsletter der Non-Profit-Organisation Goodelectronics, Wirkung: Apple, so eine aktuelle Ausgabe des per Rundmail verbreiteten Newsletters, habe nun die Organisation FLA (Fair Labor Association) beauftragt. Diese Organisation besteht hauptsächlich aus den Herstellern von Konsum- und anderen Gütern sowie einigen von deren Zulieferern. Der Zulieferer Foxconn gehört nicht dazu. Die Organisation wirbt auch um NGOs, auf der Website sind aber keinerlei NGO-Mitglieder verzeichnet. Dsa wundert nicht. Hat doch FLA die Produktionsbedingungen beim Apple-Zulieferer Foxconn im ersten Durchgang als besser als durchschnittlich bezeichnet, nur um einige Tage später zu behaupten, dort liege einiges im Argen. Details nenne die Organisation aber nicht, schreibt der Newsletter. Fragt sich, warum das beim ersten Durchgang anscheinend nicht aufgefallen ist. Eine andere Organisation, Students & Scholars Against Corporate Misbehavior (SACOM), bezweifelt nun grundsätzlich die Fähigkeit der FLA, in Produktionsbetrieben wirksam etwas zu verbessern. Das wenige Gute dort werde regelmäßig überbetont, die vielen negativen Erscheinungen im Nachsatz kleingeschrieben hinterhergeschickt. Man darf gespannt sein, wie sich die anscheinend niemals endende Foxconn-Geschichte nun weiterentwickelt, schreibt der Newsletter von Goodelectronics. Wer mal sehen will, wie es bei Foxconn ist, findet einen Film dazu bei ABCNews, den der Blog Basic Thinking kommentiert hat. Auf eine Presseanfrage an die FLA reagierte die Organisation durch die Zusendung eines automatisiert versandten Disclaimers, in dem sie beschreibt, warum sie nicht alle Fragen beantworten kann und ein paar Weblinks zur eigenen Website einfügt. Service sieht anders aus, Zusammenarbeit mit der Presse auch.

Summary:According to Goodelectronics-Newsletter Apple has ordered FLA (Fair Labor Association) to examine Foxconn facilities, where Apple-products are built. The results were contradictory: First, FLA declared the conditions were better than average, then, there were lots of unresolved issues. On a press inquiry of nachhaltige-IT asking for an explanation of this contradiction, FLA sent an automated disclaimer with links to its own web site, saying, that not all inquiries could be answered. This is not a good style of communication with press. Who wants to see how people at Foxconn work may have a look at a video at ABCNews.