Smart-Grid-Standardisierung beginnt/Start for European Smart Grid Standardization

Die EU-Kommission hat jetzt den drei europäischen Standardisierungsorganisationen CEN, CENELEC und ETSI offiziell den Auftrag erteilt, mit der Definition aller noch fehlenden Standards im Smart-Grid-Bereich zu beginnen. Außerdem sollen die Gremien eine geeignete Arbeitsstruktur entwickeln, die sicherstellen, dass nicht aneinander vorbei standardisiert wird. Auch was in anderen Teilen der Welt entwickelt wird, soll so weit wie möglich berücksichtigt werden, damit intelligente Stromnetze international so kompatibel wie möglich werden. Bis Ende 2012 soll ein erstes Set von Standards stehen, das dann Jahr für Jahr verfeinert wird.

Summary: The EU Commission officially asked the standardization organizations CEN, CENELEC and ETSI to immediately begin with standardization of missing norms for realizing intelligent energy systems and networks, so-called Smart Grids. Besides, the standardizers are supposed to build an internal structure and processes which prevent double work and incompatibilities. A first, basic set of standards is to be finisched until end of 2012. This is to be refined in yearly reviews.

Smart Grid: Hoffnungsvoll oder nicht machbar?

Sind intelligente Netze nun die Hoffnung für die Komplett-Umstellung auf Erneuerbare oder grenzübergreifend gar nicht machbar? Ersters behauptet der Industrieverband Bitkom, vor letzterem warnt eine Vertreterin des Potsdam-Institut für Klimaforschung.
Beide haben gute Argumente: Bitkom-Chef August-Wilhelm Scheer meint, dass erneuerbare Energien nur durch intelligent gesteuerte Verteilnetze mit entsprechender Mess- und Regeltechnik auch beim Endkunden effizient eingesetzt werden können und dass hier eine große Chance für Deutschland als Vorreiter liegen kann.
Antonella Battaglini vom PIK bezieht sich auf eine zusammen mit dem International Institute for Applied System Analytics (IIASA) und Price Waterhouse (PWC) erstellte Studie. Wer bis 2050 grenzübergreifende Smartgrids haben wolle, müsse unbedingt sofort mit deren Bau beginnen, die Genehmigungsverfahren vereinfachen, dafür sorgen, dass alle Betroffenen etwas von der neuen Leitung haben und deshalb Bürger am Planungsprozess beteiligen. Außerdem brauche man Langfristplanung.
Ein Geschäft soll das Smart Grid auf jeden Fall werden – meint nun auch die Deutsche Telekom, die seit Neuestem mit dem Energieriesen E.On kooperiert und für diesen Ökostrom-Tarife vertreiben möchte. Das weckt Erinnerungen an die gute alte „Deutschland-AG“, also die intensive Verflechtung zwischen Großunternehmen mit Stammsitz hierzulande.

EcarTec: Bayerischer Staatspreis in sieben Kategorien ausgelobt/ EcarTec: Bavarian State advertises price in 7 categories

Für die im Herbst in München stattfindende E-Mobilitätsmesse EcarTec hat der Bayerische Staat Preisgelder von insgesamt 52500 Euro ausgelobt. Verliehen werden sie an Preisträger in sieben Kategorien:
– Elektro-Auto
– Elektro-Motorrad
– Elektro-Nutzfahrzeug
– Antriebstechnologie, Systemelektrik, Testsysteme
– Speichertechnologie, Systemintegration
– Energie, Infrastruktur, Anschlusstechnik
– Sonderpreis: Zusätzlich wird das nachhaltigste Mobilitätskonzept, z.B. einer Gemeinde/Region oder eines Unternehmens mit einen Sonderpreis ausgezeichnet.
Elektrofahrräder sucht man in der Ausschreibung vergeblich, obwohl sie wohl in Zukunft einen großen Teil der städtischen Mobilität bewältigen werden.
Die Preise werden am 18. Oktober verliehen. Ausschreibungsunterlagen auf der Seite der Ecartec.

Summary:On the occasion of E-mobility-fair EcarTec, which takes place in Munich, the Bavarian State awards prices in the total volume of 52000 Euros to the winners in seven categories: E-Cars, E-motorbikes, E-vans, test systems, drive systems and system electronics; energy storage, infrastructure and connectors and a special price for the most sustainable mobility concept. There is no price for electro bikes, although they will in future be a main source of inner city mobility.
The prices will be awarded during EcarTec in Munich on October 18, 2011.

Smart-Grid-Projekte: DEMAX bringt wichtige Erkenntnisse

Das Smart-Grid-Projekt DEMAX (Dezentrales Energie- und NetzMAnagement mit fleXiblen Stromtarifen), an dem unter anderem das Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme (Frunhofer ISE) federführend teilnahm, erbrachte, wie das Institut jetzt meldete ermutigende Ergebnisse. Motiviert durch entsprechende Tarife des komplett mit Erneuerbarer Energie arbeitenden Versorgers EWS Schönau (Energiewerke Schönau), bekannt auch als „Energierebellen von Schönau“, verschoben die angeschlossenen Verbraucher rund vier Prozent ihrer Last so, dass sie in Zeiten mit wenig Verbrauch fiel, insgesamt also das Lastprofil ausbalanciert wurde.
Weiter wurde das Mini-Blockheizkraftwerk (Kraft-Wärme-Kopplung) Dachs von SenerTec mit Hilfe eines speziellen Algorithmus optimiert geführt und mittels eines Linux-basierenden Embedded-Moduls von SSV Software Systems in die Smart-Metering-Infrastruktur eingebunden. Auch ein innovatives Gateway für die Erfassung unterschiedlicher Verbräuche (Wasser, Strom, Gas, Kälte, Wasser etc) wurde in einem Pilotversuch in Bad Bellingen, einem Verteilnetzabschnitt des Projektpartners EWS Schönau Netze GmbH, getestet. Der MUC-Standard (Multi Utility Controller) wurde ursprünglich für Mehrfamilienhäuser entwickelt, Fraunhofer verwendete zur Realisierung ein MUC-standardbasierendes Open Source Produkt (Openmuc). Forschungspartner Steinbeis-Innovationszentrum – Embedded Design und Networking (sizedn) steuerte zum Projekt Wireless-M-Bus-Technologie bei. Außerdem entstanden Werkzeuge für Inbetriebnahme, Monitoring und kostengünstige Weiterleitung (Relaying) der Daten.

E-Energy-Kongress: BITKOM fordert Roadmap zu Smart Grid

Intelligent sollen sie werden, die Stromnetze der Zukunft. Und deshalb sitzen heute und morgen in Berlin die Eggtheads der Branche zusammen, um die bisherigen Fortschritte zu besprechen. Der Branchenverband BITKOM (Bundesverband Informationswirtschaft, Telekommunikation und neue Medien e.V.) fordert schon bevor die Kongressbesucher richtig auf ihren Stühlen sitzen in einer Pressemeldung eine Roadmap, damit das Smart Grid mit seinen je nach Bedarf schwankenden Stromtarifen endlich Wirklichkeit wird. Er verweist auf riesige Investitionen im Fernen Osten: Südkorea und Japan hätten 2010 jeweils 800 Millionen Dollar in Smart Grids gesteckt sowie Initiativen aus Forschung und Industrie gebündelt.
In Deutschland gebe es ein Bewusstesins- und Anwendungsdefizit, was behoben werden müsse, wenn bis 2050 erneuerbare Energien das Rückgrat der Energieversorgung darstellen sollen.

Kommentar:Erstens ist derzeit niemand verpflichtet in einem Altbau einen intelligenten Stromzähler zu installieren – das ist der wichtigste Pferdefuß der jetzigen Gesetzgebung. Zweitens scheint es durchaus zweifelhaft, ob nicht durch den notfalls öffentlich kofinanzierten Austausch veralteter gegen neue Haushaltsgeräte mehr Strom gespart werden könnte als durch teuer verkaufte intelligente Zähler. Und drittens sollten Tarife so gestrickt sein, dass sie nicht Wenigverbraucher in Haushalten schon durch ihre Struktur systematisch benachteiligen. Genau das hat nämlich eine Studie von EnCT aus dem Jahr 2010 festgestellt. So lange insbesondere keine Installationspflicht für intelligente Zähler auch bei Altbauten besteht, können wir aufs Smart Grid lange warten. Und so lange sich viele weniger vermögende Haushalte die derzeit ziemlich teuren intelligenten Hausgeräte sowieso nicht leisten können, sondern das nehmen, was sie irgendwo Second Hand kriegen, haben sie auch keine Motivation, intelligente Zähler einzusetzen.

Entelios macht Verbrauchssteuerung zur Realität

Immer weider geistern die steuerbare Waschmaschine oder der nur bei Stromüberfluss kochende Herd durch die Presse – weitaus größere Kapazitäten allerdings schlummern in industriellen Anlagen und zukünftig auch Elektroautos, die, geht es nach den Optimalvorstellungen gewissermaßen als mobile Speicher das Netz flexibler machen sollen. Ein neues Unternehmen, Entelios, will mit Hilfe von intelligenten Netzwerkbetriebszentren Angebot und Verbrauch durch gezielte Steuerung Tausender Verbraucher so koordinieren, dass auch ein Stromangebot aus vielfältigen Quellen nicht mit der Nachfrage in Konflikt gerät. Dazu dienen gezielte An- und Abschaltungen sowie Lastverschiebungen. Das neue Stichwort heißt „Demand Response“. Über Referenzkunden macht Entelios bisher keine Angaben, in die Regulierungsinstanzen ist der Newcomer mit Büros in München und Berlin bereits eingebunden.

EU-weite Smartgrid-Konferenz in Brüssel

Wer in Europa bei Smart Grids Rang und Namen hat, begibt sich Anfang Dezember nach Brüssel, wo die erste Smart Grid Weltkonferenz des Standardisierungsgremiums IEEE stattfindet. Die Registrierung läuft schon. In acht Sitzungen geht es um alle Themen rund um Smart Grids: von der Definition über intelligente Übertragungs- und Verteilstandards bis hin zu den erwarteten Verhaltensänderungen der Stromnutzer. Session 5 am 2. Kongresstag behandelt die Rolle der Informations- und Kommunikationstechnologie. Hier werden unter anderem Cisco, SAP und Alcatel-Lucent referieren. Oracle ist zum Beispiel beim Thema „Änderungen des Nutzerverhaltens“ mit von der Partie. Interessant auch für Nicht-Teilnehmer: Die Konferenz-Website hat ein Modul („Ask The Expert“), über das man schon heute den Teilnehmern der Podiumsdiskussionen in den einzelnen Sessions seine Fachfragen zum Thema stellen kann. Die werden dann an den Moderator der Diskussion weitergeleitet und dann während der Debatte (hoffentlich) beantwortet.
Der Preis: für Standardgäste 725 Euro, für IEEE-Mitglieder 515 und für Studenten 425 Euro.

Summary: Smart Grids Experts meet in Brussels from 2nd to 3rd of December for the 1st World Smart Grid Forum of IEEE. Eight sessions will deal with about any topic around Smart Grids. Interested experts, no matter if they participate or not, can in advance pose questions to the participants of panel discussions of the eight conference sessions via an online tool („Ask The Expert“). Pricing: 725 Euro (Standard), 515 Euro (IEEE members) and 425 Euro (students).

Elektrobranche lehnt Energiekonzept ab!

Die deutsche Elektrobranche stellt sich einhellig gegen Merkels Atomdeal und hat auch sonst am Energiekonsens einiges zu bemängeln:
– Der ZVEH (Zentralverband des Elektro- und Informationstechnischen Handwerks) befürchtet, die Energieversorger könnten ihre nunmehr gestärkte Stellung dazu benutzen, den Markt für Energiedienstleistungen zu ihren Gunsten zu verzerren.
– Der Verband kritisiert weiter die fehlende Ausrichtung auf eine dezentrale Versorgung.
– Außerdem bemängelt der Verband, dass kleinere Versorger und das Handwerk in die Gespräche nicht einbezogen waren. Schließlich habe man jede Menge Erfahrung darin, wie sich elektrische Energie eisparen lässt. (Aber wozu einsparen, wenn doch die Atommeiler ungestraft die Netze verstopfen dürfen, fragt da ketzerisch die Autorin. Eher braucht man da einen Verschwendungs-Check, damit in Leipzig die Strompreise nicht ins Bodenlose stürzen.)
BITKOM (Bundesverband Informationswirtschaft, Telekommunikation und neue Medien e.V.), als Vereinigung jedes revolutionären Potentials unverdächtig, schreibt zwar nichts zur Atomenergie, findet aber immerhin, dass das Konzept die Rolle intelligenter Stromnetze zu wenig würdigt. Erst durch sie ließen sich ja Erzeugung und Verbrauch intelligent koppeln. Außerdem will der Verband alle Subventionen für nicht-erneuerbare Energien sofort abschaffen.

Fazit: Sicher kann man beiden Verbänden durchaus entgegenhalten, dass sie die Interessen ihrer Klientel bedienen: Die Mitglieder des ZVEH möchten intelligente Häuser, BITKOMs Mitglieder intelligente Stromnetze mit jeder Menge IuK bauen. Das ändert aber nichts daran, dass beide im Zug der Zeit mitfahren, während die Bundesregierung es mit Notbremse und Rückwärtsgang versucht.