Smart Grid und Green IT ohne Anwender?

Warun nutzen Anwender viele bereits marktreife intelligente Anwendungen zum Stromsparen nicht? Mit dieser Tagung befasst sich am 2. November die Jahrestagung des WIssenschaftsforum Green IT im Berliner Museum für Kommunikation. Veranstaltet wird sie vom Institut für Zukunftsforschung und Technologiebewertung (IZT), das ebenfalls in Berlin ansässig ist. Die Forscher haben auch schon eine Idee: Sie glauben nämlich, dass sich die bisher weitgehend unbeachteten Produkte, beispielsweise Smart Meter, zu wenig am Interesse der Anwender ausrichten.

Kommentar: Tatsächlich scheint auch die Industrie wenig Interesse an der Vermarktung intelligenter Produkte zu haben, sonst hätte sie vielleicht besser und mit mehr Werbeaufwand erklärt, was Anwender zum Beispiel von intelligenten Heizungspumpen haben. Andereeispielsweise viele Smart-Metering-Anbieter, setzen ausschließlich auf antiquierte Vertriebswege, etwa über die Provider, weil die Regulierung es nahelegt oder weil ihnen einfach nichts Besseres einfällt.

Spannende Beiträge auf Greencomputingportal

Neue, spannende Beiträge bringt im Juli das Greencomputingportal: Ein Bericht vom 14.7. befasst sich mit neuesten Forschungen aus Kalifornien: Nanomagneten könnten in Zukunft Datenspeicher bilden, die nur noch einen winzigen Bruchteil der Energie heutiger Speichertechnologien benötigen. Wer gern grüner surfen will, erhält Informationen über den gesamten Markt der grünen Hoster und weiterführende Links hier. Wer ganz genau wissen will, ob sein Surfstrom aus grünen oder dunklen Quellen kommt, kann dies mit dem Green Power Indicator testen, den Greencomputingportal ausführlich erklärt.

Wettbewerb: Green IT in fünf Youtube-Minuten

Damit Green IT nicht ausschließlich in Fachkreisen oder bei Engagierten ein Thema ist, wird jetzt das Institut für Zukunftsstudien unter der Schirmherrschaft des Umweltbundesamtes aktiv und schreibt den Wettbewerb green ITube aus, zu dem man saich auf der IZT-Website online anmelden muss. Dort stehen auch die Teilnahmebedingungen im Detail. Im Groben: Prämiert werden Filmwerke bis zu fünf Minuten, die sich mit Themen rund um Green IT (sprich: Strom- und Materialverbrauch sowie dessen Optimierung durch vernünftigen Umgang mit IT- und Kommunikationessystemen) befassen. Denn immerhin erzeugt die Informations- und Kommunikationstechnik mittlerweile mehr Kohlendioxid als der Flugverkehr, und zehn Kraftwerke müssen allein deshalb betrieben werden – viele von ihnen, weil der Begriff „Ausschaltknopf“ dem Dauersurfer oder der TV-Couchpotato an der Fernsteuerung irgendwie abhanden gekommen ist. Nebenbei spart man durch vernünftiges Verhalten am Gerät auch noch bares Geld.
Einsendeschluss ist der 20. Oktober. Zur Teilnahme aufgefordert sind vor allem HobbifilmerInnen, SchülerInnen und Studierende, Auszubildende besonders aus den medialen Studiengängen, aber ansonsten auch jedeR andere. Was mit eventuell eingehenden PR-Filmbeiträgen der IT-Industrie geschehen soll, hat leider niemand festgelegt. Zu befürchten ist, dass solche eingesandt und zu hoffen, dass sie in diesem Zusammenhang nicht als Wettbewerbsbeiträge akzeptiert werden. Schließlich hätte sich diese Klientel schon längst stark machen können, hält sich aber (außer bei Pressekonferenzen) auffällig damit zurück, zu sparsamem Energie- und IT-Verbrauch aufzufordern – wen wunderts, hängt der Umsatz doch unmittelbar mit der Konsumwut der Verbraucher für IT-Schnickschnack zusammen.
Eine hochkarätige Jury bestimmt die fünf Gewinner, die Nummer 1 bekommt 1000 Euro. Infos gibt es unter

Call for Papers: Green-IT-Buch

Wie das Netzwerk GreenIT-BB gemeinsam mit den Partnern CIOcolloquium und CIO-Circle sowie der Green IT Allianz des Bitkom mitteilen, soll ein Buch über Green IT entstehen.
Angefragt sind bisher Exposés von fachkundigen Menschen aus Praxis, Wissenschaft und Politik von 1800 Zeichen Länge, die bis 30. September bei Ute Gaab bei Green IT BB eingehen sollen. Nähere Infos zu dem Buch, das als digitale Ausgabe und Print on Demand rechtzeitig zur Verleihung des GreenIT Best Practice Award 2012 erscheinen soll, finden Sie hier. Die Autoren schreiben übrigens kostenlos, für fachkundige Journalisten, die auf Honorare angewiesen sind, ist also dieses Angebot leider nicht gedacht.

Experton: Green IT wächst

Nach von silicon.de berichteten Daten wächst der Markt für Green IT in Deutschland auch in den nächsten Jahren weiter. Das Volumen lag 2010 bei 12,1 Milliarden Euro und soll bis 2012 ein Volumen von 19,3 Milliarden Euro erreichen. Hersteller, so Experton, verbannten das Thema beim Marketing allerdings derzeit meist in die zweite oder dritte Reihe.

Kommentar:Spannend wäre es, einmal zu untersuchen, ob sich an dieser Herstellersicht vielleicht durch die jetzigen Ereignisse (Fukushima, Wahlen etc).etwas geändert hat. Die Branche ist ja dickfellig, aber auch wieder nicht so dickfellig, dass sie überdeutliche Zeittrends ignorieren würde. Siehe auch den Bericht über das energieautonome Rechenzentrum eins tiefer.

Energieautarkes Rechenzentrum

Alle reden vom teuren Smart Grid, doch es gibt auch Möglichkeiten, sich davon komplett unabhängig zu machen – jedenfalls im Bereich Rechenzentren. Dazu ist allerdings ein wenig branchenübergreifende Kooperation nötig. Wie sie beispielsweise die Friedhelm Loh Group zu praktizieren scheint. Aus der Reihe ihrer Tochterfirmen kommt nämlich ein komplett energieautarkes Container-Rechenzentrum. Data_Center_Container
Das RZ, dessen IT-Komponente Rittal liefert, hat zwei integrierte Blockheizkraftwerke des Loh-Group-Tochterunternehmens Würz Energy auf Pflanzenöl- oder Erdgasbasis, nutzt für die Sommerkühlung Adsorptionskälte aus der Abwärme der beiden stromerzeugenden BHKWs zur Kühlung, im Winter freie Kühlung und kann wegen der Energieautonomie auch da aufgestellt werden, wo Strom nicht oder nur unzuverlässig zur Verfügung steht. Die Datenübertragung erfolgt per Funk.

Summary:Two daughter companies of Friedhelm Loh Group, Rittal and Würz Energy, have presented an energy autonomous container data centre for intermediate use or remote regions. Two integrated block heating stations, fired with plant oil or natural gas, supply heat and electricity. The waste heat is used for adsorptive cooling in summer. In winter, the data center uses free cooling.

AUDI baut Green-IT-RZ/AUDI builds Green-IT-datacenter

Wie die Web-Plattform Auto-Presse.de meldet, setzt der Ingolstädter Automobilhersteller AUDI bei seinem neuen Rechenzentrum auf Green IT. 2009 verbrauchte das RZ am Standort Ingolstadt 17 Millionen Kilowattstunden (so viel wie rund 4100 Einfamilienhäuser), ab 2012 soll es ein Drittel weniger sein. Unterbringung im kühlen Keller und freie Kühlung sorgen dafür, dass die Kühlaggregate erst ab 12 Grad Celsius anspringen müssen. Ein Schwungmassespeicher ersetzt die bisher üblichen USVs, es wurden energiesparende Geräte ausgewählt.

Summary:As the web platform Auto-Presse.de reports, AUDI builds a new Green-IT-datacenter. The new datacenter of car manufacturer AUDI in Ingolstadt is supposed to save one third of the energy used by todays infrastructure. Free cooling, location in the cellar and other measures are to contribute to that result. 2009, the AUDI datacenter used 17 Million kWh, which is as much as around 4100 average family homes.

EcoIT-Preis der Deutschen Umwelthilfe geht an Charité Berlin/Green-IT-price for Charite Berlin

Wegen einer Kombination aus Server- und Desktopvirtualisierung, neuartiger Kühlmethoden und über den Zugriff auf den Intel-Prozessor (vPro) gesteuerte Fernwartung wurde die Rundumrenovierung der IT des Berliner Klinikums Charité mit dem ecoIT-Award der Deutschen Umwelthilfe ausgezeichnet. Im EInzelnen wurden zur Kühlung Kalt- und Warmgänge eingerichtet und gegeneinander abgeschottet, 200 veraltete Serversysteme abgelöst, wobei Altsysteme weiter verwendet wurden, wenn möglich. Die physischen Server beherbergen jetzt 19 Gastsysteme. Die Terminalemulation wurde durch Desktopvirtualisierung abgelöst. Dabei hat die neue Hardware unter 1 Watt Standby-Verbrauch und Netzteile mit mindestens 80 Prozent Effizienz. Insgesamt werden schrittweise 12000 PCs ausgetauscht.

Summary:Berlin Hospital Charité received the ecoIT award of German NGO Deutschen Umwelthilfe . Reason was a big IT restructuring project according to the energy efficiency guidelines of this institution. Servers and desktops were virtualized, inefficient desktop PCs were exchanged against modern hardware and the cooling technology within the data center was modernized. By this, the Hospital saves more than one million kWh per year.

Green IT auf der Cebit/Green IT on Cebit

EIn sehr interessantes Programm hat Bitkom diesmal für den Bereich Eco IT Solutions (H13, C39) der Cebit zusammengestellt. Besonders lobenswert: Es wird endlich ernsthaft dafür geworben, digitale Kleingeräte wie Handies zu rezyklen, statt sie in der Schublade zu horten oder wegzuschmeißen. Ein ganzer Vortrags-Track befasst am Dienstag befasst sich damit. Außerdem interessant: Es werden auch Bewertungsmethoden für ICT-Produkte diskutiert und gefragt, wie denn nachhaltige und fair produzierte Geräte aussehen könnten. Daneben das Übliche: Smart Grids – in Deutschland noch immer mehr oder weniger im Konzept- und Versuchsstadium, das grüne Rechenzentrum etc. Insgesamt aber ein Event, dessen Besuch sich wegen der Vielfalt und Hochkarätigkeit der Referenten und Themen durchaus lohnen dürfte.

Summary:With a diverse and high-level program of lectures and discussions, Eco IT Solutions area (H13, C39) on Cebit shows recent advancements in Green IT technology and research. Topics range from clean and fair production to urban mining, from green data centers to the chances of IT to reduce carbon dioxide. Do not miss if interested! Unfortunately, most lectures and discussions will only be in German. There was no information in the program about if there are translation services.