Vergangenes Jahr hui, dieses Jahr pfui. Der Schweinezyklus der Trendkonjunktur scheint das Thema Green IT voll erfasst zu haben. Bei den Berichten einschlägiger Rundfunksender von der stetig schrumpfenden, aber noch immer weltgrößten IT-Messe Cebit war von Stromsparen beim IT-Einsatz und von der großen Sonderschau Green IT jedenfalls nicht die Rede. Themen wie Datenschutz, Datensicherheit und allseitige Vernetzung standen im Mittelpunkt.
Auch Fachredakteure, die ja immer etwas genauer hinsehen, wenn es um „ihre“ Themen geht, kommen nicht zu wesentlich anderen Schlüssen, zum Beispiel Peter Marwan und Markus Reppner, die für zdnet in Hannover unterwegs waren. „An Förderprogrammen und Marketing mangelt es zwar nicht, aber die Hersteller sind schon beim nächsten Hype – und KMUs sehen kein Potenzial“, schreiben die beiden und treffen hiermit wohl die weit verbreitete Indolenz zum Thema, der auch durch den Misserfolg der Kopenhagener Klimakonferenz wohl nicht gerade abgeholfen wurde. Denn wenn sich keiner rührt, warum zum Teufel sollte es gerade die IT oder sollten es ihre Anwender?
Derweil wird weiter gutes Geld für sinnlose Stromverschwendung durch den Schornstein gepustet, weiter munter Kohlendioxid emittiert, als gäbe es kein Morgen. Aber das macht ja nichts, auch unnütz verbrauchter Strom geht schließlich wachstumssteigernd ins Bruttosozialprodukt ein, und das ist es doch, worauf es letztlich ankommt nach der Krise! Wer etwas anderes behauptet, gerät schnell in den Ruch eines umweltverblendeten Wirtschaftsfeindes.
Das Schlimme daran ist, dass mit „Green IT“ schnelle und wirksame Einsparungen ganz ohne riesigen Invest möglich wären, wenn die Anwender sich nur entschließen könnten, ein paar einfache Regeln zu beherzigen statt auf die Ignoranz (oder den mangelnden Durchblick) ihres Budgetverwalters zu bauen. Welche das sind, darüber klärt zum Beispiel das Regelwerk des europäischen Code of Conduct für Datenzentren auf. Man muss ja nicht gleich Mitglied werden, um zu begreifen, dass es Energie spart, wenn man das Rechenzentrum nicht auf Kühlschranktemperatur bringt, Türen und Fenster geschlossen hält und Kabelwürste vom Ventilator entfernt. Aber selbst diese relativen Banalitäten scheinen oft zu viel verlangt. Da zahlt man lieber. Wie gesagt, das Bruttosozialprodukt freut`s – je höher die Stromrechnung, desto mehr.