Gibt es geplante Obsoleszenz oder nicht? (Streitgespräch im Web/Deutschlandradio)

Das Thema bewegt derzeit die Gemüter: Werden Güter so produziert, dass sie nach relativ kurzer Zeit, typischerweise exakt nach Ablauf der Gewährleistungsfrist, den Geist abgeben? Oder ist das eine Erfindung von Verschwörungstheoretikern? Mit diesem Thema setzten sich Ende Mai im Deutschlandradio Kultur innerhalb eines moderierten und von Publikumsanrufen/-mails angereicherten Streitgesprächs der Initiator der Plattform „Murks nein danke“ und als Vertreter des KIT (Karlsruher Insitut für Technologie) Prof. Dr. Albert Albers auseinander. Das Thema war durch eine von den Grünen initiierte Studie zum Thema im Frühjahr auf die Agenda geraten. nachhaltige IT berichtete ausführlich. Das Gespräch ist vom ersten bis zum letzten Moment spannend. Wer „gewonnen“ hat, wollen wir hier nicht vorwegnehmen, das sollte man sich schon selbst anhören. oder mit eigenen Erfahrungen mit technischen Geräten vergleichen…

Freie "Öko-Apps" fürs Iphone – free eco-Apps for the Iphone

Ob das umweltmäßig ziemlich grauenhafte Iphone dadurch an sich beser wird, dazu möchte ich eigentlich nichts sagen. Trotzdem finde ich die Idee großartig: Die Website ecoappsfree.com bietet jeden Tag eine Öko-Applikation, die kostenlos heruntergeladen werden kann – 24 Stunden lang, dann kostet es anscheinend was. Eine Öko-App ist eine Applikation, die Ressourcen spart, der Natur Gutes tut und ein physisches durch ein digitales Gut ersetzt. letztere Definition ist ziemlich anfechtbar, denn ein digital ist letztlich auch ein physisches Gut, aber eins, das irgendwo in einem Rechenzentrum steht, sich als Glasfaser oder Funkturm durch die Lande schlängelt und am Ende, materialisiert als meist nicht gerade ökologisch oder sozial verträglich gefertigtes Smartphone auf meiner Hand liegt und nach ein bis zwei Jahren den immensen Berg des Elektroschrotts wieder ein wenig erhöht. Also Vorsicht mit dieser Logik! Trotzdem scheint nachhaltige-it der Ansatz erwähnenswert und vielleicht ist ja die eine oder andere App dabei, in der mehr Hirn steckt als in dem Hobby, ärgerliche Vögel durch die Luft zu werfen.

Summary: The Website ecoappsfree.com offers every day a new free eco-app. After the first 24h, the apps have to be paid for. A list of apps already been offered for free can be found on one of the pages. an eco-app is an app that helps nature, reduces the use of resources and replaces a physical good by a digital one (not thinking of all the infrastructure behind the 2purely digital“ apps, especially not of the unsustainable produced Iphone and the tons of electronic waste it stands for… Still, a good idea.

Faire Smartphones sind da – man kann sie sogar bestellen!

Immer wieder gehen die Horrorgeschichten von unerträglichen Produktionsbedingungen für Smartphones und anderen Elektronikkram in der Dritten Welt durch die Medien. Doch was tun? Will man nicht (was die Autorin bisher tut) auf die Segnungen der mobilen Datenkommunikation verzichten, weil E-Mail auf dem Bahnhofsklo oder in der Buchhandlung nun mal keine dringende Notwendigkeit ist, blieb bisher nur, zwischen vielen schlechten Alternativen zu wählen. Jettz gibt es endlich eine gute: Fairphone. Das holländische Unternehmen hat mit unendlicher Mühe das heute optimal Mögliche versucht, um ein fair produziertes, rezyklierbares, aufrüstbares, übersichtliches, nicht beim geringsten Windhauch den Geist aufgebendes Smartphone zu bauen. Und dieses kommt jetzt auf den Markt. Man kann es sogar vorbestellen. Man muss das auch, wenn man eins will, denn das Mini-Unternehmen hat natürlich kein weltweites Vertriebsnetz wie zum Beispiel Apple. Und ich verspreche, wenn ich jemals ein Smartphone kaufe, dann nur das. Denn die Welt braucht Alternativen. Gucken? Dann klicken!

Wochenend-Weiterrbildung zum Green-IT-Berater

Die Berliner Weiterbildungseinrichtung C&Q Haberhauffe bietet in diesem Frühsommer eine an vier Wochenenden (Freitag spätnachmittags bis Samstag abends) eine 56stündige Weiterbildung zum Green-IT-Berater an. Angesprochen sind alle Menschen, die als AdministratorIn, IT-BeraterIn, CIO oder in anderen Funktionen tiefer in das Thema einarbeiten möchten sowie im Einzelfall (nach Vorbesprechung) auch andere TeilnehmerInnen. Das Ganze kostet rund 2500 Euro und kann durch Bildungsprämien/Bildungsschecks bezuschusst werden. Der Kurs behandelt sowohl den energie- und materialeffizienten einsatz von IT als auch „grüne“ Effekte, die sich durch IT-Einsatz erreichen lassen.

Modulare Rechner: Die einen streiten drüber, die anderen machen es

Während in Deutschland und Europa teure Forschungsprojekte aufgesetzt werden, um zu beweisen, dass einfache Rechner wie PCs oder Laptops auch modular aufgebaut werden können, ohne dass diees ökonomisch unbedingt schädlich für die Hersteller sein muss, ist man in China schon weiter. Dort hat nämlich der Startup Focuswill, wie die Computerwoche in ihrer Ausgabe 15/13 und auch online einen Rechner vor, der sich komplett (bis auf den Bildschirm) in einer tastatur versteckt. Der Clou: Hauptplatine, Prozessor, Speicher und anderes Innenleben des Android-PCs, der sogar Mikro und Lautsprecher, USB-Ports, VGA-, HDMI- und Ethernet-Schnittstelle hat, sind mühelos austauschbar und können aufgerüstet werden. Die Grundvariante soll 89 Dollar kosten. mal sehen, wie das Ding einschlägt. Es ist ja kaum vorstellbar, dass menschen in ärmeren Weltregionen bereit sind, alle zwei bis drei jahre mehrere hundert bis tausend Dollar, Euro oder was auch immer für immer dasselbe (mit kleinen Abweichungen) auszugeben.

Wann macht IT Prozesse nachhaltig?

Anlässlich der ITC4S-Konferenz in Zürich im Februar hielt Daniel Spreng, ETH Zürich, einen interessanten Vortrag über den Zusammenhang zwischen Energie, Zeit und Information, dessen Inhalt letztlich einen Erklärungsansatz liefert, warum der IT-Einsatz bisher eher keine Nachhaltigkeitseffekte gebracht hat. Sprengs Idee, die er ausdrücklich nicht als ausgereifte Theorie verstanden wissen möchte, sondern als eine Anregung zum Nachdenken in eine andere Richtung in Kurzform: Nutzt man IT, um Energie zu sparen, wird häufig mehr vom selben gemacht, was dann im Endeffekt wieder zu Gleich- oder Mehrverbrauch (sogenannter Rebound) führt. Nutzt man IT zur Zeitersparnis, wird damit rationalisiert – es fallen Arbeitkräfte weg, aber grüner wird der Produktionsvorgang dadurch nicht unbedingt. Nur der IT-Einsatz, um Prozesse intelligenter zu machen, ohne vorrangig auf Mehrproduktion, oder reine Zeitersparnis zu schielen, könne letztlich die „grünen“ Versprechen der IT einlösen. Darüber sprach nachhaltige IT am Telefon mit Daniel Spreng.

nachhaltige it: Herr Spreng, Ihre Idee ist bestechend: Man muss Prozesse nur intelligenter machen, dann werden sie nachhaltiger. Allerdings habe ich in Ihrem Vortragsskript keine Beispiele dafür gefunden, und bisher wurden die Nachhaltigkeitseffekte der IT meist durch Rebound-Effekte wieder aufgefressen. Gibt es Beispiele für das, was Sie meinen?

Spreng: Natürlich. Ich kenne sie besonders gut aus der Textilindustrie, habe sie aber in dem Skript nicht extra aufgeführt. Man kann zum Beispiel Textilmaschinen so fahren, dass ein extrem strapazierfähiger Faden entsteht, den man schon sehr beanspruchen muss, damit er reißt. Oder man kann die Textilfarben hundertprozentig exakt dosieren. Ein Beispiel sind Unterhosen: Derartige Produkte einiger Schweizer Marken sind teilweise sehr teuer, weil aus erstklassigem Material und erstklassig verarbeitet. Dafür hat man dann aber auch lange Freude an ihnen. Energieersparnis hat übrigens viel mit Nachhaltigkeit zu tun, wenn die Ersparnis auf der Ebene der Volkswirtschaft stattfindet. Energieersparnis auf technischer Ebene hat aber oft wenig mit Nachhaltigkeit zu tun. Es wird oft dann, wenn auch effizient, viel mehr produziert.

nachhaltige it: In der aktuellen Grünen-Studie zur Obsoleszenz (nachhaltige IT berichtete ausführlich) wurden allerdings jämmerlich kurze Fäden in Textilien als Beispiel für willkürliche Verschleißproduktion aufgeführt.

Spreng: Ressourcen- und energieintensive Produktion lohnt sich wegen falscher Anreize. So lange es billiger ist, Rohstoffe zu verschwenden als Produkte intelligent und langlebig zu produzieren, wird IT immer zuerst dafür eingesetzt werden, lediglich Zeit oder Energie am einzelnen Produkt zu sparen, statt intelligente Prozesse für mehr Nachhaltigkeit einzusetzen.

nachhaltige it: Wie könnten denn richtige Anreize aussehen?

Spreng: Die Ideen dazu gibt es schon lange: Man müsste einfach statt Arbeit, also Lohnsteuer, den Ressourcenverbrauch besteuern in Form einer Ressourcensteuer, die desto höher ist, je mehr an Rohstoffen und Energie in jedem Produkt steckt. Dann würden sich Reparaturen plötzlich ganz anders lohnen, der gesamte Markt würde sich verwandeln. Und die Mehrheit der Leute hätte,weil die Lohnsteuer ja wegfällt, mehr Geld in der Tasche, um die teureren Produkte auch zu kaufen.

nachhaltige it: Das hat dann aber mit IT nichts mehr zu tun, sondern ist letztlich Wirtschafts- und Steuerpolitik. Ist so eine Politik denn durchsetzbar?

Spreng: Da muss das Klima wohl noch etwas mehr verrückt spielen, aber deswegen ist die Aussage ja nicht falsch. In der Schweiz, wo wir über viele politische Fragen als Bürger abstimmen, gab es vor einigen Jahren einmal den Vorschlag, die Lohnsteuer durch eine Ressourcensteuer zu ersetzen. Diese Abstimmung fand zwar statt, weil dafür genügend Leute den Vorschlag unterstützten, doch bei der eigentlichen Volksabstimmung haben vergleichsweise wenige Menschen zugestimmt, ich erinnere mich an eine Rate um die dreißig Prozent.

nachhaltige it: Es gibt ja auch die These, die etwa Tim Jackson und Niko Paech vertreten, dass man ein ganz neues, weniger an Massenproduktion von Industriegütern orientiertes Wirtschaftssystem braucht, um die Nachhaltigkeitsfrage zu lösen – ganz unabhängig vom IT-Einsatz. Denn wenn weniger Güter produziert würden, weil sie länger halten und reparabel sind, werde es auch weniger Erwerbsarbeit geben, weshalb insgesamt weniger Geld da wäre und aus diesem Grund wieder mehr selbst gemacht oder im Wege der Nachbarschaftshilfe erledigt werden müsste, zum Beispiel Teile der sogenannten häuslichen Dienstleistungen.

Spreng: Daran glaube ich nicht. Ich glaube, wenn man die Wirtschaft stärker auf Ressourcenschonung ausrichten würde, würde trotzdem genügend Wertschöpfung, beispielsweise im Bereich der Reparaturdienste, entstehen, um genügend Beschäftigung zu schaffen. Die Werte, mit denen die oben genannten Leute ihre Ideen unterfüttern, sind allesamt im heutigen Paradigma der ressourcenintensiven Massenproduktion gewonnen und wären unter einem neuen Paradigma so gar nicht mehr anwendbar, deshalb halte ich die Schlussfolgerungen dieser Skeptiker nicht für zwingend.

nachhaltige it: Hängt die mangelnde Nachhaltigkeit nicht auch damit zusammen, dass Geld, zum Beispiel in Form von Managementgehältern oder Shareholder Value, so ziemlich der einzige Maßstab war, an dem sich wirtschaftliches Handeln in den letzten drei Jahrzehnten ausgerichtet hat?

Spreng: Das ist schon richtig. Geld und Macht. Man braucht auch mehr Orientierung am Gemeinsinn, um die Wirtschaft in Richtung Nachhaltigkeit zu bewegen. Das ändert aber nichts an meiner Vorstellung, dass sich dies auch im Rahmen einer Marktwirtschaft realisieren lässt, wenn man die richtigen Anreize setzt. Neue Anreize müssen aber schon sein.

nachhaltige it: Herr Spreng, ich danke Ihnen für das Gespräch.

Gamification: Spielerisch grün werden: Beispiele

Die IT-Branche setzt mehr und mehr auch auf spielerische Elemente, um bei Anwendern grünes Verhalten außerhalb der IT zu fördern. Wettbewerbe, Puznkte sammeln und derlei scheint die Motivation derart zu erhöhen, dass man damit tatsächlich Innovation fördern kann. Zwei beispiele wurden kürzlich auf der Züricher Konferenz ICT4S (ICT for Sustainability) vorgestellt: Einmal ein jährlicher Wettbewerb, der innovative Ideen dazu sammelt, wir man die Umwelt schützen kann. Im Climate CoLab des Massachusetts Institute of Technology (MIT) können Menschen aus aller Welt kollaborativ Ideen entwickeln, um das Klima und die umwelt zu schützen. Die Ideen stehen jährlich unter einem anderen Fokus und werden prämiert. Die seite ist auf jeden Fall einen Besuch wert.
Das zweite Beispiel ist ein Forschungsteam aus Hawaii, das vorschlug, energieeffizientes Stromverbrauchsverhalten auf spielerische Weise zu fördern, indem das häusliche Stromverbrauchssystem und Smart Metering (Watt Depot) kombiniert wird mit einem Online-Game (Makahiki), bei dem man selbst gegen andere, die ebenfalls Strom sparen wollen, antritt. Wer wirksam spart, kriegt Punkte. man kann mit dem Spiel verschiedene Verhaltensmöglichkeiten eine Zeit lang ausprobieren und sie dann auch wieder lassen. Basis des Ganzen ist ein offener Softwarestack, der alle nötigen Funktionen ermöglicht. Das Spiel soll irgendwann in der Cloud laufen, bisher ging es nur um die Verifizierung des Software-Unterbaus.

Heißer Tipp für weniger Stromverbrauch durch IT – Less energy consumption in IT by clocking down

Twitter-Follower sind manchmal was Tolles: Durch eine neue Followerin namens Anja Krieger (@anjakrieger), die sich als Journalistin auch mit Themen rund um Green IT und nachhaltigkeit beschäftigt, bin ich auf ein Youtube-Video gestoßen, in dem ein spanischer Ingenieur beschreibt, wie man Energie in der IT dadurch einspart, dass man Geräte gezielt heruntertaktet. Knapp dreißig Minuten Video dauert es, bis man auf diese Weise gelernt hat, wie man Stromgeld bei der IT-Nutzung einsparen kann. Ganz ohne irgendwas einzukaufen.

Summary: Do You want to save money on energy in IT use? Then watch this video (30 min) on energy saving by clocking down IT equipment! No fake, no marketing!

Zürich: Anmelden zur ICT-For-Green-Tagung

Wer sich für grüne IT (also weniger ressourcenfressende IT und IT, die hilft, anderweitig Ressourcen zu sparen) interessiert, sollte eine Reise zur ICT4S (Informations- und Kommunikationstechnologie für Nachhaltigkeit) in Zürich erwägen. Mit Vorveranstaltungen dauert der Kongress vom 12. bis zum 16. Februar. Er deckt alle wichtigen Themen von Energieverbrauch bis Elektroschrott, von IT-gestützten Nachhaltigkeitsinitiativen bis Smart Cities ab. Anmeldeformular und nähere Infos befinden sich auf der Veranstaltungsseite.

Kampagne gegen rechtswidrige Akku-Politik von Herstellern

Sehr Jahren verletzen viele Hersteller von mit Akkus betriebenen Geräten offensichtlich geltendes deutsches Recht, ohne dass dies die Behörden sonderlich kümmert. Darauf weist die Plattform Akku-Skandal des Beraters und Anti-Obsoleszenz-Aktivisten Stefan Schridde in einer Pressemitteilung hin. Schridde versucht seit Anfang dieses Jahres mit seiner Plattform Murks nein danke ein Umdenken der Hersteller in Sachen „eingebaute Sollbruchstellen“ anzuregen. Inzwischen findet er auch in der Wirtschaft Unterstützer und Menschen, die in dieselbe Richtung arbeiten. Beispielsweise das Testhaus HTV, das nun ein Gütesiegel an geräte verleiht, die auf eidesstattlliche Versicherung ihres Herstellers und nach eingehender Untersuchung durch das Testhaus keine eingebauten Sollbruchstellen (unterdimensionierte Bauteile, auf schnellen Verschleiß zielende Montage, Zähler in Akkus oder Tinten-/Tonerpatronen etc.) aufweisen. Angeblich ist das Interesse an dem Siegel groß, wie ein Vertreter des Unternehmens auf einer Tagung der COG (Component Opbsolescence Group) berichtete. Der Verband, dem zum Beispiel Einkaufsmanager angehören, bemüht sich seit Jahren, die Probleme von Geräteherstellern zu lösen. Die haben immer größere Schwierigkeiten, langfristig verfügbare Bauelemente für langlebige Geräte auf dem markt zu finden.