Frohe Weihnachten und Blogpause!

Auch „nachhaltige it“ muss ab und zu ausruhen, zum Beispiel über die Feiertage. Nachhaltigkeit fängt nämlich beim nachhaltigen Umgang mit den eigenen Ressourcen an, ganz im Sinne einer wirksamen Burnout-Prophylaxe. Die Modekrankheit „Burn Out“ ist nämlich auch ein Zeichen für die allgemeine Unfähigkeit, eigene Grenzen oder die Leistungsgrenzen anderer Menschen zu respektieren.
Hier jedenfalls wird bis zum 9. Januar nichts mehr veröffentlicht. Nachhaltige IT hat Weihnachtspause und wünscht Ihnen allen, dass Sie dem Drang zur immerwährenden Erreichbarkeit widerstehen, Ihre Handys abschalten, das Web Web sein lassen und einmal zu sich (und vielleicht auch zu dem einen oder anderen lieben Freund/In oder Familienangehörigen) kommen, auch wenn das vielleicht ein paar Euro Umsatz kostet. In diesem Sinne einen guten Rutsch ins Jahr 2012!

Gute Werke mit IT: Zwei Beispiele

Passend zum Weihnachtsfest zwei Beispiele, wie man IT, Web und Telekommunikation gute Werke vollbringen kann. Beide stammen aus dem Greenpeace-Magazin, Ausgabe 4/2011: Da gibt es zum einen die Organisation Telécoms Sans Frontières. Sie bietet Menschen in Konfliktgebieten und Flüchtlingslagern die Möglichkeit, kostenlos drei Minuten lang ein Satellitentelefon zu benutzen und so dafür zu sorgen, dass Familie oder wichtige Freunde wissen, wo sie überhaupt sind. Ebenfalls mit dem Thema Flüchtlinge beschäftigt sich ein Web-Projekt: Refugees United ermöglicht Flüchtlinge, über die Website kostenlos und anonym nach Angehörigen weltweit zu fahnden, damit vielleicht irgendwann und irgendwo wieder eine Familienzusammenführung gelingt.

Fahrgemeinschaften im Web liegen im Trend

Wie der Branchenverband BITKOM meldet, liegt es im Trend, Fahrgemeinschaften übers Web zu bilden.Die meisten Plattformen sind kostenfrei, viele bieten aber Premium-Funktionen wie telefonische Kontaktaufnahme zum Fahrer nur gegen Geld. Meist legen Arbeitskollegen den Weg ins Büro oder sonstige Arbeitsstätten gemeinsam zurücklegen, wie die Grafik zeigt.

Fahrgemeinschaften übers Internet

Von den rund zwei Millionen Menschen, die nach einer Hochrechnung auf Basis einer Umfrage unter 1000 Bundesabürgern übers Web gemeinsam fahren, sind die meisten zwischen 14 und 29. Senioren bilden nur zu 7 Prozent Fahrgemeinschaften, was wohl darauf zurückzuführen ist, dass ein Auto für sie noch immer eher ein Identitäts- statt ein Beförderungsvehikel darstellt. Studenten bilden ungefähr doppelt so oft Fahrgemeinschaften (31 Prozent) wie Angestellte (16 Prozent), Selbständige sind da besser (19 Prozent). Die kriegen nämlich nicht jeden Monat eine Gehaltsüberweisung und freuen sich daher über eingesparten Sprit, vermutet die Autorin. Sie vermutet außerdem, dass die Prozentzahlen auch bei Angestellten hochgehen, wenn die Benzinpreise steigen.

BIKOM gibt auch noch eine Menge Tipps:

So kommt es auf genau Angaben des Anbieters (Stecke, Fahrzeit, Fahrzeug…) an, ob sein Angebot Erfolg hat. Als Fahrer kann man etwa fünf Euro für hundert Kilometer verlangen. Wer will, kann Plattformen für spezielle Gruppen nutzen: von und für Frauen, Berufspendler etc. Mitfahrer sollten zu niemandem ins Auto steigen, dem sie nicht trauen, rät BITKOM. Bei Unfallschäden am Mitfahrer haftet der Verursacher via Halterhaftpflicht, wenn der Fahrer nicht der Halter ist, wird es kompliziert. Außerdem lassen sich auch Fahrgemeinschaften für öffentliche Verkehrsmittel bilden, um dort Gruppenfahrpreise zu nutzen.

BITKOM hat sich auch die Mühe gemacht, eine ganze Liste von Mitfahrzentralen zu sammeln, wobei die Aufzählung keinen Anspruch auf Vollständigkeit erhebt.

ADAC-Mitfahrclub (Sonderfunktionen für Vereinsmitglieder)
Citynetz-Mitfahrzentrale (stationäre Mitfahrzentralen)
Citytocity.de: stationäre Zentralen/Suchfunktion
Deinbus.de: Busreisen/Gruppenreise
Drive2day.de: Österreich
flinc.de: auch Handy-App
Frauenfahrgemeinschaft.de: nur für Frauen
Mitfahrgelegenheit.de: besonders großes Portal
: noch ein großes Portal
Mifaz.de: vor allem Bayern/Ba-Wü
Pendlernetz.de: Berufspendler

Schneckenleitung für Bürger – Transatlantikkabel für Hedgefonds

Ein neues Projekt zeigt den ganzen Wahnsinn der Finanzindustrie und ihres Einflusses auf die Welt: Wie unterschiedliche Webseiten und Blogs melden (siehe z.B. Computerbase, Gully), wird derzeit ein neues Transatlantik-Datenkabel verlegt. Die originäre Quelle der Meldung ist die britische Zeitung Telegraph. Die Verbindung, übrigens das erste neue Transatlantikkabel seit der Internet-Blase, führt von London City nach New York City. Gebaut wird das Kabel, das „nur“ 6021 km lang ist (die üblichen Verbindungen sind länger), von Cable & Wireless als Generalunternehmer. Die kürzere Distanz schlägt sich in einer 6 ms kürzeren Transportzeit (nur 59 ms statt 65 ms, das entspricht bei der überbrückten Distanz einem Drittel der Lichtgeschwindigkeit) nieder.
Das Kabel kostet 300 Millionen Dollar und soll vom späteren Betreiber, Hibernia Atlantic, in erster Linie an konkurrierende Finanzunternehmen auf beiden Seiten des Atlantik vermietet werden, die aus der verkürzten Transportzeit Gewinn schlagen. Übrigens zu 50mal höheren Preisen als übliche Kabelmieten. Rentieren dürfte sich dieses Investment für die Mieter trotzdem: Pro Millisekunde schnellerer Transport könnten Hedgefonds, von denen viele sich im Sekundenhandel betätigen, 100 Millionen Dollar jährlich verdienen, heißt es übereinstimmend. Der Telegraph zitiert übrigens immerhin (anders als die deutschen Blogs) durchaus Finanzexperten, die die dauernde Zunahme des Computerhandels kritisch sehen, da er das Börsengeschehen und letztlich die Weltwirtschaft destabilisiert. Das Volumen reiner Finanztransaktionen überscheitet heute das Volumen warenbezogener Transaktionen um mehr als das Zwanzigfache – leeres Geld, das wie irre um den Globus rast, eine kleine Schicht bereichert und wahrscheinlich in Kürze die Weltwirtschaft kollabieren lassen wird.
Wie irrsinnig das Kabelprojekt aus jeder außer der finanziellen Perspektive von Betreiber, Errichter und Finanzwesen ist, zeigt ein Blick auf die globale Kommunikationslandschaft: So gibt es in weiten Teilen der Welt höchstens schmalbandige Mobilverbindungen, und selbst in Deutschland wird seit Jahren um eine Anschlusspflicht auch entlegener ländlicher Regionen an ein Netz mit für Online-Arbeit ausreichenden Bandbreiten gerungen. Erst solche Netzwerken würden Landbewohnern mit Jobs in benachbarten Städten ermöglichen, einen Teil ihrer Arbeit kohlendioxidsparend von zu Hause abzuwickeln. Würden Investitionen auf solche Felder gelenkt, könnten daraus auf Dauer durchaus nachhaltigere Belebungseffekte fürs Wirtschaftsgeschehen resultieren.

Die besten Green-IT-Anwendungen des Jahres

Nicht mehr ganz taufrisch, doch auf nachhaltige IT dürfen sie trotzdem nicht fehlen: die Preisträger des Green IT Best Practise Award. Wer dafür verantwortlich ist, lässt sich am besten hier nachlesen.
Ausgezeichnet wurde in drei Kategorien:
– energieeffiziente IT-Systeme. Den Preis kriegte der Hoster Hetzner Online. Sein neues Rechenzentrum kommt auf eine Energieverbrauchseffizienz (PUE) von 1,12, was heißt: Es verbraucht nur 12 Prozent zusätzlichen Strom zur Energie für die IT-Infrastruktur. Da lacht das Portemonnaie, auch das der Kunden von Hetzner (hoffentlich).
– optimierte Prozesse durch IT-Systeme: Hier gewann die Sparkasse Calw. Sie steuert mit Joulex-Software ihre Kontoauszugdrucker und Geldautomaten so, dass sie nicht zu unsinnigen Zeiten Strom verbrauchen.
– visionäre Gesamtkonzepte: Und das CSC (Center for Scientific Computing) der Goethe-Universität in Frankfurt baute einen kohlendioxidneutralen supercomputer, der nur ein Viertel des Stroms vergleichbarer Geräte braucht. Der benötigte Strom kommt aus erneuerbaren Quellen. Ich hätte gern in der Online-Präsentation nachgelesen, aus welchen, aber die Darstellung auf der Website des Awards ist so winzig, dass das schlicht nicht möglich ist.
– Ein Sonderpreis ging an eine besonders stromsparende Datenbanklösung. Sie berechnet 100 Millionen KPIs in zwei Minuten und braucht dazu laut Pressemeldung nur zehn Watt, was Unsinn ist, da man Verbräuche in (Kilo)wattstunden abrechnet und nicht in Watt. Aber Elektrotechnik ist halt ein schwieriges Thema. Außerdem möchte der Anbieter der Data-Warehouse-Lösung (denn um ein solches handelt es sich laut Website des Prämierten) Q2Web, angeblich mit der Datenbank Server ersetzen, was nach menschlichem Ermessen unmöglich ist, da Datenbanken Soft-, Server aber Hardware sind, außer die Datenbank liefe in einer Cloud, aber davon ist nie die Rede. Ich nehme an, die Datenbank rechnet besonders effektiv und läuft auf einer speziellen, vielleicht sogar sparsamen Hardware, aber ob das stimmt, ist aus der Mitteilung ebenfalls nicht zu entnehmen. Datenbanktechnik ist eben auch ein schweres Thema.
Wie dem auch sei: nachhaltige it gratuliert den Preisträgern herzlich und freut sich, wenn auch nächstes Jahr wieder viele innovative Ideen vorgestellt werden.

GreenITube: Abgabe jetzt bis 12. Februar

Damit sich auch möglichst viele Schüler beteiligen können, die momentan mit Lernen beschäftigt sind, wurde die Abgabefrist für den Green-IT-Filmwettbewerb des Instituts für Zukunftsstudien und Technologiebewertung (IZT) GreenITube verlängert bis 12. Februar 2012. Teilnahmebedingungen hier. (Man fragt sich, warum das IZT die Teilnahmebedingungen so gut versteckt – soll die vielleicht gar keiner finden? Auf die Eingabe von GreenITube im Suchfeld hin erscheinen jedenfalls wahnwitzige null Fundstellen. Trotzdem bewerben!

Je aufwändiger die Technik, desto schwammiger die Ergebnisse

Die bisher bekannt gewordenen Ergebnisse der aktuellen Ausgabe des Weltklimaberichtes (siehe z.B. auf Spiegel.de) belegen vor allem eines: Die immer aufwändigeren Rechentechniken führen nicht zu klareren Prognosen. Noch genauere (und teurere) werden es wohl auch nicht tun, obwohl die IT gerade jetzt imemr aufwändigere Simulationstechnologie entwickelt, um sogenannte „Big Data“-Aufgaben zu erledigen. Angeblich geht es laut Spiegel bei den Präsentationen des Weltklimarates – Details lassen sich im Spiegel-Artikel nachlesen – zu wenig um die dahinter liegende Wissenschaft und zu viel um „Naturgefahren“, was Angriffe von Klimaskeptikern auf die Resultate erleichtere.

Kommentar:Das Fazit aus der Lage kann nur heißen: Da die Risiken wahrlich unüberschaubar sind und sich als „schwarze Schwäne“ darstellen, muss die Gesellschaft sich, egal, wie genau die Vorhersagen nun sind, zu schneller Vorsorge und zu mehr Klimaschutz entscheiden. Auf noch genauere Simulationen zu warten, wird nichts helfen. Und auch zu warten, ob und welche Prognosen eintreten, ist wohl kaum zielführend. Wenn sie eintreten, ist es nämlich zu spät zum Handeln und das dürfte vielen Menschen (nicht nur, aber vor allem im Süden) Existenzgrundlage und Leben kosten. Und das setzt wiederum Flüchtlingsströme in Trab, die vor irgendwelchen Grenzbefestigungen wohl kaum Halt machen.

Greenpeaces neues Ranking der Computerhersteller

Der Greenpeace Guide to Greener Electronics ist in einer aktuellen Version erschienen. Meilenweit vorn ist HP. Ganz weit hinten: RIM. Besonders tut sich HP durch ein nachhaltiges Management der Lieferkette hervor. Trotzdem kommt HP nur auf 5,9 – 10 Punkte sind möglich. Der Grund: Die Produkte könnten noch weit nachhaltiger gestaltet sein. Auf Platz 2 und damit auf der Pole-Position des großen Verfolgerfeldes liegt Dell mit 5,1 Punkten, wobei ebenfalls die Prozesse und die Lieferkette positiv hervorstechen, während der Bezug von Energie und die Produktlebenszyklen absoluter Schwachpunkt sind. RIM (1,6 von 10 Punkten) kann man immerhin zugute halten, dass der Hersteller zum ersten Mal dabei ist und wohl erst anfängt, sich hinsichtlich der Umwelt zu optimieren.

Summary: Latest edition of Greenpeace Guide to Greener Electronics places HP first (5,9 out of 10 points), second ist Dell (5,1 of 10) and last is RIM (first time rated) with 1,6 of 10.

Das Smart Grid dauert noch lange!

Einige Erkenntnisse aus Veranstaltungen, die ich in der letzten zeit besucht habe:

1. Smart Meter lohnen sich vor nur in Haushalten mit hohem Stromverbrauch. Sonst fressen sie wegen der Infrastruktur, die man für ihren Betrieb braucht, mehr als sie einsparen. Derzeit liegt die Grenze für den Pflicht-Einbau bei 6000 kWh, ein bisschen tiefer dürfte es schon sein, aber dass die alte Oma mit Hartz 4 von einem solchen Gerät irgendwas profitiert, darf getrost ausgeschlossen werden. (Quelle: IZT)

2. E-Cars bringen nur dann was für die Netzstabilisierung, wenn der Provider ihre Batterien laden und entladen darf. Abgesehen davon, dass die Infrastruktur das noch nicht hergibt, darf man getrost bezweifeln, dass die Anwender glücklich damit sind, wenn sie ihr Fahrzeug zur Unzeit mit einer leeren oder fast leeren Batterie vorfinden.(Quelle: OFFIS)

3. Das Smart Grid dauert wohl noch ein Weilchen – eine Studie der Deutschen Akademie für Technikwissenschaften, deren erste Ergebnisse einigen Journalisten in Auszügen vorgestellt wurde, schlägt zunächst eine „Konzeptionsphase“ bis 2015 vor. Außerdem steht alles unter dem Finanzvorbehalt: Zerbröselt bis dahin der Euro, dürften dies wohl auch sämtliche Smart-Grid-Pläne wegen Geldmangels tun. Na, dann prost. Strom gespart wird in diesem Fall ja aus ganz anderen Gründen.

Zusammen mit den neuesten Daten des World Energy Outlook CO2-Ausstoß und Energieverbrauch so hoch wie nie) lässt das den Schluss zu, dass wir unsere CO2-Minderungsziele global wohl nicht erreichen werden, wenn keine gigantische wirtschaftliche Krise automatisch den Stromverbrauch drückt. Aber dann werden auch Smartgrids nicht gebaut (kein Geld), wobei man sich natürlich fragen muss, ob eine so komplexe Infrastruktur überhaupt zukunftsfähig sein kann.

Fazit: Weder Politik noch Wirtschaft scheinen bereit zu sein, im nötigen Umfang auf die Tube zu drücken und dem Anliegen die dringend erforderliche hohe Priorität einzuräumen. Bei der Bankenrettung werden Hunderte Milliarden mal eben in überhasteten Nachtsitzungen oder am Frühstückstisch verteilt, die Weltrettung dagegen ist nicht so dringend, das Schlimmste trifft ja wahrscheinlich nur die Kinder. Denn die Entscheider von heute sind jetzt so zwischen 40 und 50. Und hoffen wohl klammheimlich, dass es sie schon nicht beuteln wird, wenns schlimm kommt.