Frankreich: Schrottprodukte sind demnächst Betrug – Planned Obsolescence will be fraud in France

Frankreich plant, Produkte mit Sollbruchstellen, die das Produktleben künstlich verkürzen, strafbar zu machen- wegen Betrug. Nicht nur die Hersteller, auch die Importeure soll es treffen. Kritiker wenden ein, man könne solche Sollbruchstellen nicht wirklich nachweisen, zudem könne man von einem Billigprodukt keine ewige Haltbarkeit verlangen. Anderen, so berichtet Heise, ist das Gesetz noch nicht scharf genug. Sie wollen etwa eine Angabe der geplanten Lebensdauer und Ersatzteile über zehn Jahre.
Ein pointiertes Statement kommt auch vom Betreiber der Anti-Obsoleszenzplattform Murks nein danke, Stefan Schridde. Er fordert, die marktüblichen Produkteigenschaften grundsätzlich um Wartungsfähigkeit, Reparierbarkeit und Ersatzteilverfügbarkeit zu erweitern und bestimmte Konstruktionen, Formen der Verarbeitung und Komponenten von vorn herein als mangelhaft zu definieren.

Summary: France is going to legally ban planned obsolescence by legal means. The country is defining such practises as fraud against consumers. Whilst some doubt arise if planned obsolescence can be prooven legally, others like German anti-obsolescence-activist Stefan Schridde, who runs the internet platform Murks nein danke!, wants even tougher regulation: According to him, certain components, materials, practises should be banned totally and the usual qualities of market products should be enhanced. Every product should be supportable and repairable, spare parts should be available over several years and priced adequately. Schridde calls for joined protests and action.

Kommentar: Ein Land schreitet zur Tat: Frankreich betrachtet Sollbruchstellen, künstlich verkürzte Lebensdauer und ähnliche Scherze zukünftig als Betrug am Konsumenten. Ein erster Ansatz, um des Fast-Elektronik-Schrotts in unseren Kaufhausregalen endlich einen Riegel vorzuschieben. Freilich, so wird die Industrie einwenden, könne man von einem Gerät für wenige Euro nicht erwarten, dass es dieselbe Leistung bringt wie ein erheblich teureres Exemplar derselben Gattung. Man darf also gespannt sein, wie sich die Rechtsprechung zu diesem Paragraphen entwickelt. Wünschenswert wären insgesamt erheblich läger haltbare Produkte, gepaart mit einer Rücknahmepflicht des Herstellers und cleveren Service- und Sharing-Modellen. ich bin gespannt, ob der Weg in diese Richtung weist oder doch wieder nur nach neuen Tricksereien gesucht wird, um die schrumpfenden Margen an irgendeiner wenig sichtbaren Stelle aufzupeppen.

Wegwerfen als Hobby: Wer wann neue Geräte kauft

Eine im Auftrag des Branchenverbandes BITKOM durchgeführte Umfrage, an der rund 1000 MitbürgerInnen teilnahmen, ergab, dass das Wegwerfen von durchaus noch funktionsfähiger High-Tech gerade bei Jüngeren groß in Mode ist: Nur wer über 65 ist, beharrt darauf, Geräte so lange zu nutzen, bis sie von sich aus den Geist aufgeben. zumindest tun dies 60 Prozent der Befragten. 14- bis 29jährige wechseln hauptsächlich (52 Prozent), wenn gerade ein neues Modell auf den Markt kommt. 26 Prozent kaufen neu, wenn kein Zubehör mehr erhältlich ist, 12 Prozent, wenn es keine Ersatzteile mehr verfügbar sind (kein Wunder, die meisten haben ja schon vorher neu gekauft) und 21 Prozent, wenn es keine Softwareupdates mehr gibt. Interessant wäre die Frage gewesen, was ein Hersteller tun müsste, um dafür zu sorgen, dass seine Geräte länger genutzt werden. Aber die wurde natürlich nicht gestellt. Sonst hätte man vielleicht wertvolle Hinweise darauf erhalten, wie man die Elektroschrott-Lawine abbremsen kann… Die original-Pressemeldung steht hier.

Murks nein danke: Showroom mit Techno-Murks in Berlin

Die Initiative gegen Schrottprodukte, Murks nein danke, und sein Projekt „Murkseum“ eröffnet am 5.3. in Berlin mit dem Murks.Showroom@igmetall , eine Kampagne zusammen mit der IG Metall. Das Ziel: Schrottprodukte sichtbar machen. In den Räumen der IG Metall werden entsprechende Exponate vorgeführt, Besucher können weitere Beispiele mitbringen und die Sammlung so erweitern. Die Exponate werden angereichert durch Hintergrundinformationen. Sie zeigen, mit welchen Tricks insbesondere Elektro- und Elektronikprodukte zum vorzeitigen Ausfall gebracht werden, informieren über Hintergründe und Strategien der geplanten Obsoleszenz. Die Ausstellung dauert vom 5.3., 17 Uhr bis zum 9.4. des laufenden Jahres.

Die Botschaft zu Weihnachten: Schrott für die Welt!

For native English speakers: English Summary below!! Es weihnachtet. Seinen LeserInnen wünscht nachhaltige-it deshalb ein frohes Fest, nicht ohne noch ein paar vergnügliche Zeilen zum Jahresende anzufügen und sich dann bis in den Januar zu verabschieden, denn auch Redakteurinnen brauchen mal Ruhe vor der Tastatur.
Zurück zur Weihnachtszeit. Wie immer stürmen die Menschen die Läden, um dort noch schnell etwas einzukaufen für die lieben Kinder, GattInnen oder auch Schwiegereltern. Mit besonderer Begeisterung werden die zu bedenkenden Menschen heute mit zukünftigem Elektroschrott beglückt. Media-Markt, Saturn und wie sie alle heißen, profitieren vom Weihnachtsgeschäft gewaltig, aber auch im Spielwarenhandel breitet sich Elektroschrott aus wie eine Seuche – handele es sich nun um die nächste Generation der Spielekonsole, die nach zwei Jahren Gebrauch durch die hoffnungsvollen Sprösslinge natürlich vollkommen obsolet ist und dringend durch ein neues Modell ersetzt werden muss oder um die Puppe mit eingebauter Sprachverarbeitung via Mikrocontroller. Und auch die Drohne, in Zukunft wohl das unverzichtbare Haustier jedes nur halbwegs mittelständischen Haushalts – die Süddeutsche widmete dem Spezies eine halbe Seite seiner kostbaren Wochenendausgabe – wird in Zukunft wohl den Schrottberg gewaltig erhöhen. Immerhin kann man sie von oben direkt auf diesen abstürzen lassen, das ist doch schon mal was.
Es gibt ein paar besonders perverse Beispiele für sinnloses Zeug mit Mikrochips. Solche Dinge wird ja von Schenkern häufig dann gewählt, wenn sie den zu Beschenkenden so wenig kennen, dass sie sich schlicht nicht vorstellen können, was dem gefallen könnte. Zum Beispiel Pistolenwecker. Ja, geht’s noch???
Da sollten einem doch die aktuellen Studien – der Spiegel und andere berichteten bereits ausführlich darüber – zu denken geben. Die Studie wurde durchgeführt von der bisher anscheinend wenig erfolgreichen UN-Initiative Stop the E-Waste-Problem. Denn die Elektroschrottmassen – in ihnen wertvolle Rohstoffe, die, wenn nicht rezykliert, unwiederbringlich verlorengehen, sollen weiter pro Jahr um ein Drittel anschwellen und 2017 65,4 Millionen Tonnen erreichen – das ist so viel, wie rund 200 Empire State Buildings oder elf Pyramiden von Gizeh wiegen.
Gleichzeitig gibt es auch eine Parallelstudie, die den durch TVs, Monitore, Computer und Handies/Smartphones in den USAS entstehenden Elektroschrott evaluierte. In den USA entstanden rund 1,6 Millionen Tonnen Elektroschrott, von denen 0,9 Millionen rezykliert wurden. Unter den Schrottbergen sind allein 120 Millionen Handies/Smartphones, die damit zahlenmäßig den größten Berg bilden. Beim Gewicht führen die Fernseher. Nicht mit erfasst wurden unzählige Geräteklassen wie Drucker, Scanner, Netzwerkrouter, Spielekonsolen, Speicher etc.pp, die Werte bilden also den unteren Rand der möglichen realen Zahlen.
Wenn schon nicht viel Wirkungsvolles geschieht, um die Müll-Lawine einzudämmen, dann kann man auf der von StEP produzierten Karte doch immerhin sehen, wo wie viel E-Müll entsteht. 7 kg Elektroschrott entstanden im vergangenen Jahr pro Kopf jedes der sieben Milliarden Bewohner des Planeten – 30 pro Kopf jedes Amerikaners und etwas über fünf für jeden Chinesen. Wir hier liegen dazwischen.

Was tun? Hier die wie immer nicht mit dem Wachstumsparadigma verträglichen Ratschläge von nachhaltige-it:

1. Schenken Sie etwas, das sich nicht kurze zeit später in Müll verwandelt, weil es weder Kreativität noch Herz hat. Am besten schenken Sie Zeit oder Erlebnisse. Die vergisst der/die Beschenkte nicht und kann sie lebenslang ganz ohne Müll in seinem Hirn rezyklieren, so lange er/sie noch nicht dement ist.

2. Schenken Sie sich und Ihren Lieben KEIN neues Smartphone zu Weihnachten! Und auch KEINEN gigantischen Bildschirm! Brauchen Sie wirklich die aktuellen (Abhör)Features??? Müssen Sie wirklich unbedingt in der U-Bahn Online-Spiele spielen? Und muss wirklich jedem Ihrer Sitznachbarin Ihr jeweiliges Musikprogramm in die Ohren plärren? Wenn nicht, brauchen Sie und Ihre Lieben vielleicht ein neues Handy erst in zwei, drei oder vier Jahren und nicht sofort! Und den neuen Gigantenbildschirm ersetzen Sie am liebsten durch ein genau so großes und auch teures richtiges Bild vom Künstler oder der Künstlerin Ihrer Wahl. Dann haben Sie ein gutes Werk für den meist materiell nicht so gut dastehenden Artisten getan, haben dauerhaft etwas programmunabhängig Schönes zum Anschauen und es besteht die vage Chance, dass der Einkauf langfristig im Wert steigt, statt sich zwei, drei Jahre später wieder in ein Teil des gigantischen Schrottbergs zu verwandeln, den Elektrogeräte nun mal hinterlassen.

3. Schenken Sie Ihren Kindern Spielzeug ohne elektronische Anteile. Puppen müssen weder sprechen noch Pipi machen, Spiele kommen auch ohne nerviges Gepiepe und Geblinke aus, und Kleinkinderhirne brauchen andere Anregungen als die, die sich auf Flachbildschirmen darstellen lassen.

4. Meiden Sie in der Vorweihnachtszeit Elektromärkte, die Sie doch nur dazu verleiten, Chip-bewehrte Gimmicks zu kaufen, die gleich darauf in den Müll verwandeln, weil ja im Grunde keiner was damit anfangen kann. Noch nicht einmal die Kinder oder das Haustier.

5. Schalten Sie die Lichtorgel auf Ihrem Balkon/Dach/Gartenzaun aus! Wenn die Straßen taghell sind, weil die Menschen meinen, sie müssten um die Wette leuchten, kann der Nachbar nicht schlafen und man sieht die Sterne nicht mehr. Das ist schade. Neulich brachte N24 einen Bericht über einen Menschen, der sein Heim in ein stets vor sich hinblinkendes Monstrum mit zigtausend LEDs verwandelt hat, alles computergesteuert, natürlich. Seine Stromrechnung liegt im Dezember bei 500 Euro, na, das ist doch mal ein Beispiel, dem alle sofort nacheifern sollten. Natürlich darf man dann auch nicht vergessen, gleichzeitig auf die hohen Strompreise zu schimpfen und darüber, wenn in der Weihnachtszeit der Strom ausfällt. Denn zu dem bisschen Weihnachtsbeleuchtung besteht da bestimmt gar kein Zusammenhang.

Na, dann prost! Genießen Sie Ihren Sekt ruhig, denn wenn Sie all das berücksichtigt haben, haben Sie schon viel dafür getan, den Elektroschrottberg zukünftig zu verringern. Und im Neuen Jahr sprechen wir uns wieder!

Summary:In spite of some efforts to limit the problem, e-waste is growing rapidly. UN-funded initiative Stop the E-Waste-Problem predicts in its latest study published in December that in 2017, the total annual volume will be 33 per cent higher at 65.4 million tons, the weight equivalent of almost 200 Empire State Buildings or 11 Great Pyramids of Giza. A parallel study tried to find more detailled data especially for TV, Monitors, Computers and mobile phones in the US. Result: 1,6 Million tons of E-waste, of which 0,9 Mio tons were collected. The majority of single products were mobiles/smartphones with 120 Million pieces, TV sets are leading the weight list. Do not forget when evaluating the data that a myriad of other electronic products are not included. Just to name a few: Storage, Modems/router, game consoles, printer etc. A map produced by StEP shows in Detail where the E-waste has ist origins. US citizens are producing 30 kg/year, chinese People about 5 kg/year.

If You really want to do something against e-waste, here are some hints especially for pre-christmas:
1. Give time or Events instead of electronic devices to Your loved ones. They can be recycled mentally by those you gave them too during their whole life and do not produce waste!

2. Do not give gigantic Screens and the latest smartphones to Your loved ones (or Yourself)! Do You really Need the latest espionage Technologies for the NSA in Your hand? If not, You may as well use Your old one some years longer. Instead of the gigantic screen, buy a real artwork of Your favorite artist same size and also price – this helps the Aatist, gives You something nice to see independent of the production of media industries and the Chance that the value of the artwork may rise by time – whilst the Screen will become a part of teh E-waste-mountain within a few years.

3. Buy toys without electronic components! Games Need not blink and shout, puppets Need not talk and pee, toddlers need different sorts of Entertainment from that a flatscreen has to offer!

4. Avoid Electronic Shops especially before Christmas! They are stuffed with electronic Gadgets that turn into e-waste as soon as the parcel is unpacked, as noone knows what to do with them, not even Your kids or Your pet.

5. Turn off the pre-Christmas-light machine on Your rooftop, balcony or garden fence! If everything is lighted, Your neigbours cannot sleep and You do not see the stars any more. This is a pity! If You insist on making Your home a blinking advertisement for using as much electricity as possible, do not complain about high energy bills and blackouts around Christmas. Of course, in this case You will insist on Your optinion, that the tiny bit of Christmas illumination has nothing to do with neither of both. We leave this consideration to You!

Anyways: Cheers, happy Christmas and a happy new Year. If You follow the hints above You have done a lot to make the e-waste-mountain of the future less high and steep! Congratulations – enjoy Your champagne.

Murks-Nein-Danke kriegt Nachhaltigkeitssiegel

Hersteller mögen lächeln oder toben, die Sache mit dem viel zu schnellen Produktverschleiß von Elektronikgeräten schlägt langsam hohe Wellen, und der Kampf gegen diese Unsitte gewinnt Fahrt. Deshalb wohl wurde jetzt die Initiative Murks-nein-danke mit dem Nachhaltigkeitssiegel des deutschen Rats für Nachhaltige Entwicklung ausgezeichnet. Andere ausgezeichnete Produkte finden Sie auf der Seite der Werkstatt-N, die von dem Gremium eingerichtet wurde.

IT-CVheftechnologe Gunter Dueck auf Youtube zu Green IT

Green IT als Gemeinschaftsaufgabe und als Business-Thema – darum geht es unter anderem in einem Youtube-Interview zu Green IT. Dabei sieht Dueck auch das hinsichtlich seiner grünen Potentiale vielgepriesene Cloud-Modell im derzeitigen Technologiezustand als noch nicht ausgereift. Hier brauche man ganz neue Rechnerarchitekturen und Verbraucher, die Grün auch honorieren. Weitere Themen: Gibt es mehr Elektroschrott durch selbstabschaltende Systeme? Investitionsbedarf als Hindernis etc. Wer das interessante Interview hören möchte, geht hierher

UNEP: Flut von Elektroschrott rollt auf südliche Länder zu

Das Umweltprogramm der Vereinten Nationen, UNEP, hat in einer Pressemitteilung darauf hingewiesen, dass insbesondere in südlichen Ländern dringend erforderlich ist, sich auf eine Flut von Elektroschrott vorzubereiten. Anderenfalls wären schwerwiegende Umweltbeeinträchtigungen zu befürchten. Ausgewertet wurden für die Studie „Recycling – from E-Waste to Resources“ Daten aus elf Entwicklungsländern, darunter auch Indien und China. Je nach land und Produktkategorie müssen die Länder in den nächsten Jahren Zuwächse bei den Elektroschrottmengen bis auf das 18fache jetziger Volumina bewältigen. Besonders stark fällt der Zuwachs bei aussortierten Handys aus. Das bedeutet angesichts der oft wenig professionellen Rezyklierverfahren große Gefahren für die Bevölkerung, etwa durch giftige Gase, die bei der ungeordneten Verbrennung von Kabeln und anderen High-Tech-Materialien entstehen, durch Schwermetalle und andere Stoffe.
Schafften es dagegen diese Länder, eine geordnete Recycling-Infrastruktur auf die Beine zu stellen, könne diese Arbeitsplätze schaffen und den betreffenden Ländern eine neue Rohstoffquelle eröffnen. Die UNEP empfiehlt den Ländern, gezielt Exzellenzzentren für Recycling als Modelle für sinnvolle Praktiken und im ganzen Land ein umfassendes Recycling-System für Elektroschrott aufzubauen.