Eco-Verband ändert Zertifizierungsregeln für RZ

Der Verband der Internetwirtschaft, eco, führt seit etwas mehr als einem Jahr herstellerunabhängige Rechenzentrums-Audits durch und steht damit in einer Reihe mit einigen anderen Anbietern, beispielsweise Dekra oder dem TÜV. Der eco-Verband, der die auditierten RZs mit ein bis fünf Sternen auszeichnet, hat nun sein Verfahren überarbeitet. Insbesondere wurde das Thema Gebäudesicherheit ausdifferenziert. Außerdem werden bei der Zertifizierung Colocation/Hosting-Anbieter von selbstgenutzten Rechenzentren unterschieden, weil beide unterschiedliche Anforderungen erfüllen müssen. Beim Brandschutz berücksichtigt das Audit jetzt neue Inertisierungstechniken und im Prozessbereich ITIL3, das bekanntlich Facility Management und Informatikbereich des Rechenzentrums an einen Tisch bringt, so dass die Betriebskosten des Rechenzentrums in Form der Energierechnung auf jeden Fall auch auf den Tisch des IT-Managers kommen. Außerdem finden sich alle Informationen rund um das Audit jetzt auf der separaten Website http://dcaudit.de

Kommentar:Zertifizierungen sind nicht ganz billig und bringen vor allem dann etwas, wenn das interne Spitzenmanagement oder Kunden darauf Wert legen. Dann allerdings sind sie ein guter Nachweis professionellen Arbeitens. Wer einfach nur weniger Energie verbrauchen und sonstige Betriebskosten sparen will, ist mit dem Beitritt zum nicht beitragspflichtigen Code of Conduct für Rechenzentren der EU oder mit einer sorgfältigen Lektüre der BITKOM-Schriften zum energieeffizienten Rechenzentrum ebenfalls gut bedient – sofern die darin enthaltenen Vorschläge auch umgesetzt werden.

Summary: German association of Internet economy (eco) renewed its datacenter audit program. The website will soon be available in English language,too. In general, auditing is quite expensive. A cheaper method to start with energy saving is to join the European Code of Conduct for Datacentres.

Es geht nicht nur um CO2

In der Elektronik- und Computerindustrie liegt nicht nur beim Energieverbrauch noch einiges im Argen. So sind die Arbeitsbedingungen in vielen Unternehmen am Anfang der Wertschöpfungskette noch immer miserabel. Zu diesem Schluss kommt die Studie Reset, die von GoodElectronics und der Dutch CSR Platform/MVO Plattform herausgegeben wurde. Berücksichtigt werden in drei Kapiteln jeweils mehrere soziale, Umwelt- und ökonomische Aspekte.

Zu jedem Einzelaspekt wird ein thematischer Überblick gegeben, gefolgt von relevanten Standards und einer Liste bestehender Initiativen. Schließlich gibt die Studie Handlungsempfehlungen, wie sich der eigene Standard bei jedem der Themen verbessern lässt. Der wichtigste Rat lautet bei sehr vielen Themen: Halten Sie alle bestehenden Standards, Regulierungen und Gesetze ein – was den Schluss zulässt, dass dies keinesfalls selbstverständlich ist.

Zu den Regeln, deren Einhaltung erwartet wird, gehören die OECD-Richtlinien für Multinationale Unternehmen, die OECD-Konvention gegen Bestechung und Deklarationen der International Labour Organization (ILO).
Insbesondere pocht die Studie darauf, dass die Hersteller am ende der Lieferkette eine Mitverantwortung für alle Produktionspraktiken ihrer Lieferanten und Vorlieferanten trifft – bis hin zur Bergbauindustrie, die Rohstoffe fördert. Außerdem sollten in die Entwicklung entsprechender Regeln alle Interessengruppen (Stakeholder) einbezogen werden, was in der Elektronikindustrie, so die Studie, noch nicht der Fall sei. Hersteller legen hier bisher in Eigenregie die Regeln fest, nach denen sie sich richten wollen. Weiter sollte, so die Studie, die Einhaltung solcher Regeln extern verifiziert und intern überwacht werden. Außerdem sollen Unternehmen über ihre Einhaltung regelmäßig berichten. Auch Mitarbeiter sollten über dei Existenz solcher Regelwerke unterrichtet werden.

Die Studie führt auf, dass in der Elektronik- und Computerindustrie, insbesondere bei den Zulieferern am Anfang der Wertschöpfungskette außerhalb der westlichen Industrieländer
– Frauen im Allgemeinen durch niedrigere Löhne, schlechte Anpassung der Arbeitszeiten an Familienarbeit, schlechtere Ausbildung und schlechtere Karrieremöglichkeiten benachteiligt werden
– Elektronikunternehmen durch den Kauf von Rohmaterialien aus Krisengebieten die militärischen Auseinandersetzungen um diese Ressourcen verschlimmern
– bei Produktion von Rohstoffen und Recycling wenig Rücksicht auf die Umwelt an den Produktions- beziehungsweise Entsprgungorten genommen wird
– die Unternehmen die gewerkschaftliche Organisation von Arbeitnehmern häufig behindern
– öfter Zwangsarbeiter oder Arbeitnehmer in zwangsarbeitsähnlichen Verhältnissen (z.B. Schuldknechtschaft) einsetzen
– Kinderarbeiter einsetzen, insbesondere bei Rohstoffförderung und Recycling
– besonders verletzliche Gruppen wie junge Arbeitnehmer, Migranten, Frauen und (in Indien) Mitarbeiter aus niedrigen Kasten gezielt diskriminieren,
– Arbeitsschutz und Gesundheitsvorsorge bei ihren Mitarbeitern vernachlässigen
– exorbitant lange Arbeitszeiten außerhalb aller gesetzlichen Grenzen festlegen
– nicht existenzsichernde Löhne zahlen
– Heimarbeiter einsetzen, und zwar häufig auch zur Arbeit mit giftigen Stoffen.

Im Umweltbereich listet die Studie folgende Probleme auf:
– zu hoher Energieverbrauch
– zu viel Kohlendioxidausstoß
– Umweltverschmutzung durch Abfälle und unprofessionell rezyklierte Altprodukte

Wirtschaftlich bemängelt die Studie vor allem
– dass Zulieferer durch immer kürzere Lieferfristen und immer geringere Zahlungsbereitschaft der Abnehmer unter Druck gesetzt werden, die diesen Druck an die Arbeitnehmer und ihre Zulieferer weitergeben
– dass in Sonderwirtschaftszonen, wo viele Elektronikfirmen ihre Betriebsstätten unterhalten, besonders schlechte Arbeitsbedingungen herrschen und ihre Existenz vielleicht zum Entstehen von Arbeitsplätzen, nicht aber zu einer nachhaltigen sozialen Entwicklung im Niederlassungsland beitragen
– dass Hersteller auf allen Stufen der Wertschöpfungskette umfassend Steuervermeidung betreiben, u.a. durch Niederlassung in sogenannten Steuerparadiesen und Ausspielen von Niederlassungsländern gegeneinander, um spezielle Steuervorteile zu erhalten
– dass Elektronikschrott gezielt und rechtswidrig in sich entwickelnde Länder exportiert wird, weil dort die Entsorgungskosten geringer sind
– dass nur wenige Unternehmen über praxistaugliche Rücknahmesysteme verfügen.

Als löbliche Ausnahmen werden auf manchen Gebieten die Hersteller Dell, HP, Apple und Fujitsu genannt, allerdings sind auch sie noch weit davon entfernt, auf allen Gebieten vorbildlich zu agieren. Beispielsweise verfolgen die Hersteller ihre Lieferkette, wenn überhaupt, derzeit nur bis zu den direkten Zulieferern und nicht darüber hinaus.

SummaryAs the abovementioned study is in English, just a few words: It deals with the social and ecological performance of electronics and IT companies along the whole value chain. Overall, there are many deficits, especially in the area uf labour rights and non-discrimination. Economically, the pressure for low prices makes it difficult for suppliers in the beginning of the value chain to implement socially sustainable working environments for their employees. For every issue, the study lists measures every company interested in lifting its standards could execute.

Kommentar: Allen Green-IT-Beteuerungen zum Trotz bleibt die IT-Produktion vorläufig ein schmutziges Geschäft. Dass das so ist, liegt nicht zuletzt am Verbraucher, der am liebsten alles für nichts möchte. Aber auch die vielzitierte Messlatte Shareholder Value, also das Streben nach einer möglichst hohen Kapitalrendite und Ausschüttung an Aktionäre als oberster Maßstab der Firmenführung, trägt dazu bei, dass selbst elementarste, weltweit gültige Regeln der ILO (International Labour Organisation) in vielen Zulieferbetrieben offensichtlich bis heute ignoriert werden.

VDE: Kommunikationsnetzwerke sollen Energie sparen

Wie nachhaltige-it schon berichtete, hat der Der Verband der Elektrotechnik, Elektrnik und Informationstechnik e.V. (VDE) eine Studie publiziert, in der es um die Verbesserung der Energieeffizienz von Kommunikationsnetzen geht. Hier einige Details für die, die nicht dazu kommen, die Studie herunterzuladen:

Die Untersuchung geht davon aus, dass sogenannte e-Services etwa acht Prozent der global erzeugten elektrischen Leistung verbrauchen, das entspricht etwa 160 GWh (Gigawattstunden). 2020 sollen es schon 400 GWh sein. Pro Jahr steigt der Energieverbrauch in Kommunikationsnetzen um 16 bis 20 Prozent. Ein besonderer Motor von Verbrauchssteigerungen sind die Breitbandnetze.

Die wichtigsten Verbrauchstreiber in Deutschland sind Kupfer-Zugangsleitungen für DSL mit den dazu gehörigen drahtlosen Routern, die Basisstationen des Mobilfunknetzes, Hochgeschwindigkeits-Firmenlans. Knoten des Weitverkehrsnetzes verbrauchen anteilsmäßig nicht sher viel, haben aber wie Rechenzentren eine sehr hohe Energiedichte.

Ein wichtiger Ansatzpunkt zur Steigerung der Energieeffizienz ist laut VDE der verstärkte Einsatz optischer Technik, weil dadurch
– weniger Kühlbedarf anfällt
– mehr Bauteile auf kleinerer Fläche integriert werden können
– neue, energieeffizientere Netzstrukturen möglich werden.
Deshalb fordert der CVDE die Entwicklung eines paketorientierten, passiven optischen Transportnetzes mit bis zu 100 TBit/s pro Knoten und nur einem Hundertstel des üblichen Energieverbrauchs.

Hier dürfte aber das breitflächige Vorhandensein einer Kupfer-Infrastruktur sowie die immer noch hohen Kosten von Glasfaser hinderlich wirken.

Viel erhofft sich der VDE auch von dynamischen Aktivierungs- und Deaktivierungsmechanismen, also dem Abschalten momentan nicht benötigter Komponenten, Funktionen oder ganzer Geräte. Allerdings mahnt der Verband erhebliche Forschunganstrengungen an, bis das verwirklicht werden kann. So müsste das Zusammenwirken der Netzschichten und -funktionen komplett neu überdacht und geregelt werden. Hierdurch seien Einsparungen bis 60 Prozent möglich.

Außerdem könne man völlig neue Netzwerk-Paradigmen entwickeln, zum Beispiel Netze, die sich gegenseitig unterstützen und ihre Ressourcen wechselseitig optimal ausnutzen (kooperatives Networking), KI-Mechanismen nutzen (kognitives Networking), den Verbindungszustand der jeweiligen Netzverbindungen besser berücksichtigen (opportunistisches Networking) – dies besonders bei Netzen mit mobilen Teilnehmern – oder die Relevanz beziehungsweise Irrelevanz von Verzögerungen selbst einschätzen und Daten entsprechend behandeln können.

Bei der Verbesserung der Energieeffizienz von Mobilnetzen setzt der VDE auf
– Energieverbrauchsreduktion der Einzelgeräte (bei Basisstationen: selbstorganisierendes Management, teilweise An- oder Abschaltung, höhere Wirkungsgrade bei leistungsverstärkern)
– Energieeinsparung als generelles Optimierungskriterium
– Nutzung niedrigerer Frequenzbereiche, wo dies möglich ist
– möglichst kleinen Betriebsfrequenzen
– Protokolloptimierung in Hinblick auf die Energieeffizienz
– neue Antennentechnologien
– Integration von Ad-hoc-Netzen in die Infrastruktur
– selbstorganisierende Multi-Hop-Zugangsnetze
– Installation von Femtozellen für die Innenversorgung

Weiter fordert der VDE grundsätzlich andere Optimierungsziele beim Bauelementedesign. Es habe bisher eine einseitige Fixierung auf die „Auslegung der Systeme auf Siptzenbetrieb“ gegeben. Neue Technologien wie Carbon-Nanotubes, Nanowires und Molekularelektronik oder Quantenelemente könnten hier helfen. Auch auf Bauelementen sei ein dynamisches Energiemanagement möglich, Overheads müssten verringert werden. Lpgik solle möglichst fest verdrahtet werden, sofern Funktionen ausreichend stabil sind. Gerade in Netzwerkprozessoren könne man durch gezieltes Power-Management im SoC (System on a Chip) viel erreichen.

Am Ende seiner Untersuchung schließt der VDE den Kreis zwischen IT und Energietechnik: Netzwerke mit ihren im ganzen Land verteilten Stationen, Verteilern und Kabeln seien die „größten und mächtigsten … Systeme der modernen Industriegesellschaft“ könnten zur dezentralen Energiegewinnung und -einspeisung verwendet werden. Außerdem könne man die Abwärme der Geräte sinnvoll nutzen.

Kommentar: Es ist dankenswert, dass sich endlich eine der großen Industrievereinigung der Rolle der Netze beim Energieverbrauch annimmt, das Thema wurde schon zu lange ignoriert. Die vielen vorgeschlagenen Maßnahmen bedürfen allerdings erheblicher Forschungs- und Entwicklungsanstrengungen. Visionär und zukunftsweisend ist, dass der VDE die Vorstellungen der IT-Infrastrukturen als Bestandteil der zukünftigen Energieinfrastruktur (Stichwort Smart Grid) aufgreift und noch erweitert.

Summary: VDE analyzed future possibilities to reduce the energy use of public and private network infrastructures. Most important according to the study are the building of a passive optical 100 Tbit/s backbone infrastructure, a reworking of all interconnection and protocol mechanisms in local and global networks aiming to enable new mechanisms of energy saving (e.g. partial switchoff of components or switch-on on demand, cooperation instead of competition among different networks, AI use etc.) and a new philosophy in system and chip design that puts „energy efficiency“ first.

VDE/ITG fordert koordinierte Forschungsinitiative Green IT

Im Umfeld der Veröffentlichung seiner Studie zu Green IT fordert der VDE/ITG (VerbInformationstechnische Gesellschaft im Verband Elektrotechnik Elektronik Informationstechnik e.v.)ein koordiniertes und interdisziplinäres Forschungsprojekt zu Green IT. Tragfähige Lösungen lassen sich, so der VDE-ITG in einer Pressemitteilung nur unter Mitwirkung von „Netzwerkbetreibern, Systemherstellern und –integrationshäusern sowie Halbleiterkomponentenherstellern und durch die interdisziplinäre Zusammenarbeit von Computer-, Netzwerk-, Nachrichten- und Informationstechnikern, sowie Energie- und Gebäudeexperten“ erarbeiten. Die koordinierte Forschungsinitiative soll „Universitäten, Forschungsinstitute und die Industrie“ dabei unterstützen, neue Lösungen für energieeffiziente IKT zu entwickeln. Deutschland habe auf diesem Gebiet sehr gute Chancen.

Summary: VDE/ITG promotes coordinated research and development approach between scientific institutions, providers, IT companies, component and chip manufacturers as well as energy and facility management specialists to develope groundbreaking solutions for Green ITC.

Cool Computing: "In zwei Jahren erste Ergebnisse"

Vor kurzem wurde die Initiative Cool Silicon ins Leben gerufen. Ein Teilprojekt ist Cool Computing. Dabei geht es um energieeffizientere Rechner. nachhaltige-it sprach über Ziele und Arbeitsprogramm des Projekts mit mit Dr. Stephan Krüger, Globalfoundries, Koordinator Leitprojekt Cool Computing im Cluster Cool Silicon und Dr. Ralph Müller-Pfefferkorn, TU Dresden, Abteilungsleiter beim Zentrum für Informationsdienste des Hochleistungsrechenzentrums Dresden (ZIH), zuständig für Cool Computing.

nachhaltige-it: Herr Dr. Krüger, wie lange können wir den Stromverbrauch von Prozessoren noch senken, indem wir Leiterbahnen schmäler machen?

Krüger: Tatsächlich gibt es dafür Grenzen, doch die sind noch nicht erreicht. Deshalb sucht man ja auch ständig nach neuen Ideen wie Carbon-Nanotubes und FinFETs (3D- Feldeffekttransistoren). Es wird vieles ausprobiert, natürlich auch neue Materialien wie Seltene Erden, wobei hier nach meinem Ermessen wegen der geringen Materialbedarfe in den Chip-Herstellungsprozessen vorläufig nicht von Engpässen auszugehen ist.

nachhaltige-it: Wie sparsam kann ein Prozessor werden? Wo liegen derzeit praktisch die Grenzen?

Krüger: Einerseits kann man die Prozessoren natürlich einfach leistungsabhängig und damit energieeffizienter laufen lassen, wie das ja schon lange bei mobilen Anwendungen gemacht wird. Andererseits arbeiten wir bereits im Herstellungsprozess z.B. mit dem AMTC (Advanced Mask Techology Center) an verbesserten Maskentechnologien.

nachhaltige-it: Was bewirkt das und wie?

Krüger: Bei Maskendimensionen in den Bereichen von 45 Nanometer und kleiner, in denen wir uns jetzt bewegen, erhöht sich der Einfluss von Schwankungen der Strukturdimensionen stark: Je kleiner die Struktur, desto stärker wirkt sich ein Nanometer mehr oder weniger auf Geschwindigkeit und Energieverbrauch des Transistors aus. Um optimale Leistungen zu erzielen, müssen alle Transistoren ein möglichst gleiches Schaltverhalten haben. Wenn manche mehr oder manche weniger Energie zum Schalten benötigen, verschlechtert das die Werte erheblich und damit auch die Energieeffizienz. Das lässt sich durch neue Masken und neue Maskentechnologien beeinflussen, daran arbeiten wir.

Dr. Müller-Pfefferkorn: Wir setzen dagegen eher an der Systemebene an. Wir wollen, dass Betriebssysteme und Anwendungen energiesparsam laufen. Dabei befassen wir uns ausschließlich mit Hochleistungs-Umgebungen.

nachhaltige-it: Wie kann man die denn optimieren?

Dr. Müller-Pfefferkorn: Wenn wie beim Hochleistungsrechnen viele Prozessoren gleichzeitig an der Lösung einer Aufgabe beteiligt sind, dann ist das auch eine Kommunikationsaufgabe: die Prozessoren „reden“ ja miteinander um Daten auszutauschen. Zum Beispiel liegt für die Wettervorhersage ein Netz von Berechnungspunkten über Deutschland. Dieses wird auf viele miteinander verbundene Prozessoren verteilt. Wenn sich bei einer Berechnung auf einem Prozessor etwas verändert, dann müssen zumindest die benachbarten Prozessoren darauf reagieren, denn schliesslich hängt das Wetter an einem Berechnungpunkt vom Wetter am benachbarten Berechnungpunkt ab. Um Energie einzusparen, müssten die Prozessoren noch besser wissen, was ihre Nachbarn gerade tun, so dass sie sich ganz oder teilweise, wenn sie nicht benötigt werden, abschalten können.

nachhaltige-it: Wie viel lässt sich Ihrer Meinung nach mit solchen Technologien einsparen?

Dr. Müller-Pfefferkorn: Das kann man heute noch nicht konkret beziffern.

nachhaltige-it: An welchen Punkten setzen Sie an?

Dr. Müller-Pfefferkorn: Wir fangen beim Monitoring an und untersuchen die Schnittstellen des Betriebssystems zum Prozessor. Wo wird Strom verbraucht? Kann man den Energieverbrauch einzelner Teile des Prozessors auslesen? Und wenn ja, wie kann man ihn mit dem Programmablauf korrelieren? Hier fehlen für den Zugriff noch viele Schnittstellen.
Zweitens wollen wir den Scheduler, also den Aufgabenverteiler von Linux (Open-Source-Betriebssystem, Anm. d. Aut.) verändern, der ja die Rechenzeit verteilt. Denn wenn die Anwendung Daten von einem Prozessor zum anderen Prozessor übermittelt oder gerade auf Daten wartet und keine andere Anwendung gerade Rechenzeit braucht, dann kann ein Core möglicherweise auch schlafen. Dazu müsste gegebenenfalls die Anwendung selbst entsprechende Nachrichten erzeugen, die dann das Betriebssystem veranlassen, in bestimmten Situationen Hardware abzuschalten. Dazu wollen wir MPI, dass Message Passing Interface, dass als Standard für die parallele Programmierung gilt, so verändern, dass es den Prozessor zum Energiesparen aufrufen kann.

nachhaltige-it: Wann rechnen Sie mit ersten praktisch brauchbaren Ergebnissen?

Krüger: Wir denken, dass wir erste konkrete, umsetzbare Ergebnisse in zwei Jahren haben, also Transistoren, die in die neue Fertigungstechnologie zur Variationsanalyse und –begrenzung eingebettet sind. Am Ende der fünfjährigen Projektlaufzeit wollen wir einen Demonstrator vorweisen können.

Dr. Müller-Pfefferkorn: Wir sind da wahrscheinlich etwas schneller. In zwei Jahren hoffen wir, erste Versionen des angepassten MPI zu haben und außerdem sehr viel genauer den Energieverbrauch messen zu können.

Dr. Krüger: … wobei der Einbau entsprechender Schnittstellen in die Prozessoren, weil es sich um ein Hardwareproblem handelt, auch erheblich länger dauern kann. Die neue Qualität der Aufgaben, die sich bei der Energieoptimierung stellen, hat nämlich viele überrascht. Bisher waren ja alle vor allem darauf aus, die Prozessoren schneller zu machen.

nachhaltige-it: Fünf Jahre bis zu neuer, besserer Hardware – ist das nicht viel zu lang, wenn man bedenkt, dass sich innerhalb der nächsten 20 Jahre, so Klimaexperten, entscheiden wird, ob die Menschheit den Temperaturanstieg der Atmosphäre in halbwegs verträglichen Bahnen halten kann? Und würde mehr Geld helfen – beispielsweise in Größenordnung der Unsummen, die zur Bankenrettung mobilisiert wurden?

Krüger: Natürlich würde mehr Geld mehr bewegen. Aber unter den gegenwärtigen wirtschaftlichen Umständen sind wir schon sehr zufrieden, dass es überhaupt so viel öffentliche Förderung für diese Forschungsprojekte gibt. Und ohne Initiativen wie Cool Computing würde die Informations- und Kommunikationstechnologie schon sehr bald genau so viel Energie wie heute der Verkehr verbrauchen.

Summary: Cool Silicon is a German state funded R&D project to find innovative methods for building and using IT more energy efficient and envirunmentally friendly. One project within Cool Silicon is Cool Computing, which itself consists of two projects: on the one side, developing new, more exact mask technologies for chip production that allow smaller and more exact structures than today and second a project that tries to reduce energy use in High performance environments by reworking the software communication methods used in distributed multiprocessor environments of the High Performance Computing World.

Green-CIO-Auszeichnung für Maschinenbauer Leitz, Bundesanstalt für Arbeit und Bosch Siemens Hausgeräte

In München wurden heute anlässlich eines Kongresses zum Thema Green IT drei Firmen respektive Institutionen mit einem Green-CIO-Award geehrt. Der Award wird verliehen für herausragende Leistungen auf dem Gebiet der Energieeffizienzsteigerung in der Informationstechnik. Die Preisträger-Anwendungen sollen innovativ sein, möglichst viel Energie und damit Kohlendioxid einsparen, sich so schnell wie möglich amortisieren und innerhalb ihres Unternehmens oder ihrer Einrichtung eine große Reichweite haben.

Ausgezeichnet wurden im Jahr 2009

– das Masschinenbauunternehmen Leitz aus Oberkochen. Leitz stellt Werkzeuge für die Holzbe- und Verarbeitung her. Das Unternehmen implementierte für sein Rechenzentrum eine freie Kühlung bis 19 Grad Celsius und nutzte dafür schrankbasierende Luft-/Wasser-Wärmetauscher. Dadurch konnte der elektrische Energiebedarf des Rechenzentrums um 40 Prozent gesenkt werden.

– der IT-Dienstleister der Bundesagentur für Arbeit. Wie IT-Leiter Rudi Hey berichtete, hat die Einrichtung, die 170000 Endanwender-Arbeitsplätze an 1900 Lokationen betreibt, ihre Rechenzentrumsfläche innerhalb von drei Jahren von damals 40000 Quadratmetern auf heute 17000 Quadratmeter reduziert. Ziel sind weitere Flächeneinsparungen, so dass die Gesamtfläche nur noch 10000 Quadratmeter beträgt. Weiter wurden Warm-/Kaltgänge in den Rechenzentren eingerichtet, Klimavorhänge angebracht, es würd Wärme zurückgewonnen und der Abdampf eines städtischen Anbieters für die Kühlung genutzt. Im Jahr 2009 werden durch diese Herangehensweise 10000 MWh, entsprechend einem Gegenwert von 1,5 Millionen Euro eingespart. Für die Zukunft ist geplant, das Druckmanagement zu zentralisieren und die traditionellen Telefonanlagen durch VoIP-Systeme zu ersetzen. Hey: „Dabei reden wir nochmals von einer Einsoparung von 40.000 MWh, denn es entfallen 1600 TK-Anlagen und 3000 Server.“

Bosch Siemens Hausgeräte, die gesamte SAP-Infrastruktur erneuert und durch einen MetroCluster, also eine redundante Rechenzentrums-Infrastruktur mit verteilten Lokationen, ersetzt wurde. Die Serverleistung stieg dadurch auf mehr als das Doppelte, während der Energiebedarf um 59 Prozent schrumpfte.

Der Green CIO 2009 wurde wie im vergangenen Jahr verliehen durch das Beratungsunternehmen Experton Group und die Fachzeitschrift InformationWeek.

WWF-Studie zu 2050: Was die IT zum guten Klima beisteuern muss

Die bereits an vielen Stellen zitierte Studie des WWF zum Klimaszenario 2050 benennt auch einige Felder, wo insbesondere intelligente IT-Systeme dazu beitragen können und müssen, die Energieeffizienz um die in der Studiegenannten 95 Prozent anzuheben.
Es sind dies:
– die Optoelektronik. Sie soll die Bandbreite in den Netzen, die Geschwindigkeit und die Leistungsfähigkeit von Anwendungen erhöhen. Außerdem soll der Einsatz von optoelektronischen Bauelementen die Abwärme von IT reduzieren.
– neue Batterien und Batteriesysteme und Stromspeicher für alles und jedes
– Statt gigantischer Displays sogenannte Visoren, also unmittelbar vor dem Auge angebrachte und deshalb extrem miniaturisierte Darstellungsflächen
– Systeme zur Gebäudesteuerung und – automatisierung
– leistungsfähigeres Verkehrsmanagement durch IuK
– IT zur Regulierung sogenannter Smart Grids, die zum Beispiel den Strombedarf mit Hilfe vernetzter, intelligent ausgerüsteter Elektrogeräte so regulieren, dass Lastspitzen abgefedert und erneuerbarer Strom optimal ins Netz integriert werden kann.
Im eigenen Land soll 2050 kein Atomstrom mehr erzeugt werden, die Gesamtstromerzeugung soll zwischen 400 und 450 TWh liegen – etwas unterschiedlich, ob mit oder ohne Kohlendioxid-Abscheidung gerechnet wird. Das sind mehr als 20 Prozent weniger als heute. Es wird aber nicht ausgeschlossen, dass Deutschland 48 TWh (unter zehn Prozent der Gesamterzeugung) Strom von außen importiert, die in der Gesamtsumme enthalten sind. Wie dieser Strom dann erzeugt ist, lässt die Studie offen. Die Kohlendioxiderzeugung bei der Stromproduktion soll dann nur noch bei 14 Mio t liegen, das sind 96 Prozent weniger als heute. Größere Absenkungen des Lebensstandards und der Bequemlichkeit seien dafür, so die Autoren der Studie, nicht erforderlich, entschlossenes Handeln schon. Hoffentlich nimmt sich das unsere Regierung zu Herzen.

Green-IT-Allianz – erste Ergebnisse frühestens im Dezember

Die Green-IT-Allianz ist eine von der Bundesregierung initiierte und unterstützte nationale, institutionsübergreifende Initiative. Sie soll den Austausch zwischen den Akteuren fördern und so ohne viel Bürokratie Lösungen für effizientere IT-Best-Practises und -Anwendungen entwickeln, die helfen, Ressourcen zu sparen.
Die Initiative hat bisher fünf Arbeitsgruppen gebildet:
– Rolle der ICT als Enabler: erstellt einen Green-IT-Atlas mit Best-Practises für unterschiedliche Branchen, also IT-Branchenlösungen, die den Ressourcenverbrauch verringern. Typische Branchenbeispiele sind Verkehr oder Logistik. Leitung: Fujitsu Technology Solutions
– Masterplan Green IT: definiert die angestrebten Ziele bis 2020. In Kooperation mit dem Borderstep Institute.
– Software und Green ICT: diskutiert die Potentiale in der Gestaltung von Software, um dazu beizutragen, dass IT effizienter und umweltfreundlicher wird. Leitung: Sun Microsystems.
– Hardware für Green ICT: bildet einen „Body of Best Practises“ zusammen mit Anwendern. Leitung: Vertreter von Bosch Siemens Haushaltsgeräte und IBM
– Ressourceneffizienz: entwickelt Zahlenmaterial zum ökologischen Footprint von ICT, zu Materialwahl, beschäftigt sich mit Themen wie Recycling etc. Leitung: Infineon

nachhaltige-it sprach mit Isabel Richter, Bereichsleiterin Umwelt und Nachhaltigkeit
Bundesverband Informationswirtschaft, Telekommunikation und Neue Medien e.V.
über die Pläne, Ziele und mögliche Hindernisse für die Green-IT-Allianz.

nachhaltige-it: Frau Richter, wer steuert die Green-IT-Allianz?

Richter: Initiator war das Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie anlässlich des IT-Gipfels 2008, bei dem der Aktionsplan Green IT verabschiedet wurde.. Involviert sind auch unter anderem das Umweltbundesamt, das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit, das Bundesministerium für Bildung und Forschung sowie das Bundesinnenministerium in Hinblick auf die bundeseigenen Rechenzentren.

nachhaltige-IT: Wie ist das Verhältnis zu anderen nationalen und internationalen Initiativen, beispielsweise dem neu entstandenen Forschungscluster Cool Silicon in Dresden oder mit Forschungsschwerpunkten in Sachen Nachhaltigkeit, wie sie beispielsweise an der Universität Lüneburg existieren?

Richter: Bisher sind wir noch nicht verknüpft. Wir pflegen über das CIO-Kolloquium, eine Anwendervereinigung, enge Kontakte zu den Anwendern, die auch den Vorsitz in einer der Arbeitsgruppen innehaben. Dadurch sind große Unternehmen wie Bosch Siemens Haushaltsgeräte oder die Allianz-vertreten. Es geht uns dabei darum, praxiswirksam Potentiale für mehr Effizienz aufzuzeigen, egal, ob es sich um Energie, Kosten oder Ressourcen handelt.

nachhaltige-it: Wie sieht es mit der Finanzierung aus?

Richter: Es gibt ja kaum Finanzbedarf, das ist einer der großen Vorteile unserer lockeren Organisationsform. Die Allianz versteht sich eher als eine Art unbürokratischer Think Tank, um Kompetenzen auszutauschen. Bei uns (BITKOM, Anm. d. Aut.) ist die Kompetenz sowieso im Haus, so dass wir die Geschäftsstelle ohne große Kosten übernehmen können, die Teilnehmer finanzieren das Ganze also über ihr Dabeisein, indem sie Zeit investieren, zu den Veranstaltungen oder Arbeitsgruppen anreisen, die Kosten von eventuellen Veröffentlichungen werden umgelegt oder vom Verband finanziert.

nachhaltige-IT: Ist das nicht eine sehr unverbindliche Konstruktion, die vielleicht auseinanderfällt, sobald speziell die Anwender- und Herstellerunternehmen zum Beispiel wirtschaftlich unter Druck geraten?

Richter: Wir haben den Eindruck, dass den Firmen das Thema wirklich wichtig ist, wir mobilisieren ja mit Erfolg unsere Verbandsmitglieder und Anwender. Außerdem ist politischer Druck da. Natürlich müssen auch die Rahmenbedingungen stimmen, damit die Firmen hier weiter mitmachen. Wir müssen zum Beispiel konkrete Ziele definieren und Papiere herausbringen.

nachhaltige-it: Wann darf man mit ersten Ergebnissen rechnen?

Richter: Sehr wahrscheinlich zum IT-Gipfel im Dezember, größere Neuigkeiten sind für die CeBIT im nächsten Jahr zu erwarten, bei der es wieder eine großangelegte Sonderveranstaltung zu Green IT geben wird.

nachhaltige-IT: Auch Verbraucher sind ja in großem Umfang IT-Anwender mit erheblichem Stromverbrauch – ich denke zum Beispiel an die Always-on-Philosophie und immer gigantischere Flachbildschirme mit erheblichem Material- und Energieverbrauch. Sind auch Verbraucherverbände und Hersteller von Unterhaltungselektronik involviert?

Richter: Derzeit nicht. Die Initiative soll zunächst Politik und Industrie ansprechen. Allerdings ist das eine wichtige Anregung – die Initiative formt sich ja gerade erst.

nachhaltige-IT: Und was ist mit Umweltverbänden?

Richter: Ein enger Kontakt besteht über unsere zahlreichen Green-IT-Aktivitäten zum Beispiel zur Deutschen Umwelthilfe. Auch der WWF (World Wildlife Fund) und Germanwatch sind schon auf den Green-IT-Veranstaltungen des BITKOM aufgetreten. Nichtregierungsorganisationen werden also durchaus eingeladen, wir halten dieses Vorgehen für konstruktiv.

nachhaltige-IT: Frau Richter, wir danken Ihnen für das Gespräch.
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Summary: Green IT Allianz is an initiative initiated by the Bundesministerium für Wirtschaft (Federal Minister of Economy) of Germany. It is supposed to inspire discussion and exchange of ideas and Best Practises among vendors and professional users of IT, science and political institutions responsible for the reduction of energy use and carbon footprint. So far, five working groups have been installed (Hardware, Software, IT-application that reduce carbon footprint outside of IT, use and recycling of material). Financing is mostly done by participants. First results are to be expected earliest at next German IT Summit (Dec 09). End users and their appliances (e.g. TV screens) are so far not included into the topics of the initiative. Some NGOs (Non-governmental Organisations) like WWF (World Wildlife Fond) or Germanwatch cooperate with the initiative.

Den meisten RZ-Leitern ist Stromverbrauch egal

Nur etwa ein Fünftel von 101 durch die Experton-Group befragten IT-Leitern gab an, dass in ihrem Unternehmen der Stromverbrauch des RZ gemessen wird.

Durchführung von Energieeffizienzanalysen:

Gesamt 21%

Unternehmensgröße 299 – 499 Mitarbeiter: 16%

Unternehmensgröße 500 – 999 Mitarbeiter: 18%

Unternehmensgröße 1000 -4999 Mitarbeiter: 25%

Unternehmensgröße >5000 Mitarbeiter: 36%

Quelle: Experton Group 2009

Kommentar: Das dürfte größtenteils daran liegen, dass die nicht messenden/analysierenden RZ-Leiter ihren Strom nicht selbst bezahlen müssen. Fallen die Grenzen zwischen Facility- und RZ-Management, entsteht Druck auf Verringerung der Energiekosten. Große Unternehmen stehen etwas besser da – das mag daran liegen, dass viele von ihnen an ihrem grünen Image feilen, aber vor allem daran, dass sie mehr und größere RZ haben und daher dort auch mehr Strom verbrauchen.

Summary:: A new study (2009) from German market research and consulting company Experton Group shows that only ablut 1/5 of all data center managers know how much electriity their infrastructure uses.